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Die Freiheit kam im Mai

Franz Richard Reiter

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Viele sagen, dass der Ausdruck, der sich in der weltberühmten „Mauthausen Cantata" manifestiert, den höchsten Ansprüchen gerecht wird. Lange Zeit war sie vergriffen, jetzt ist sie, zusammen mit dem gerade erschienenen Buch von Iakovos Kambanellis „Die Freiheit kam im Mai", wieder verfügbar. Iakovos Kambanellis hat die Lyrik, die Mikis Theodorakis vertont hat, gedichtet. Kambanellis Buch ist der Schlüssel zur Cantata.

Iakovos Kambanellis zählt zu den bekanntesten Bühnen- und Filmautoren Griechenlands. Seine Popularität gründet sich ebenso auf die oft gespielten und gesungenen Vertonungen seiner Gedichte, besonders auf die weltweit bekannte „Mauthausen Cantata". Kambanellis war Häftling im KZ Mauthausen. Er schildert die Zeit der Gefangenschaft, den Tag der Befreiung, den 5. Mai 1945, das Leben im Lager in den folgenden Monaten und die Kontakte mit der Bevölkerung in den nahen Dörfern und Bauernhöfen, das Leben des Aufbruchs in die Freiheit, die ersten Schritte in eine neue Epoche. Nach der Befreiung befanden sich ungefähr 200 Griechinnen im Lager, die nach Palästina wollten. Der amerikanische Kommandant verbat diese Reise. Als die Frauen Kambanellis ersuchten, sie nicht alleine zurück zu lassen, versprach er ihnen spontan, mit ihnen im Lager zu bleiben, bis sie abreisen konnten. Dadurch gefährdete er seine Beziehung zu Jannina, der einzigen Litauerin, die sich im Lager befand. Der amerikanische Kommandant widersetzte sich den Anordnungen seiner Oberen und liess schliesslich die Griechinnen, die nach Palästina wollten, nach Italien abreisen. An dieser Fahrt nahm Kambanellis ein Stück weit teil, weil er zum Rendezvous zu seiner Jannina nach Italien wollte, die mit ihrem Ehemann, der sie in unzähligen KZs gesucht hatte, vorausgereist war.

So gut wie jeder Grieche und jede Griechin weiss, dass Iakovos Kambanellis im KZ Mauthausen war. Der Autor dieses Beitrages hat wiederholt erlebt, dass sich in einer Taverne irgendwo in Griechenland unvermittelt eine Stimme oder die Stimmen eines Tisches erhoben und ein Lied aus der Mauthausen Cantata gesungen wurde, und die Gespräche der anderen Gäste wurden leise oder verstummten.

Präsentiert wurde das Buch am 12. März an der Universität für angewandte Kunst Wien, im Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof der Universität für angewandte Kunst Wien. Nach eröffnenden Worten durch Rektor Gerald Bast lasen Franz Richard Reiter und Elena Strubakis. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Darbietung der Mauthausen Cantata, gesungen von Olga Kessaris, Klavierbegleitung durch Nikolaos Papadopoulos, auf der Busiki Nikolaos Athanassopulos.

Elena Strubakis hat für die Übersetzung die „Übersetzungsprämie" des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur als „Auszeichnung für die besonders gelungene literarische Übersetzung" erhalten.

Iakovos Kambanellis: „Die Freiheit kam im Mai". Ephelant Verlag Wien, erstmals aus dem Griechischen ins Deutsche von Elena Strubakis, 2010, 336 Seiten, 22 Euro, mit CD € 34,00

Kontakt:

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