Ausgabe

Die Renaissance-Synagoge von Holleschau (heute Holešov, Tschechische Republik)

Tina WALZER

Inhalt

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Innenansicht der Synagoge von Holleschau.

Östlich der mährischen Landeshauptstadt Brünn, in der Nähe des geschichtsträchtigen Kremsier, liegt die kleine Stadt Holleschau. Immer tschechisch dominiert, beheimatete sie im 18. und 19. Jahrhundert eine der grössten jüdischen Gemeinden Mährens: 1848 lebten hier fast 1.700 Juden. Doch die jüdische Geschichte Holleschaus reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Die heute noch existierende Renaissance-Synagoge von Holleschau ist einer der bemerkenswertesten jüdischen Sakralbauten der gesamten Region. Das festungsartige Gebäude mit den kleinen, schiessschartenförmigen Fensteröffnungen und dem sehr flach ausgeführten Dach wirkt von aussen beinahe, als stammte es aus der Zeit der klassischen Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und nicht bereits aus dem 15. Jahrhundert. Mehrfach erweitert, waren es wohl Flüchtlinge aus Polen, die sich vor den Pogromen, die Bohdan Chmelnyzkyjs Kosaken um 1650 unter den Juden veranstalteten, nach Mähren in Sicherheit gebracht hatten, welche im 17. Jahrhundert nicht nur eine Erweiterung, sondern vor allem eine ganz spezielle, neue Ausgestaltung der Innenräume des Synagogengebäudes in Angriff nahmen. Ihre polnischen Traditionen konnten auf diese Weise weiterleben und stellen heute mit ihren vielen Fresken, Bilddarstellungen und Textzitaten ein einmaliges Zeugnis osteuropäisch-jüdischer Kultur dar. Die zentral im Hauptraum angeordnete Bimah ist eine meisterhafte schmiedeeiserne Arbeit. Der im ersten Stock angrenzende Nebenraum entlang der Längsseite des Gebäudes diente als Frauenschul und erlaubte, dem G’ttesdienst über arkadenartig ausgebildete, über und über mit Fresken verzierte Mauerdurchbrüche zu folgen.

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Die modern anmutende Aussenansicht des festungsartigen Synagogenbaus aus dem 15. Jahrhundert ist nicht nur in Mähren, sondern in der gesamten Region einzigartig.

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Blick in den erhaltenen Hauptraum der Renaissance-Synagoge von Holleschau.

 

Ab 1893, als die neologe Synagoge durch Jakob Gartner erbaut wurde, nutzte die Gemeinde das alte Gebäude für orthodoxe G’ttesdienste, diese wurden allerdings in der Ersten tschechischen Republik eingestellt, möglicherweise als Folge des Holleschauer Pogroms von Dezember 1918(!). Danach diente der prächtige Renaissance-Bau als Wohnraum. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er, anders als die neue Synagoge, nicht zerstört, und in den 1960er Jahren renoviert. Heute ist ein Museum der jüdischen Geschichte der Stadt Holleschau in dem Gebäude untergebracht.

 

 

 

Alle Abbildungen: T. Walzer 2017, mit freundlicher Genehmigung.