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Über das Schicksal von deutschen Frauen, die vor Hitler nach Israel flohen

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Andrea von Treuenfeld, In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel

Gütersloh, Gütersloher Verlagshaus 2011

240 Seiten, 22,99 Euro

ISBN 978-3-579-06685-1

Andrea von Treuenfeld, geb. 1957, hat in Münster Publizistik und Germanistik studiert und nach einem Volontariat bei einer Tageszeitung lange als Kolumnistin, Korrespondentin und Redakteurin für namhafte Printmedien, darunter „Welt am Sonntag" und „Wirtschaftswoche", gearbeitet. Heute lebt sie in Hamburg und schreibt als freie Journalistin Biografien und Reportagen mit dem Schwerpunkt Israel, das sie regelmässig bereist, seit sie Ende der siebziger Jahre zum ersten Mal in einem Kibbuz lebte und dort Menschen traf, die aus Nazideutschland geflohen waren. Auch später bei weiteren Aufenthalten und bei der Begegnung mit anderen deutschen Juden stellte sie sich immer wieder die folgenden Fragen: „Wie war es, die Schule, die Freunde und manchmal auch die Eltern und Geschwister verlassen zu müssen? Wie war es, legal per Schiff oder illegal auf dem Landweg, in ein neues Leben aufzubrechen, in dem absolut nichts mehr war wie zuvor? Wie war es, sich im Unbekannten einzurichten, Familien zu gründen und wachsen zu sehen - während der Holocaust erst langsam bekannt wurde und damit auch die Verluste in der eigenen Verwandtschaft?"

Eine der in diesem Buch von Andrea von Treuenfeld interviewten Frauen, Dr. Elly Freund, eine Kinderärztin aus Breslau, vertraute ihr an: „Hundert Jahre könnte man füllen mit Geschichten. Aber die Geschichten gehen verloren, weil wir nicht reden können. Ein ganz großes Schweigen, von einer Generation zur nächsten." Da entschloss sich Andrea von Treuenfeld, mit all den Frauen Gespräche zu führen, die sie in langen Jahren bei Besuchen und Aufenthalten in Israel kennengelernt hatte und deren Geschichte aufzuzeichnen. Frauen kommen hier zu Wort, die in ihrer neuen Heimat verspottet und teilweise auch verachtet wurden, weil ihre Einwanderung nicht zionistisch motiviert war. In Deutschland als Jude ausgegrenzt und verfolgt, wurden sie nun in Palästina als „Jecke" oder „Jeckete" beschimpft. Die „Jeckes" haben die in der Heimat als vermeintlich typisch deutsche angesehenen Eigenschaften, etwa Pünktlichkeit oder Ehrlichkeit, in Israel beibehalten und auch durch das Festhalten an ihrer Kultur das neue Land Israel geprägt wie kaum eine andere Gruppe von Einwanderern.

Lange Zeit ist diesen Menschen, den „Jeckes", in Israel die Anerkennung für ihre Lebensleistung versagt geblieben. Inzwischen aber wird ihr Andenken in Israel geehrt und, wie Treuenfeld erleichtert feststellt, „der Spottname ist zur Auszeichnung geworden".  Wenn man diese 16 bewegenden und berührenden Lebensgeschichten liest, weiss man auch warum.