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Neglected Witnesses

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Julie-Marthe Cohen, Felicitas Heimann-Jelinek (Hg): The Fate of Jewish Ceremonial Objects During the Second World War and After. Crickadarn, Nr Builth Wells: Institute of Art and Law 2011. 400 Seiten. ISBN 9781903987216

Die  Autoren der Beiträge des Sammelbandes „Neglected Witnisses", renommierte Spezialisten der einzelnen Länder, beschreiben detailliert und kenntnisreich das Schicksal jüdischer Museen und Sammlungen in Polen, Tschechoslowakei, die Niederlande, Italien und Ungarn während und nach der NS-Zeit

Von 1947 bis 1952 wurden die von den Nationalsozialisten geraubten jüdischen Kultgegenstände von der „Jewish Cultural Reconstruction Inc." In verschiedenen Depots in Deutschland gesammelt und an jüdische Institutionen und Synagogen ausserhalb von Europa verteilt. So kam es dazu, dass zum Beispiel 1987 in Frankfurt am Main das jüdische Museum ohne den historischen Bestand des Museums jüdischer Altertümer gegründet werden.

In Wien dagegen konnte rund die Hälfte des Bestandes des alten jüdischen Museums nach 1945 gefunden und zahlreiche rituelle Objekte der Synagogen gerettet werden, wie Felicitas Heimann-Jelinek, die frühere Chefredakteurin des jüdischen Museums, beschreibt. Ein wissenschaftliches Verzeichnis dieser beiden Bestände zusammen mit der berühmten Sammlung Max Berger und eine Fortsetzung der Provenienzforschung wären ein

Desideratum und eine wichtige Aufgabe für das neu aufgestellte Wiener jüdische Museum. Judaica aus Wien tauchen auch immer wieder auf dem Antiquitätenmarkt auf und das Israel Museum in Jerusalem besitzt einen Torahvorhang aus dem Türkischen Tempel in Wien.

Viele offene Fragen gibt es auch in den Niederlanden oder in Italien, wo eine 2002 Kommission, über das Schicksal der Bibliothek der jüdischen Gemeinde von Rom zu keinen positiven Ergebnissen kam.

Grace Cohen Grossman vom Skirball Museum in Los Angeles beschrieb in einem der interessantesten Beiträge ihre Versuche, zu eruieren, wo sich circa 3000 Judaica, die an Institutionen in den USA und Kanada verteilt wurden, heute befinden. Das detailliert beschriebene Resultat war überaus negativ und zeigte ein erschreckend kurzes historisches Gedächntis, da nur mehr sehr wenige Gegenstände lokalisiert werden konnten.