Die niederösterreichische Landeshauptstadt blickt auf 150 Jahre jüdischer Geschichte zurück. Bedeutende Baudenkmäler zeugen von einer einzigartigen kulturellen Blütezeit.
Neben dem gut erhaltenen barocken Stadtkern findet sich in St. Pölten eine Reihe beeindruckender jüdischer Einrichtungen, die aus der Zeit vor und um 1900 stammen. Die einzige Jugendstil-Synagoge Niederösterreichs besticht durch Freskenmalereien aus der Schule der Wiener Werkstätte, und die beiden jüdischen Friedhöfe spiegeln das St. Pöltner Alltagsleben - dazu gehören auch der Umgang mit den jüdischen Kulturgütern während der NS-Zeit sowie die anschliessenden Wiederherstellungs- und Rekonstruktionsarbeiten, die bis in die Gegenwart andauern. Bedeutende Anstrengungen wurden bereits unternommen, diese einzigartigen Zeugnisse einer kulturellen Blüte vor dem Vergessen zu bewahren.
Nachdem sich im Jahr 1863 eine offizielle jüdische Gemeinde in St. Pölten konstituiert hatte, wurde 1885 ein erstes Synagogengebäude eröffnet, das heute nicht mehr erhalten ist. 1907 bildete sich dann ein Tempelbauverein zur Errichtung eines neuen, grösseren, modern eingerichteten Bethauses. Am 17. August 1913 schliesslich konnte das imposante Gtteshaus eingeweiht werden. In der NS-Zeit weitgehend zerstört, wurde es 1954 an die Israelitische Kultusgemeinde Wien zurückgestellt und in den Jahren 1980-84 umfassend renoviert. Heute dient die ehemalige Synagoge St. Pölten als beeindruckender Veranstaltungssaal.
Der ältere jüdische Friedhof St. Pöltens wurde bereits im Jahr 1859 gegründet und bis zur Errichtung des neueren jüdischen Friedhofs 1906 belegt. Insgesamt sind auf dem Areal 583 Bestattungen verzeichnet. Die Grabdenkmäler wurden während der NS-Zeit gestohlen, übrig blieb lediglich eine leer scheinende Wiese. Durch Bodenprospektionsuntersuchungen mit Georadar konnte jüngst aber ermittelt werden, dass die Grabstellen von den Zerstörungen unberührt geblieben sind. An der Einrichtung einer Lern-und Gedenkstätte wird intensiv gearbeitet. Der neue jüdische Friedhof der Landeshauptstadt ist Teil des Kommunalfriedhofes und weist neben interessanten Grabdenkmälern vor allem eine sehr schöne Zeremonienhalle auf, die im Jahr 2000 renoviert wurde.
Themenspaziergänge durch die Landeshauptstadt St. Pölten:
Tourismusinformation St. Pölten
Rathausplatz 1
3100 St. Pölten
Email: tourismus@st-poelten.gv.at,
rathaus@st-poelten.gv.at
Information: www.st-poelten.gv.at
Öffnungszeiten der Synagoge:
1.6.-28.9.2014: jeden Sonntag 14.00-20.00 Uhr geöffnet, Eintritt frei. Einführungsvortrag jeweils um 18.00 Uhr. Adresse: Dr. Karl Renner-Promenade 22, St. Pölten, Tel. 02742-77171-0. Information: www.injoest.ac.at