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Wiener Neustädter jüdische Biografien

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Werner Sulzgruber: Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt.

Wien, Horn: Berger 2013

598 Seiten, Euro 29,90.-

ISBN 978-3-85028-557-5

Werner Sulzgruber, Gymnasialprofessor in Wiener Neustadt, hat bereits 2005 und 2010 zwei umfangreiche Monografien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde von Wiener Neustadt und zum jüdischen Leben in dieser niederösterreichischen Stadt bis zu seiner Zerstörung 1938 veröffentlicht. Er hat in den neunziger Jahren zahlreiche Interviews und Korrespondenzen mit Zeitzeugen geführt und durch Recherchen in den Archiven ergänzt. Die über 50 Familiengeschichten, die er nun vorlegt, sind eine faszinierende Lektüre; sie beeindrucken durch die Genauigkeit der Quellenangaben, ergänzt durch zahlreiche Fotos, Dokumente und historische Inserate. Für jüngere oder fachlich nicht so versierte Leser erklärt der Autor in eigenen Inserts die wichtigsten historischen Fakten von Flucht, Exil und Ermordung der österreichischen Juden.

Unter den porträtierten Familien finden sich die des israelischen Schriftstellers Elazar Benyoëtz (geboren als Paul Koppel), dessen Vater und Grossvater ein orthodoxes Bethaus in Wiener Neustadt führten, des langjährigen, 1992 verstorbenen Präsidenten der österreichischen Caritas, Leopold Ungar, dessen Vater, der Kaufmann Gustav Ungar, nach der Taufe seines Sohnes diesen rituell betrauerte, und des Oberrabbiners der Stadt, Heinrich Weiss, der in New York starb, und dessen Sohn, der renommierte Krebsforscher David W. Weiss, 2002 ein Erinnerungsbuch publizierte. Der Oberkantor der Gemeinde, Moritz Mór Schulhof, starb im Getto von Budapest. Sein Enkel Moshe Schulhof, der 2013 verstarb, war einer der berühmtesten Kantoren seiner Generation. Mit Elisabeth Magda MacFarlane findet sich im Buch neben Benyoëtz eine weitere kaum bekannte Exilautorin.