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Bedrohungen und Konflikte der Zukunft

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Walter Feichtinger, Anton Dengg (Hg.): Kein Feind in Sicht. Konfliktbilder und Bedrohungen der Zukunft.

Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2010.
209 Seiten; Euro 29,90,-

ISBN 978-3-205-78481-4

Der mittlerweile fünfte Sammelband der etablierten Reihe Internationale Sicherheit und Konfliktmanagement, herausgegeben vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der österreichischen Landesverteidigungsakademie, befasst sich mit nichts weniger als der Suche nach den möglichen Konflikten der Zukunft. Zu diesem Zweck wurden elf Beiträge von anerkannten Experten mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung in einem Sammelband vereint, um einen Überblick über die kommenden und zum Teil schon bestehenden Bedrohungsszenarien der modernen Welt und das sich wandelnde Sicherheitsumfeld zu geben.

Die Bandbreite dieser Szenarien reicht von der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen über eskalierende regionale Konflikte bis hin zu Konfrontationen über begrenzte Ressourcen. Für all diese Konflikte zeigt das Buch Gemeinsamkeiten auf: Sie werden sich in Zukunft ausbreiten und immer häufiger werden, sie werden immer schwieriger zu kontrollieren sein, und sie bedürfen zu ihrer Lösung der verstärkten Kooperation der Staatengemeinschaft. Doch bereits diese Kooperation stellt sich bisweilen als unüberwindliche Hürde heraus. Bei Fragen wie dem Klimawandel scheint sich dieser Umstand am deutlichsten zu zeigen. Hier wird in dem Werk anhand von Russland und China gezeigt, dass das von diesen Ländern verwendete Verständnis von absoluter staatlicher Souveränität zu einem Problem in Fragen der Kooperation führt. Dieses Verständnis von Souveränität ist aber in einer zunehmend globalisierten und interdependenten Welt immer weniger aufrechtzuhalten. Als Grund dafür wird die zunehmende Diffusion des staatlichen Gewaltmonopols genannt. Diese Diffusion äußert sich zum Einen an der Emergenz von nichtstaatlichen Akteuren und zum Anderen an der steigenden Anzahl an Failed States. Empirisch eindrucksvoll belegt wird dies durch Datensätze des „Conflict Information System" der Universität Heidelberg, welche die steigende Beteiligung von nichtstaatlichen Akteuren, besonders an innerstaatlichen Konflikten, nachweisen. Ebenfalls auffällig ist die weiterhin steigende Zunahme von kulturell und religiös motivierten Konflikten. Besonders Terrorismus wird in diesem Zusammenhang als eine der größten Bedrohung für die Stabilität und Sicherheit der Staatengemeinschaft genannt, da er die Grundlagen und den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zum Ziel hat. Um Terrorismus und anderen asymmetrischen Bedrohungen entgegenzutreten, bedarf es jedoch einer massiven Ausweitung des Sicherheitsbegriffs und einer Transformation der Streitkräfte, um mit diesen neuen Herausforderungen auch umgehen zu können. So wird nach Ansicht der Autoren künftig eine Mischung aus militärischen, zivilen und polizeilichen Kräften vonnöten sein, um die immer fragiler werdende Sicherheitslage zu stabilisieren und die kommenden Probleme zu bewältigen.

Insgesamt betrachtet bietet das Werk einen umfassenden Überblick über die Aufgaben und Anforderungen, die sich an den Westen und besonders an die EU stellen. Besonders erwähnenswert sind dabei die Zugänge, die bei der Herangehensweise an diese Probleme gewählt werden. Diese reichen von außenpolitischen Analysen bis hin zu theoretischen Betrachtungen und beinhalten so ein breit gefächertes Themengebiet, das alle Aspekte beleuchtet und so einen idealen Einstieg in die Thematik darstellt.