Ausgabe

Martin Engelberg im Gespräch

Monika KACZEK

Inhalt

Mag. Martin Engelberg wurde 1960 in Wien geboren. Nach dem Abschluss des Studiums der Sozial-und Wirtschaftswissenschaften erfolgte seine Ausbildung zum Psychoanalytiker. Seit Jugendjahren in zahlreichen jüdischen Organisationen engagiert (VJHÖ, Dachverband). Mit 24 Jahren erstmalig Mitglied des Kultusvorstandes der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Vorsitzender der Kulturkommission. Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift NU. Martin Engelberg ist mit Danielle Spera verheiratet und Vater dreier Kinder. Er lebt in Wien, wo er als Psychoanalytiker, Coach & Consultant tätig ist. Seit August 2017 kandidiert Martin Engelberg auf Platz 11 der Liste Kurz und auf Platz 5 der Wiener Landesliste.

 

DAVID: Sie sind einer der Mitherausgeber der jüdische Zeitschrift NU, die im April 2000 erstmals erschienen ist. Welche Themen liegen Ihnen und Ihrem Redaktionsteam dabei besonders am Herzen?

Martin Engelberg: Wir erscheinen mit NU seit dem Jahr 2000 und hatten das Ziel jüdische Kultur, Politik und Alltagsleben zu beschreiben und damit auch zu einer zeitgeschichtlichen Dokumentation des heutigen Judentums beizutragen.

Aber NU erfüllt auch eine wichtige Brückenfunktion zwischen den österreichischen Juden und den vielen Menschen, die auf positive Weise am Judentum interessiert sind.

Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg von NU leisten dabei auch unsere nicht-jüdischen KollegInnen, die ein gutes Gefühl dafür haben, was andere am Judentum interessiert. Darunter gibt es viele prominente – und manchmal durch NU prominent gewordene – Redakteure grosser österreichischer Zeitungen. 

 

DAVID: Welche Motivationen waren für Sie ausschlaggebend, für die Liste Kurz zu kandidieren?

Martin Engelberg: Mein ganzes Leben lang war ich immer sehr an Politik interessiert. Bisher hatte ich mich politisch jedoch nur im Rahmen der Israelitischen Kultusgemeinde engagiert. Seit einigen Jahren schrieb ich eine regelmässige Kolumne in der Tageszeitung Die Presse. In dieser kritisierte ich auch immer wieder den „Reformstau“ in Österreich. Im Bereich der Bildung, des Steuer- und Sozialsystems, der öffentlichen Verwaltung. Mit Sebastian Kurz trat ein Politiker auf die Bühne, dessen politische Ziele ich nicht nur teilte, sondern dem ich auch zutraue, diese auch umzusetzen. Obendrein entwickelten wir sehr schnell eine sehr angenehme und anregende Gesprächsbasis miteinander. 

 

DAVID: Während den Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft tauchten im September antisemitische Postings auf Facbook und Whatsapp auf, die von JusstudentInnen, Junge-ÖVP-FunktionärInnen und aktiven Mitgliedern der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) stammten. Sebastian Kurz verurteilte diese Meldungen. Einer der Verantwortlichen legte sämtliche Funktionen zurück, wurde aber nicht aus der ÖVP ausgeschlossen. Warum?1

Martin Engelberg: Was da passiert ist, verurteile ich zutiefst, aber es sind zumindest sofort Konsequenzen gezogen worden. Meines Wissens sind die Verantwortlichen sofort nach Bekanntwerden dieses Vorfalls sowohl aus der AG, aus dem Wirtschaftsbund und der JVP ausgeschlossen worden

 

DAVID: Ihre Entscheidung, in die Politik zu gehen, wurde in Ihrem Umfeld sicher nicht nur positiv gesehen. Welche Kritikpunkte bekamen Sie zu hören?

Martin Engelberg: Die – mehr oder weniger sachlichen – Kritikpunkte können auf meiner öffentlich zugänglichen Facebook Seite nachgelesen werden. Ich habe mich dort ganz offen der Diskussion gestellt. Was mich aber besonders freute war die viel grössere Zahl an positiven Postings von Menschen, die mir gratulierten und mich unterstützten.  

 

DAVID: Zum Abschluss würden wir gerne mehr über Ihre literarischen, filmischen und sonstigen kulturellen Vorlieben erfahren.

Martin Engelberg: Mein grösstes Interesse gilt der klassischen Musik, mehrmals im Monat geniessen wir das wunderbare Programm der Staatsoper und des Musikvereins. Das Interesse für zeitgenössische Kunst teile ich mit meiner Frau. Derzeit lese ich von Yuval Noah Harari Homo Deus. Die Welt von Morgen über die wichtigen Fragen der Zukunft. Wenn wir ins Kino gehen, dann suchen wir uns Dokumentarfilme, Biographien und Filme mit historisch-politischem Hintergrund aus.

 

DAVID: Haben Sie vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

1 https://derstandard.at/2000064853242/Nur-teilweise-Konsequenzen-fuer-NS-Postings-von-AG-Funktionaeren#posting-1024285339