Ausgabe

Die Konstruktion einer hybriden ‚jüdischen Nation’.

Evelyn Adunka

Inhalt

Eine Studie über die Jüdische Rundschau 1902-1914

Sabrina Schütz: Die Konstruktion einer hybriden ‚jüdischen Nation’. Deutscher Zionismus im Spiegel der Jüdischen Rundschau  1902-1914.

 

Vandenhoeck & Ruprecht unipress: Göttingen  2019

514 Seiten, Euro 70

ISBN 078-3-8471-0930-3

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In ihrer an der Universität Regensburg approbierten Dissertation beschreibt die Autorin die Berliner Netzwerke und das zionistische Laboratorium im Spiegel der 1901 als Israelitische Rundschau gegründeten offiziellen Wochenzeitung der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. Die Zeitung erschien zwei Mal wöchentlich, wurde 1902 in Jüdische Rundschau unbenannt und erschien bis 1938. Sie wurde in der Druckerei der Familie Scholem gedruckt.

In ihrer ausführlichen Einleitung referiert Schütz eingehend den Forschungsstand zur Geschichte der Zeitschrift im gesamten Zeitraum ihres Erscheinens. Sie geht dabei aber nur wenig auf die Biographien der Chefredakteure Julius Becker, Leo Hermann und Heinrich Loewe ein. Im Falle des Berliner zionistischen Pioniers und Bibliothekars Heinrich Loewe rekurriert sie ausgiebig auf die 2018 im Neofelis Verlag publizierte grundlegende Biographie von Frank Schlöffel (siehe auch die Besprechung der Rezensentin in David, Nr.120, 2019).      

Im letzten Teil ihres Buches widmet sich die Autorin unter anderen der jüdischen Identitätsdebatte, wie sie der berühmte Soziologe Franz Oppenheimer in der Zeitschrift artikuliert hatte, indem er zwischen jüdischem Stammesbewusstein bei Westjuden und jüdischem Volksbewusstsein bei Ostjuden unterschied. In weiteren Abschnitten beschreibt Schütz die Diskussionen in den letzten Delegiertenversammlungen der Zionistischen Vereinigung am Vorabend des Ersten Weltkriegs. So forderten jüngere Funktionäre wie Theodor Zlocisti und Kurt Blumenfeld, der spätere Präsident der Vereinigung, bei der Delegiertenversammlung 1912 in Posen, dass es Aufgabe der Zionisten sei, „die Übersiedlung nach Palästina in ihr Lebensprogramm aufzunehmen“ oder zumindest „persönliche Interessen in Palästina“ zu schaffen. 1913 formulierte die Delegiertenversammlung des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in einer Resolution das Verbot für ihre Mitglieder, der Zionistischen Vereinigung beizutreten. Die entsprechende Gegenresolution der Zionisten folgte kurze Zeit später. Beeindruckend ist das von der Autorin vorgelegte umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnis.