Der folgende Beitrag handelt von einem Gelehrten, der im 18. und 19. Jahrhundert unweit von Wien lebte und der in der Geschichte des jüdischen Rechtsdenkens zur Ikone des orthodoxen Widerstands wurde. Widerstand gegen jede Veränderung durch Haskalah und Moderne: Rabbi Moses Schreiber (1762-1839), auch genannt Hatam Sofer. Dieser Titel - Hatam Sofer - entstammt dem Akronym eines seiner Bücher1, in Kombination mit dem Hebräischen Wort für "Schreiber", Sofer.2
Schreiber lebte in einer Zeit des politischen Umbruchs. 1769 in der Frankfurter Judengasse geboren, verbrachte er die erste Hälfte seines Lebens im Heiligen Römischen Reich des späten 18. Jahrhunderts. Die zweite Hälfte seines Leben spielte sich nach 1804 im neuen Österreichischen Kaiserreich ab, wo er 1839 in Pressburg/Bratislava, verstarb. Aus Anlass seines 250. Geburtstages prägte die slowakische Nationalbank im Juni 2012 eine Zehn-Euro-Münze mit seinem Konterfei.
Ein grosser Teil seiner Arbeit beschäftigte sich mit Halakhah, jüdischem Recht. Im Folgenden soll daher einer seiner Rechtsentscheide, oder ein „Responsum", im Mittelpunkt der Ausführungen stehen - nicht so sehr wegen seines speziellen Inhalts als vielmehr wegen einer bestimmten Argumentation, die Schreiber zur Begründung seiner aussergewöhnlichen Position wählte. Diese wiederum kann einen interessanten Beleg dafür bilden, wie die Haskalah, die jüdische Aufklärung, selbst in ihrer konservativsten Ausprägung auf jüdische Gebräuche und religiöse Praktiken Einfluss nehmen konnte.
Das spezifische Responsum erscheint zunächst eher unbedeutend. Schreiber beschäftigt sich darin mit Veränderungen des weiblichen Reinigungsrituals nach der menstruellen Unreinheit. Die konkrete Fragestellung handelte von der Benutzung der Mikveh, dem jüdischen Ritualbad. Eine Mikveh (Plural Mikva'ot) ist wörtlich "ein Ort an dem [Wasser] gesammelt wird". Es ist der hebräische Name für ein künstlich angelegtes Wasserbecken, das von religiösen Juden und Jüdinnen bis heute zur religiösen Reinigung benutzt wird. Die ältesten bekannten Mikva'ot sind für die Zeit des Zweiten Tempels (sechstes Jahrhundert vor bis erstes Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung) in Palästina nachweisbar. Neuere Mikva'ot wurden jedoch an allen Orten der Welt gebaut, an denen Juden siedelten. Eine Mikveh kann zu verschiedenen rituellen Tätigkeiten genutzt werden. Nachdem die Reinigungsgesetze nach der Zerstörung des Tempels nicht mehr in vollem Umfang aufrecht erhalten wurden, werden sie jedoch seither hauptsächlich von Frauen für das Reinigungsritual nach dem Ende der Monatsblutung genutzt.3
Nach jüdischem Recht4 ist eine Frau von Beginn ihrer Menstruation an bis zum rituellen Untertauchen im Wasser unrein. Dieses Untertauchen muss sieben Tage nach Ende der Blutung stattfinden. Bis zur rituellen Reinigung wird die Frau als Niddah angesehen, ein Zustand, der mit "abgewiesen" oder "ausgeschlossen" übersetzt werden kann. Während dieser Zeit darf eine Frau keinen Verkehr mit ihrem Ehemann haben. Tut sie dies doch, begehen beide nach jüdischem Recht eine grosse Sünde. Auch einige häusliche Aktivitäten wurden von den Rabbinern als mögliche Quellen von Intimität verboten, ebenso wie zu manchen Orten und Zeiten Frauen in diesem Zustand das Betreten einer Synagoge vermieden.5
Das rituelle Bad findet für gewöhnlich ohne Bekleidung in der Nacht statt. Es kann in einem natürlichen Gewässer, wie einem See, Fluss oder Meer, vorgenommen werden. Diese Lösung konnte aber für kalte Regionen so problematisch sein, dass jüdische Gemeinden normalerweise eine eigene künstliche Mikveh anlegten, oft sogar bevor sie eine Synagoge bauten. In Europa wurden unzählige Mikva'ot erbaut, von denen jedoch nur wenige heute noch erhalten sind. Die bauliche Struktur von Ritualbädern ist dabei im jüdischen Recht genau vorgegeben. Das Wasservolumen sollte etwa mehrere hundert Liter umfassen (wobei das genaue Volumen nach wie vor Gegenstand der Diskussion ist). Damit eine Mikveh als solche gelten kann, muss ihr Wasser, oder zumindest ein Teil davon, auf "natürlichem" Wege gesammelt werden. Das Wasser darf nicht, um einen talmudischen Begriff zu gebrauchen, "gepumptes Wasser" sein, also zu irgendeinem Zeitpunkt vertikal durch indirekte oder direkte menschliche Beeinflussung aufwärts geflossen sein. Daher sind die meisten Mikva'ot unterirdisch gebaut, an einem Ort, an dem das Wasser auf natürlichem Wege durch Schwerkraft gesammelt werden kann.
Die Diskussion über das Beheizen von Mikva'ot
Obwohl die talmudischen Debatten viele Details über Struktur und Grösse einer Mikveh, ebenso wie zu Wasserzusätzen etc. enthalten, findet sich in der talmudischen Literatur keine explizite Diskussion der Wassertemperatur. Einige talmudische Texte geben Hinweise darauf, dass die kalten Bäder zu gewissen Zeiten beheizt wurden. Aber es gibt keinen eindeutigen Text, der erklärt, ob dies tatsächlich zulässig ist oder ob die Temperatur irgendwelche Einflüsse auf die halachische Gültigkeit des Untertauchens hat. Das Fehlen einer klaren Regel führte zu einer Fülle von Meinungen im Mittelalter. Diese Debatten bieten einen sehr interessanten Einblick nicht nur in die spezielle Thematik innerhalb der Geschichte der Halacha, sondern auch in die Beziehungen zwischen jüdischen Männern und Frauen, ihre Sexualität, die Kontrollfunktionen der Gemeinde, Sensibilitäten gegenüber Schmerz und Gesundheit, die Integration neuer Technologien in jüdischen Gemeinden und vieles mehr.
Das Beispiel von Moses Sofer, das hier aufgezeigt werden soll, gibt nun einen Einblick in die Reaktionen eher konservativer Rabbiner auf die Ideen jüdischer Aufklärer, der Maskilim. Basierend auf diversen Daten und Quellen, die ich während meinen Forschungen gesammelt habe, bin ich der Meinung, dass die meisten jüdischen Ritualbäder, die unter der Kontrolle von Rabbinern standen, nicht beheizt wurden. Dies lässt sich beispielsweise aus Fragen ablesen, die an diverse Rabbiner gestellt wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen, sei auf einen Text aus dem 15. Jahrhundert verwiesen. Er gibt das Zeugnis der Meinung des Rabbiners Jacob ben Mosses Moellin wider, der für gewöhnlich als Maharil (Morenu ha-Rav Jacob ha-Levi) oder Mahari Segal zitiert wird. Moellin wurde in Mainz um 1360 geboren, unterrichtet und ordiniert sodann in Wien. Er kehrte später nach Mainz zurück, wo er den grössten Rest seines Lebens verbringen sollte; er starb 1427. Ebenso wie Schreiber war auch er keine unbedeutende Figur im jüdischen Recht, um es bescheiden auszudrücken. Die „Encyclopedia Judaica" etwa schreibt über ihn: Er sei „der herausragendste Talmudist seiner Generation und das Haupt der jüdischen Gemeinden Deutschlands, Österreichs und Böhmens" gewesen.
Von einem seiner wichtigsten Studenten ist seine folgende Haltung zum Beheizen einer Mikveh überliefert:
„Mein Lehrer Maharil Segal sagte, es ist nicht erlaubt, Wasser in die Mikveh zu schütten, um es während der regnerischen Jahreszeit für die Badezeiten zu erwärmen, denn es würde erscheinen, als würde [die Frau] in gepumptem Wasser baden."
Dieser Meinung Segals und vieler anderer Gelehrter wurde offenbar in aschkenasischen Gemeinden bis in die Moderne weitgehend gefolgt. Viele Ritualbäder unter rabbinischer Aufsicht wurden nicht beheizt. Wir werden wohl nie wissen, ob dies auch für private Ritualbäder ohne solche Aufsicht der Fall war. Möglicherweise wurden diese von Frauen geführt, die sich nicht so sehr mit rabbinische Fragen aufhielten.6
Die rechtlichen Details der rabbinischen Pros und Contras würden an dieser Stelle zu weit führen. Es sei nur in Kürze versucht, die Grunddebatte, die auch Schreibers Background erklärt, zusammenzufassen. Denn aus jüdisch rechtlicher Perspektive sind zwar nicht alle technisch möglichen Methoden der Erwärmung von Ritualbädern legitim, aber es gibt doch einige, die als kosher gelten können.
Einige wichtige Autoritäten erlaubten daher solche Methoden. Andere hingegen taten dies nicht. Es scheint, als wäre deren Widerstand an eine Art "meta-halachisches" Verständnis gebunden, denn genau genommen war es eher schwierig, gute halachische Argumente zu finden, die gegen die Benutzung von warmem Wasser in einer Mikveh sprachen. Und trotzdem kamen einige trotz schwächerer Argumente zu dem Schluss, dass es besser wäre, das Beheizen der Ritualbäder zu vermeiden. Es ist nicht immer einfach, diese Zurückhaltung zu verstehen und zu erklären, ausser man unterstellt andere Einflussfaktoren: zum Beispiel die Angst, etwas Neues zuzulassen; die Angst, Traditionen in Widerspruchen zu bringen, bei denen hoch geachtete Autoren entgegen standen; und die Angst, dass dies ein Einfallstor sein könnte: eine Erlaubnis für eine bestimmte Beheizungstechnik könnte von einigen, vor allem von nicht halachisch gebildeten Frauen, genutzt werden, auch andere nicht legitime Methoden zu verwenden.
Mit anderen Worten: Viele der Rechtsexperten wollten auf Nummer sicher gehen. Warum etwas erlauben, das vermutlich von den hoch geachteten Autoritäten als problematisch empfunden wurde? Das Bad in kaltem Wasser war schliesslich, ganz ohne Frage, hundert Prozent kosher. Ob das Baden im warmem Wasser ebenfalls kosher war, war hingegen weitaus weniger klar. Warum also in Schwierigkeiten geraten, insbesondere wenn man die gewichtigen religiösen Implikationen eines ungültigen Ritualbades fürchten musste? Den Status quo aufrecht zu erhalten, den „traditionellen Weg" beizubehalten, erschien daher den meisten als der beste Ansatz.
Wie aber war nun die Position von Moses Schreiber, der ebenfalls befragt wurde, ob das Beheizen von Ritualbädern nach jüdischen Recht gültig sein könnte?7 Aus den bisherigen Ausführungen zu schliessen, scheint Schreibers Entscheid naheliegend. Als ein aktiver Gegner jeder Veränderung jüdischen Lebens, wie er es kannte, und nach der Fertigstellung seiner Schriften in seiner zweiten Lebenshälfte, in der er sogar noch strenger geworden zu sein scheint, war es mehr als anzunehmen, dass Schreiber das Beheizen von Ritualbädern bekämpfen würde. Doch dem war überraschender Weise nicht so: Schreiber war sicherlich konservativ, aber er war nicht unbedacht. Warme Bäder in diesem Teil Europas am Beginn des 19. Jahrhunderts zu verbieten, wo nicht nur die Winter kalt waren, sondern bereits viele Juden die Autorität der Rabbiner hinterfragten, wäre ein Narrenakt gewesen. Abgesehen davon hatte er auch eine Ehefrau und Töchter.
Wie bereits erwähnt, war es durchaus möglich, den Gebrauch von warmem Wasser, oder zumindest einiger Heiztechniken, zu begründen. Schreiber hätte für sein Responsum auf mehrere rechtliche Texte zurückgreifen können, die jeden Experten in jüdischem Recht überzeugt hätten. Dennoch gab es auch einiges, was dieser Argumentation entgegen stand. Im sephardischen Rechtsdenken etwa ist ein Rechtsgutachten, das sich auf die klassischen Rechtskodices wie etwa Maimonides aus dem zwölften 12. Jahrhundert oder Tur aus dem 14. Jahrhundert stützt, nicht wirklich anfechtbar. Diese Rechtssprechung folgt sozusagen „den Grossen", also dem Talmud und den Hauptkodices. Im ashkenasischen Rechtsdenken hingegen galt das Konzept, den „Letzten" oder „Rezenten" zu folgen. Man musste zumindest überzeugend erklären, warum man mit den rezenten Autoren eventuell nicht übereinstimmte. Keinesfalls konnte man sie ignorieren. Eine Herausforderung für Schreiber also, denn einer der wichtigsten rabbinischen Autoritäten seiner Generation war Joseph ben Meir Teomim. Teomim nun vertrat eine äusserst ablehnende Meinung bezüglich der Nutzung von warmem Wasser in Ritualbädern. Mit einigen Simplifizierungen kann man daher sagen, Schreiber hatte nur zwei Optionen: Teomims Meinung zu folgen, oder aber eine wirklich gute und seriöse Begründung für eine gegenteilige Entscheidung zu finden.
Betrachten wir den Kontext von Schreibers Entscheid: Es war die Antwort auf ein Schreiben von Abraham Benjamin Wolf Hamburg (1770-1850), einem wichtigen Gelehrten aus Fürth. Der Briefwechsel mit Schreiber fand vermutlich zwischen 1820 und 1830 statt, als Hamburg ernsthafte Kämpfe mit Reformern in Fürth ausfechten musste. Letztlich unterlag Hamburg, und seine Gegner übernahmen die Führung in der Fürther Gemeinde. In seiner Antwort an Hamburg argumentierte Schreiber nun klar gegen die Lehrmeinung Teomims und anderer, die verschiedene Zweifel bezüglich Details hatten. Er führte eine Textdiskussion, in denen er verschiedene antike Meinungen und ihre Argumentationen verglich.
Nur an zwei Stellen lässst sich dabei Schreibers eigener Kontext erahnen. Eine sei exemplarisch vorgestellt: Schreiber berichtet dabei von seinen Erinnerungen an Frankfurt am Main, wo die Mikva'ot mittlerweile beheizt wurden. Er versteht dabei nicht genau, warum dies der Fall ist, denn er schreibt: „Ich war ein junger Mann, als ich das Haus meiner Mutter, und den Ort, an dem ich empfangen wurde, verliess." Die Tatsache jedoch, dass eine so heilige Gemeinde wie die Frankfurter ein solch beheiztes Bad habe, müsse bereits jeden Zweifel an der Gültigkeit einer solchen Lösung ausschliessen. Dann argumentiert er weiter, und dies scheint besonders interessant:
„Ich habe bereits ausführlich davon berichtet und die Verdienste dieser bedeutenden Gemeinden beschrieben, wo sie solche warmen Ritualbäder gebrauchen. (...) Und auch die grossen Weisen vergangener Zeiten haben sie nicht als ungültig beurteilt. Es ist offensichtlich, dass jeder, der frommer sein möchte, gesegnet sein wird von der Quelle allen Segens. (...) Aber in dieser Generation, in der aufgrund unserer vielen Sünden dies nicht nur dazu führen könnte, dass die Menschen die Fortpflanzung vermeiden (...), sondern auch, wie wir wissen, dazu führen könnte, dass sie den häretischen Ärzten zuhören und dies dann zu grossen Widerständen führen könnte, der Himmel verbiete es (...), wenn ich unter den Befragten gewesen wäre, hätte ich es erlaubt...Die Förderer sollten üppige Geldsummen zur Verfügung stellen, damit dies auf dem besten Wege bewerkstelligt werden kann (...), ein jeder, der frommer sein möchte, kann dies für sich selbst entscheiden. Unsere Weisen haben gesagt `es ist Zeit für Got zu handeln, sie überschreiten Deine Torah: es gibt Fälle, in denen die Torah durch ihre Überschreitung bewahrt wird´. Der Himmel verbiete, dass die Torah nicht (wirklich) überschritten werde, ausgenommen (nur) in Fällen wie dem unseren".8
Vieles könnte zu dieser Textstelle gesagt werden, aber herauszustreichen ist besonders die offenkundige Angst Schreibers. Er verheimlicht diese Angst vor „häretischen Ärzten", denen die jüdischen Frauen zuhören könnten, nicht. Er warnt vielmehr davor, dass diese Ärzte grosse Widerstände herbeiführen könnten. Der Begriff, den Schreiber dabei für die unbenannten Ärzte benutzt, lässt wenig Zweifel: er spricht von jüdischen Ärzten. Basierend auf anderen halachischen Texten derselben Zeit, glaube ich, sagen zu können, dass seine Angst vor allem darin bestand, dass diese „häretischen jüdischen Ärzte", die wir ziemlich sicher mit den Maskilim-Zirkeln assoziieren können, die jüdischen Frauen warnen könnten, dass das Baden in kaltem Wasser, zu gefährlich für ihre Gesundheit sei. Schreiber fürchtete die Konsequenzen einer solchen Aufmerksamkeit und drang daher vor allem in diejenigen, die die finanziellen Mittel hatten, dies rechtzeitig zu verhindern und warme Ritualbäder zur Verfügung zu stellen.
Schreiber war also offenbar trotz tiefer Gläubigkeit Realist. In den relativ konservativen Gemeinden hätten Maskilim unter normalen Umständen kaum die Chance, rasch Anhänger ihrer komplexen Ideen über Erziehung, Literatur oder Liturgie zu finden. Einfache medizinische Konzepte hingegen in Kombination mit der Warnung vor Gesundheitsrisiken konnten hingegen weitaus besser greifen. Schreiber realisierte offenbar, dass er mit dem Bekämpfen medizinischer Konzepte von Maskilim wenig Aussicht auf Erfolg hatte. Er wählte daher eine flexible Position, um einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
1 Hiddushi Torat Moshe.
2 Zu Schreiber/Hatam Sofer siehe neben anderen Studien vor allem Jacob Katz, "Towards a Biography of the Hatam Sofer", Divine Law in Human Hands, Jerusalem 1998, S. 403-443; zugleich erschienen in "From East and West" (1990), S. 223-266, sowie auf Hebräisch unter dem Titel "Mehkarim be-Kabbalah u-ve-Toledot ha-Datot" (1968). Siehe des weiteren Shapiro, Marc B., Aspects of Rabbi Moses Sofer‘s intellectual profile. In: Be‘erot Yitzhak: Studies in Memory of Isadore Twersky, Cambridge 2005, S. 285-310. Hildesheimer, Meir: The attitude of the Hatam Sofer toward Moses Mendelssohn. In: Proceedings - American Academy for Jewish Research 60 (1994), S. 141-187. Washofsky, Mark, „Halakhah" in translation: the Chatam Sofer on prayer in the vernacular. In: CCAR Journal 51,3 (2004), S. 142-163. Ellenson, David Harry, On conversion and intermarriage: the evidence of nineteenth-century Hungarian Orthodox rabbinic writings. In: Text and Context; Essays in Modern Jewish History and Historiography in Honor of Ismar Schorsch, New York 2005, S. 321-346.
3 Eine Mikveh kann auch zu anderen rituellen Zwecken dienen: Um bestimmte Utensilien rituell zu reinigen, die von Nichtjuden hergestellt wurden, um das notwendige rituelle Untertauchen von jüdischen Konvertiten vorzunehmen und für das nicht zwingend notwendige, aber als fromm betrachtete rituelle Bad von Männern. Rituelle Bäder von Männern sind seit früher Zeit dokumentiert und sind auch heute noch in Hasidischen Kreisen üblich, gleichwohl bleibt diese Form des rituellen Bades im Gegensatz zu strikten Anweisung für Frauen freiwillig.
4 Dieser Punkt folgt (offensichtlich, wenngleich mit Modifikationen) dem biblischen Gesetz (bes. Lev 15, Lev 18:19 und Lev 20:18).
5 Siehe Evyatar Marienberg, Menstruation in Sacred Spaces: Medieval and Early-Modern Jewish Women in the Synagogue. In: Nordisk Judaistik 25:1 (2004), S. 7-16.
6 Sefer Maharil (ed. Shpitzer, Jerusalem 1989), Hilkhot Niddah, 7, S. 596. In anderer Übersetzung auch: "...denn (das warme Wasser) macht die Mikveh ungültig".
7 Es gibt Grund zur Annahme, dass Sofer selbst eine Affinität zu kalten Bädern hatte, auch wenn er von beheizten Mikva'ot in der Stadt berichtet: in einer Anekdote seiner frommen Biographie, die von einem seiner Nachfahren verfasst wurde, wird erzählt, dass er, um wach zu bleiben und um ein Zeichen der Frommheit zu setzen, „oft zur Mikveh ging, sogar während des Winters" (Hut ha-Meshulash, S. 12). Es ist zu vermuten, dass seine Bäder nicht als Akt großer Frommheit und Größe herausgestellt worden wären, wäre die Mikveh, die er benutzte, beheizt gewesen. Für die Frühzeit Schreibers konnte ich leider keine Texthinweise finden. Die Belege, die zu finden sind, stammen aus seinen gedruckten Werken, die er während seiner Jeschivazeit in Pressburg verfasst hat, also in den ersten vier Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Forscher diskutieren nach wie vor, wie die Diskrepanzen in Schreibers Meinungen zu diversen Angelegenheiten zu interpretieren sind. Frommere Auslegungen plädieren für seine Konsistenz, andere hingegen lesen eine größere Strenge in seinen letzten Lebensjahren heraus.
8 (Moses ben Samuel Schreiber, Responsa (Pressburg 1845), Yoreh De'ah 214).