Paul Abraham zum 125. Geburtstag
Am 2. November 1892 wurde einer der bedeutendsten Komponisten der Silbernen Operette im damaligen Ungarn geboren: Paul Abraham. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben der „Blume von Hawaii“ Operetten wie „Viktoria und ihr Husar“. Kongeniale Partner waren ihm seine Librettisten Fritz Beda Löhner (1883 Ústí nad Orlicí/Böhmen – 1942 Auschwitz) und Alfred Grünwald (1884 Wien – 1951 New York). In seinem Wiener Exil brillierte Abraham 1935 noch mit einer Auftragsarbeit für Michiko Meinl, bevor die weitere politische Entwicklung in Europa ihn zur Flucht zwang. Traumatisierung und schwere Erkrankungen zerstörten letztlich seine Schaffenskraft.
Paul Abraham (1892 – 1960) stammte aus einer jüdischen Familie in Apatin an der Donau (heute in Serbien gelegen) und begann bereits im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel; in der Kleinstadt hielt man ihn für ein Wunderkind. Als die Familie nach Budapest umzog, wurde er im Alter von 17 Jahren dank einer Spezialgenehmigung des Ministeriums an der Musikakademie aufgenommen. Auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters hin setzte er jedoch seine Ausbildung mit der Handelsakademie fort und finanzierte sich heimlich von seinem Taschengeld weitere Musikstunden an der Akademie. Danach arbeitete er zunächst für sieben Jahre als Bankbeamter und beschäftigte sich nur in seiner Freizeit mit dem Jazz, bevor er den Mut fand, sich auch beruflich dem Musikschaffen zuzuwenden. 1927 wurde Abraham als Dirigent ans Budapester Operettentheater engagiert. Während seine ersten erfolgreichen Kompositionen heute vergessen sind, gelang ihm 1930 mit Viktoria und ihr Husar ein Welterfolg. Noch mehr Publikumsinteresse erfuhr er mit seiner nächsten Operette, Die Blume von Hawaii (1931): alleine in Wien wurde sie gleich hundertvierundvierzig Mal aufgeführt. Mit dem Ball im Savoy feierte er vor allem in Berlin triumphale Erfolge. Die meisten Werke waren nicht nur auf der Bühne Kassenschlager, sondern wurden auch gleich verfilmt; vor allem in der Zwischenkriegszeit, aber noch bis hinauf in die 1970er Jahre erfreuten sie sich grösster Beliebtheit. Die Blume von Hawaii fand zuletzt 2010 wieder auf die Bühne der Wiener Volksoper zurück.
Paul Abraham. Wikimedia Commons, abgerufen am 18.11.2017.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 musste Abraham Deutschland verlassen und ging nach Wien, mangels dortigen Erfolgs aber noch im selben Jahr zurück nach Budapest. Anfang 1938 emigriert er nach Paris, und von dort Ende 1939 weiter nach New York. Verfolgungstraumata führten im Exil zu Panikattacken und schweren Depressionen, die schliesslich eine psychiatrische Behandlung in Kliniken erforderlich machten. Wenn es ihm phasenweise besser ging, komponierte er erfolgreich Filmmusik, zuletzt für Holiday in Mexico (1946), war aber letztlich schwer krank. Ein Paul-Abraham-Unterstützungskomité in Deutschland erreichte, dass er 1956 nach Hamburg übersiedeln konnte. Sein Zustand verschlechterte sich jedoch zusehends und er musste in einem Sanatorium leben. Völlig von der Welt abgeschnitten verbrachte er dort seine letzten Lebensjahre, während zur gleichen Zeit seine Werke erfolgreich neu verfilmt wurden. Er verstarb am 6. Mai 1960 in Hamburg und wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet. Seine Librettisten waren ebenfalls als Juden verfolgt worden: Alfred Grünwald überlebte im Exil, Fritz Beda Löhner hingegen wurde im Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz erschlagen.