Meshullam da Volterra : Von der Toskana in den Orient. Ein Renaissance-Kaufmann auf Reisen.
Aus dem Hebräischen übersetzt, kommentiert und eingeleitet von Daniel Jütte.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2012
152 Seiten, Euro 19,95
ISBN 978-3-525-30035-0
Meshullam da Volterra, dessen Geburtsjahr nicht bekannt ist, stammte aus einer reichen jüdischen Familie, die ab Beginn des 15. Jahrhunderts zuerst in Volterra und dann in Florenz lebte. Um 1460 übernahm Meshullam die Bank seines Vaters. Da er auch ein erfolgreicher Edelsteinhändler war, führten diese geschäftlichen Tätigkeiten zu engen Beziehungen mit den Medicis.
1481 brach er zu einer einige Monate dauernden Reise in den Orient auf; warum er sich für dieses gefahrvolle Unternehmen entschloss, ist nicht ganz ersichtlich, einerseits handelte es sich wahrscheinlich um eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, anderseits scheinen auch kaufmännische Interessen eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Während seiner ganzen Reise geriet er mehrmals in bedrohliche Situationen. Drohten dem Reisenden dieser Zeit schon viele Gefahren, wie Schiffsbrüche, Piraten usw., so waren Juden zusätzlich noch antijüdischen Übergriffen ausgesetzt.
Der erste Teil des Reiseberichts ist verschollen, daher ist nichts über Meshullams Abreise aus Florenz und seiner Einschiffung in Neapel bekannt. Der Text beginnt mit der ausführlichen Schilderung eines Seegefechtes bei Rhodos, dabei wurde das Schiff, auf dem Meshullam reiste, angegriffen. Nach der Ankunft in Alexandria und einer Nilfahrt nach Kairo führte die Reise weiter nach Gaza, Hebron und schließlich nach Jerusalem. Von der von Jaffa ausgehenden Schiffsfahrt zurück nach Venedig berichtete Meshullam dann nur mehr wenig. Unterbrochen wurde die Heimreise nur von einem von Beirut ausgehenden Ausflug nach Damaskus, diese Stadt muss Meshullam besonders beeindruckt haben. Nirgends auf der Welt findet man etwas so Schönes wie Damaskus, schrieb er und die Mitglieder der jüdischen Gemeinde seien alle sowohl reich als auch wohlangesehen. Von seinem vohergehenden Besuch in Jerusalem konnte er nichts Ähnliches berichten, er zeigte sich vielmehr vom Ausmaß der Zerstörung entsetzt.
Meshullam war ein genauer Beobachter, der sich für alles, was er unterwegs sah interessierte; sein Reisebericht erscheint durchaus modern.