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Daniela Segenreich: Zwischen Kamelwolle und Hightech. Starke Frauen in Israel
Wien, Graz, Klagenfurt: Styria premium 2014
176 Seiten, 28 S/W-Fotos, 16 Farbfotos. Euro 22,99 [A]
ISBN 978-3-222-13463-0
Schon oft wurde über israelische Frauen oder - wie im vorliegenden Fall - Frauen in Israel geschrieben. Erinnert sei an Die Emanzipation hat viele Gesichter (1979) der in Wien geborenen Journalistin Alice Schwarz-Gardos, die 1940 mit ihren Eltern ins damalige Palästina eingewandert ist, jahrzehntelang für verschiedene europäische Zeitungen und Zeitschriften aus Israel berichtet und die Israel Nachrichten, die einzige deutschsprachige Zeitung in Israel, geleitet hat.
Eine Generation später stellt nun Daniela Segenreich, ebenfalls aus Wien und ebenfalls Journalistin, Frauen vor, die heute in Israel leben. Notgedrungen hat sich das Bild geändert. Von der alten Generation - der Generation der jüdischen Pioniere aus der Zeit vor der Gründung des Staates Israel im Mai 1945 - kommen Ruth Dayan, Frau des israelischen Verteidigungsministers zur Zeit des Jom-Kippur-Kriegs, und Schoa-Überlebende Chaja, ehemals aus Wien, zu Wort.
Daneben finden sich Rivka, eine fromme Jüdin, und Limor, „eine Frau in der Armee", sowie Adina, Gründerin eines Taubblinden-Theaters, - sie sind das, was man als Israelin unter Frauen in Israel versteht. Daniela Segenreich führt aber auch mit Hanan, einer muslimischen Araberin, interessante Gespräche. Diese kämpft mit ihrer Identität, denn sie ist in Israel geboren und will eigentlich nirgendwo anders leben, aber: „Der jüdische Staat repräsentiert mich nicht ... Ich habe keine Hymne und keine Flagge." Oder mit der Christin Doris, die in Ajami südlich von Jaffa wohnt; sie definiert sich als „christlich-palästinensische Araberin in Israel". Ähnlich klingt die Beduinin Khadra Elsana; sie ist Direktorin und Mitbegründerin des Sidreh Weaving Center in Lakia unweit von Beerschewa. Sie beschäftigt Beduinenfrauen, die für das Center weben, und sorgt für ihre Weiterbildung. Ihre eigenen Kinder studieren an der Universität in Amman, weil die Aufnahmebedingungen dort weniger schwierig sind als an einer israelischen Universität. Die ehemalige Samaritanerin Sofi ist dagegen offiziell zum Judentum konvertiert und lebt unter Juden. Als Sängerin möchte sie mit ihren Liedern zur Verständigung zwischen Juden und Arabern beitragen. Eine weitere Konvertitin ist die Schweizerin Danielle, die einen frommen Juden heiratete, vier Kinder mit ihm bekam und sich scheiden liess, weil er immer noch frömmer wurde. Sie ist Malerin und hofft auf ihren Durchbruch.
Die übrigen Frauen, die zu Wort kommen, mögen durchaus stark sein, und sie leben auch in Israel, aber man würde sie nicht unbedingt als Israelinnen bezeichnen. Da ist zum einen Karaliah, eine der führenden Frauen im Clan der Black Hebrews, die 1967 aus Chicago nach Israel kamen und trotz aller Abschiebungsversuche der Behörden bis heute bei der Wüstenstadt Dimona leben, allerdings kaum zum israelischen Mainstream gehören. Ebenso wenig entsprechen Hnan aus Darfur und M., eine Anonyme aus Eritrea, typischen Israelinnen. Es ist beinahe so, als würden illegal in Berlin-Kreuzberg lebende Roma- oder Sinti-Frauen als für Deutschland typische Frauen vorgestellt.
Dagegen ist Tsega, eine junge Äthiopierin, schon sehr viel typischer: Sie ist zwar keine Sabra, also nicht in Israel geboren, aber sie wurde in einer dramatischen Rettungsaktion der Israelis in den 1980/1990er-Jahren von Äthiopien nach Israel eingeflogen. Dass sich die folgende Integration in die israelische Gesellschaft schwierig gestaltet, kann ich nur bestätigen. Sie ist für keinen Olé, also Neueinwanderer, leicht - gleichgültig, woher sie oder er kommt.
Übrigens: Auch die Drusin Samira kann als fester Bestandteil der israelischen Landschaft gelten. Sie besucht eine Klosterschule, macht Abitur, studiert und wird die erste drusische Lehrerin.
Besonders nützlich sind die zusätzlichen Informationen, die in einzelnen Beiträgen gegeben werden. - Wer etwas über Israel wissen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen.