Aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner
Mit der Einleitung der Mutter und einem Nachwort von Gábor Murányi
Wien: Nischen Verlag 2012
159 Seiten, ca Euro 22,80
ISBN 978-3-9503345-0-0
Kurz nach dem Holocaust erschien dieser Band erstmals 1947 in Ungarn und erregte Aufsehen. Noch konnten Werke über den Holocaust veröffentlicht werden, aber die politischen Verhältnisse in Ungarn sollten das nicht mehr lange erlauben. Laut Aussage von Ágnes Zsolt - damals als engagierte Journalistin für die sozialdemokratische Presse bekannt - fungierte sie nur als Herausgeberin von „Éva Iányom" (Meine Tochter Éva). Im Vorwort schrieb sie, es sei ein von ihrem Kind verfasstes Tagebuch, das ihr von einer ehemaligen Hausangestellten übergeben worden sei. Bis heute herrschen unter Fachleuten unterschiedliche Meinungen darüber, ob und wie weit Ágnes Zsolt in den Text eingegriffen hat oder es überhaupt - sich dabei an ein Tagebuch ihrer Tochter erinnernd - selbst verfasst hat.
Beginnend mit ihrem dreizehnjährigen Geburtstag am 13.Februar 1944 berichtete Éva von einer noch scheinbar unbeschwerten Kindheit im Haus der wohlhabenden Grosseltern in Nagyvárad (Großwardein, heute Oradea in Rumänien). Aber sie erlebte sowohl die Schikanen der faschistischen ungarischen Regierung gegen Juden, wie auch den alltäglichen Antisemitismus und sie weiss von der vorübergehenden Verhaftung ihres Stiefvaters, des zu dieser Zeit sehr bekannten Publizisten und Autors Béla Zsolt. Traumatisiert war sie vor allem von den bereits stattfindenden Deportationen der nicht aus Ungarn stammenden Juden, darunter befand sich auch ihre beste Freundin.
Der Einmarsch der Deutschen im März 1944 beendete jeden Anschein eines normalen Leben für das junge Mädchen, das von da an nur mehr Schrecken und Terror erlebte. Bereits am 5.Mai erfolgte die Zwangsumsiedlung aller Familienmitglieder ins Ghetto von Nagyvárad, wo Éva im Bewusstsein ihrer kurz bevorstehenden Deportation am 30. Mai 1944 ihre letzten erschütternden Einträge ins Tagebuch verfasste. Sie wurde im Oktober in Auschwitz auf Befehl von Mengele ermordet, ihre Mutter und Béla Zsolt waren die einzigen Familienmitglieder, die überlebten.
Ágnes Zsolt, die den Verlust ihrer Tochter und ein Schuldgefühl dieser gegenüber sichtlich nicht ertragen konnte, beging 1951 Selbstmord.