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Carl Millöcker - Liebe und Leidenschaft

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Marga Walcher: Carl Millöcker. Liebe und Leidenschaft des vergessenen Komponisten. Bohmann Verlag 2011.

256 Seiten, Zweisprachig Deutsch/Englisch,

Euro 39,90

ISBN 978-3990150108

  

Karl Millöcker (1842 - 1899) zählt zu den bekanntesten österreichischen Operetten-Komponisten. Ein prächtig ausgestatteter Bildband widmet sich nun dem privaten Hintergrund seines Schaffens in der Ära der Goldenen Wiener Operette, also in der Zeit vor 1900. Die 18 bekannten Bühnenwerke, darunter Der Bettelstudent (1882) oder Gasparone (1884) spiegeln das Leben des Komponisten präziser, als man auf den ersten Blick annehmen könnte.

Marga Walcher hat in akribischer Kleinarbeit und intensivem Quellenstudium weithin unbekannte Details aus Millöckers Biografie gesichtet und in gut lesbarer Form aufbereitet. Aus Briefen - viele davon bislang unveröffentlicht - und privaten Gegenständen wie Manschettenknöpfen gelingt es ihr, die Persönlichkeit des Komponisten plastisch nachzuzeichnen. Die Musik verweist, so Walcher, auf die grosse Liebes- und Leidensfähigkeit ihres Komponisten und verhilft, neben den schriftlichen Quellen, ganz unmittelbar zum näheren Verständnis seines Charakters. Die zu den emotionalen Turbulenzen gehörenden Beziehungsgeschichten des Komponisten sind nun hier nachzulesen. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den schön ausgestatteten Prachtband.

Neben Millöckers privaten Höhen und Tiefen erschliesst sich dem Leser ein präzise gezeichnetes Portrait des späten 19. Jahrhunderts, vor allem des musikinteressierten Bürgertums in Wien. Hier bietet das Buch unzählige wertvolle Hinweise auf bislang unbekannte Querverbindungen zwischen den unterschiedlichsten Familien und Bekanntenkreisen der Ringstrassenzeit. Insoferne kann der Band auch für Sozialwissenschaftler und Familienforscher von Interesse sein.

Nicht zuletzt macht die Autorin, unterstützt von bekannten Musikexperten, auch die Bedeutung der Operette als Spiegel wesentlicher sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen im Zuge der Verbürgerlichung der österreichischen Gesellschaft klar - eine Eigenschaft, die  bereits Moritz Csaky in seinem Werk Ideologie der Operette und Wiener Moderne mit der Theorie des Sinkenden Kulturgutes brillant aufgezeigt hat.