Theodor Much: Willkommen im Jenseits. Satirische Erzählungen
Aschaffenburg: Alibri Verlag 2013.
159 Seiten, Euro 12,00 [D], Euro 12,40 [A], 17,90 [CHF] UVP.
ISBN 978-3-86569-115-6
Eine gelungene Satire erkennt man daran, wenn man sich ertappt fühlt, wenn man lacht, obwohl es eigentlich nichts zu lachen gibt, da ernst Dinge verhandelt werden. Das kann befreiend sein, und auch ein klein wenig beschämend. Auch prangert die Satire traditionell politische oder gesellschaftliche Missstände an, die in der Schmähung dem Spott preisgegeben werden.
Nun, Theodor Much gelingt es in seinem Buch Willkommen im Jenseits problemlos, einen leichten, satirischen Ton zu treffen und da sind die Satirischen Erzählungen tatsächlich gelungen. Much geht es nämlich um Fundamentalismen jedweder Form, insbesondere in jenseitigen Dingen, oder besser: das Jenseits betreffenden Dingen, also religiösen und spirituellen Dingen jeder Art, wie sie seit Jahrtausenden von den Buchreligionen bierernst verhandelt werden. Man muss nicht unbedingt bibelfest sein, um bei Muchs angenehm zu lesenden Geschichten zu schmunzeln, sei es über „Methusalems Memoiren" oder den neuesten Nachrichten aus der „Keschet", einer angenommen himmlischen Tageszeitung, deren erster Chefredakteur der Erzengel Michael war und deren irdische Ausgabe dem Leser mitgeteilt wird. Hingewiesen wird in etwa auch, dass es auch heuer wieder eine Keschet-Lesertagereise in die Hölle und retour geben wird, inklusive der Empfehlung, die „höllischen Sünder zu verhöhnen oder sie mit faulen Eiern" (S. 47) zu bewerfen. Das ist sehr komisch zu lesen, wenn man die angenommenen Wahrheiten der Religionen einmal für bare Münze nimmt und sich überlegt, wie so eine geoffenbarte Welt im Alltag aussieht. Mit allen Konsequenzen.
Der Autor Theodor Much hat auch einige Cameo-Auftritte, wenn man so will, etwa wenn hingewiesen wird, dass auf der beschriebenen Keschet-Reise der „Erwerb subversiver Höllenliteratur (wie u. a. sämtliche Werke von Dr. Theodor Much)" (S. 47) verboten sei; ansonsten treten einige sehr bekannte irdische wie überirdische Persönlichkeiten auf und kommen zu Wort, neben Rabbiner Ovadja Josef, Papst Pius XII., Petrus, diverse Erzengel bis hin zu Mephisto und Gott persönlich, der für ein Interview Rede und Antwort steht. Gerade das Kapitel, in dem Theodor Much selbst mit Gott in einen Briefwechsel zu treten versucht und von seinem Sekretär Petrus auf Autoritäten verwiesen wird, ist einerseits komisch, andererseits in der Wahl des Themas, die alte Frage, wie ein gütiger Gott nur das ganze Leid auf der Welt zulassen kann, sehr ernst. Much gelingt es mühelos, die verschiedenen Thesen und Meinungen der religiösen Führer, die Rechtfertigungen und zum Teil abstrusen Entschuldigungen zu referieren. Das ist nicht nur amüsant, sondern da ist die Satire endgültig gelungen. Der Hinweis von Petrus, dass Gott schlicht seit 2000 Jahren nicht da sei, sondern unterwegs im Weltall, daher sich auch mit der Welt gar nicht beschäftigen könne, ist als Argument in seiner banalen Einfachheit einfach köstlich; dem ist - weder theologisch, philosophisch oder schlicht menschlich - eigentlich nichts hinzuzufügen.