Sonja Frank (Hg): Young Austria. Österreichinnen im britischen Exil 1938-1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich. Wien: ÖGB Verlag 2012. 472 Seiten. Eu 29-90 ISBN 978-3-7035-1539-2
Anthony Grenville: Stimmen der Flucht. Österreichische Emigration nach Großbritannien ab 1938. Wien: Czernin Verlag 2011. 261 Seiten. Eu 24.90. ISBN 978-3-7076-0395-8
Sonja Frank, Obfrau des Vereins Kunstplatzl, hat im Andenken an ihre Großeltern Ludwig und Fanni Grossmann, die 1939 nach England emigrieren mussten, in einem groß angelegten, von Erich Herzl initiierten Projekt, das auch von einer Ausstellung in der Volkshochschule Hietzing begleitet wurde, erstmals eine umfassende Dokumentation über die österreichisch-britische Exilorganisation „Young Austria", publiziert.
Das eindrucksvolle, überaus informationsreiche Buch dokumentiert die ausführlichen Lebensgeschichten von 70 Mitgliedern von Young Austria, dem einst 1300 Mitglieder angehörten, begleitet von zahlreichen Fotos und Dokumenten. Unter den Porträtierten finden sich auch einige so bekannte und prominente Namen wie Erich Fried, Eva Kolmer, Theodor Kramer, Edith Rosenstrauch, Robert Rosner, Leopold Spira, Herbert Steiner, Otto Tausig und Arthur West. Unter den weiteren Interviewten sind leider sehr viele bereits verstorben.
Nur eine kleine Korrektur: Der mehrfach erwähnte Religionslehrer Jakob war nicht der Vater, sondern der Onkel von Gerhard Bronner.
Ein anderer Aspekt des österreichischen Exils in Großbritannien wird von dem Historiker Anthony Grenville in dem Buch „Stimmen der Flucht" beleuchtet. Grenville, der selbst aus Österreich stammt, redigiert seit 2006 auch das „AJR Journal" und hat 2010 auch eine Geschichte dieser wichtigen Exil- und Nachexilzeitschrift veröffentlicht. Das Buch „Stimmen der Flucht" ist ein Teil des zusammen mit Bea Lewkowicz durchgeführten Projektes „Refugee Voices", das weiters eine Ausstellung und einen Film umfasst, die im Wiener Literaturhaus gezeigt wurden. Für das vorliegende Buch hat Grenville 25 Interviews mit österreichischen Exilanten ausgewertet. Es beschreibt ausführlich ihr Leben in Wien, während des Krieges, ihre Integration in England und die Beziehungen zu Österreich. Hervorzuheben ist, dass die Interviewer im Gegensatz zu manchen vergleichbaren Projekten immer auch nach der jüdischen Identität und dem jüdischen Engagement fragten. Unter den Interviewten sind beispielsweise. Fred Barschak, dessen Vater in Wien ein großes koscheres Hotel und Restaurant besaß, Walter Brunner, der in der Jeschiwa in Nitra studierte und heute in Manchester lebt, Henry Ebner, dessen Eltern zwei Kinos führten, Ernst Flesch, Sohn des Sekretärs des Humboldttempels in Wien-Favoriten, der Musiker Joseph Horovitz, Sohn des Verlegers Bela Horovitz, und der Historiker Peter Pulzer.