Ausgabe

Jüdische Spuren des mittelalterlichen Krems

Monika Kaczek

Die jüdische Gemeinde der niederösterreichischen Stadt Krems zählte Ende des Mittelalters zu einer der bedeutendsten Kultusgemeinden Österreichs. Auch heute zeigen sich noch Spuren dieser Vergangenheit im Stadtbild.

Inhalt

Erste Aufzeichnungen

Obwohl keine zuverlässigen Überlieferungen über erste Ansiedlungen von Jüdinnen und Juden in Krems existieren, kann angenommen werden, dass seit dem 12. oder 13. Jahrhundert jüdische Familien in der Stadt lebten. 1264 wurde ein Judenrichter erwähnt, der für das Schlichten von Streitigkeiten zuständig war. Im Jahre 1293 kam es zu ersten Pogromen und 1349 ereigneten sich weitere Verfolgungen. Daraufhin bestrafte Herzog Albrecht die Bürger mit hohen Geldbussen, und ab 1355 lebten wieder jüdische Familien in Krems, die Handelsbeziehungen mit den jüdischen Gemeinden in Südmähren unterhielten.

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Aufnahme eines jüdischen Grabsteins an der Aussenmauer der Kremser Piaristenkirche (Aufnahme um 1940). Signatur: 91744. Stadtarchiv Krems, Fotosammlung, mit freundlicher Genehmigung.

Der jüdische Friedhof, der sich zwischen Krems und dem Stadtteil Stein an der Donau befand, wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt. Funde von Grabsteinen, zum Beispiel in der Aussenmauer der Kremser Piaristenkirche, zeugen davon. Die Synagoge befand sich im Bereich des Bürgerspitals zwischen Oberer Landstrasse und Judengasse. Im „Judenviertel“ stand auch eine Mikweh, ein rituelles Tauchbad, zur Verfügung. In den Jahren 1420/1421 kam es wieder zu einer Vertreibung und in ganz Niederösterreich lebten bis gegen das Ende des 16. Jahrhunderts nur mehr wenige Jüdinnen und Juden.

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Jüdischer Grabstein, der sich ehemals im museumkrems befunden hat.

Signatur: 91586. Stadtarchiv Krems, Fotosammlung, mit freundl. Genehmigung.

 

Rabbi Israel von Krems

Anfang des 14. Jahrhunderts lebte der bedeutende Rabbiner Israel von Krems in der dortigen Gemeinde. Von seinen Anhängern wurde er Schem ha-Gedolim (dt. Name der Grossen) und „Or ha-Chayim“ („Licht des Lebens“) genannt. Mit Haggahot Ascheri verfasste er einen wichtigen Kommentar zum Talmud-Kompendium von Rabbi Ascher. Rabbi Israels Sohn Herschel war in der niederösterreichischen Stadt Herzogenburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Händler tätig. Aharon Blümlein, Herschels Sohn, war in Krems und anschliessend in Wien als Rabbiner tätig, wo er 1420/1421 Opfer der Wiener Gesera, dem Pogrom unter Herzog Albrecht, wurde. Sein Sohn Israel ben Pethahiah Isserlein (1390 – 1460) zählte zu den wichtigsten Rabbinern im deutschsprachigen Raum.

 

Die Autorin dankt Daniel Haberler-Maier, BA MA, Stadtarchiv Krems – Kulturamt, für die Zurverfügungstellung der Abbildungen.

 

Weiter Informationen über die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Krems befinden sich auf der Homepage von Robert Streibel: http://judeninkrems.at

 

Quellen

https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1116-krems-niederoesterreich

http://www.jewishencyclopedia.com/articles/8284-israel-of-krems

 

Hetschel und wer noch?Anmerkungen zur Geschichte der ...www.injoest.ac.at ›brugger_hetschel_und_wer_noch (pdf)

https://www.jewishvirtuallibrary.org/isserlein-israel-ben-pethahiah