Bericht einer Bibel- und Begegnungsreise vom 24. Oktober bis 3. November 2013, organisiert von „Christen an der Seite Israels - Österreich" in Kooperation mit Keshet Israel
Ziel der jährlichen Israelreisen von „Christen an der Seite Israels - Österreich" ist es einerseits, zu einem biblischen Verständnis über G‘ttes Absichten mit Israel anzuregen, die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens kennen zu lernen und mittels vieler Begegnungen einen möglichst pluralistischen Einblick in die israelische Gesellschaft mit ihrer kulturellen, landschaftlichen und politischen Vielfalt, Schönheit und Komplexität zu erlangen. Auch werden humanitäre Projekte besucht, die wir mittels Spenden der Leser unserer zweimonatig erscheinenden Zeitung „Israelaktuell" unterstützen. Hierzu gehören Kinderheime, Schulungsprogramme, Hilfe für Terroropfer, Suppenküchen sowie Aliyah- und Integrationsprojekte, wo wir mit Ebenezer und Keren Hayesod zusammenarbeiten.
Unser israelischer Guide, Israel Yaoz übersetzt die Erzählung Adinas, die mit der Operation Salomon nach Israel gekommen ist.
Unsere diesjährige Reise begann in Tel Aviv mit einer Einführung in die Geschichte Israels und einem bewegenden Besuch an der „Independance Hall". Unser israelischer Reiseführer, Israel Yaoz, 85 Jahre alt, Überlebender von Bergen-Belsen und einst Schulkollege von Anne Frank, war sechs Wochen nach Staatsgründung als einziger Überlebender seiner Familie nach Israel eingewandert. Aus persönlicher Erfahrung, untermauert mit historischen Fakten, berichtete er über die Schwierigkeiten des Aufbaus des Staates. Weitere Höhepunkte waren ein Begegnungsnachmittag mit Überlebenden aus Österreich im Anita Miller- Cohen Elternheim in Ramat Gan und ein Besuch beim Gründer des Savyon Centers für Jüdische Studien, Rabbi David Brodman. Monatlich besuchen hunderte jüdische Schüler der ersten bis neunten Klasse aus dem ganzen Land mit ihren Lehrern das Zentrum, um mittels verschiedener Aktivitäten ihr Wissen über die Wurzeln ihres reichen jüdischen Erbes zu vertiefen. Rabbi Brodman, 78 Jahre alt und ein Überlebender von Theresienstadt, ist auch Mitglied des „Council of Religious Institutions of the Holy Land", einem Forum für Frieden, dem Juden, Muslime und Christen in Israel angehören. Er ist ein gefragter Sprecher, der weltweit über den Wert des Erinnerns, die Ablehnung der Gewalt, sowie die Begegnung zwischen Völkern und Religionen referiert.
25 Österreicher pflanzen Zitrusbäume in Karnei Shomron.
Unser Weg nach Norden brachte uns nach Atlit, einem ehemaliges Internierungslager, das Ende der 1930er Jahre von den Behörden des britischen Mandats für Palästina gegründet worden war. Unweit von Atlit ist das Beduinendorf Bir-El-Makzur, wo unser Busfahrer Ali uns mit der Beduinenkultur vertraut machte. Nebst dem Besuch neutestamentlich bedeutsamer Orte in Galiläa, machten wir eine lange Wanderung am Dan-Fluss, dem größten Zufluss zum Jordan. Das Tel Dan, heute ein Naturreservat, umfasst den Siedlungshügel einer, von der frühen kanaanitischen bis in die römische Zeit bewohnten Stadt. Die anschließende Fahrt auf den Golanhöhen führte uns auf den Bental-Berg, einen Vulkankegel mit einer hervorragenden Sicht nach Syrien und auf die Stadt Kuneitra. Armeebunker auf dem Berg erinnern daran, dass Israel sich an all seinen Grenzen verteidigen muss.
Begegnung mit Überlebenden im Anita Miller-Cohen Elternheim in Ramat Gan.
Den sechsten Tag unserer Reise verbrachten wir in Samaria im Westjordanland, im biblischen Herzland Israels. In Karnei Shomron, eine israelische Siedlung, die 1977 gegründet wurde und die sich zu einem lebendigen regionalen Zentrum entwickelte, leben heute an die 2.000 Familien verschiedenster Herkunft und Alters. Michael Teplow, einst Anwalt an der Wallstreet, heute Anwalt in Karnei Shomron, der meist Araber in Grundstücksfragen berät, gab uns eine spannende Einführung in die historischen Fakten und politischen Gegebenheiten der international umstrittenen Westbank. Nach dem Besuch einer Schule, die Yeshivat HaShomron, pflanzten wir fünf Zitrusbäume. Vom Samariterberg Gerizim hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die palästinensische Stadt Nablus (Sichem), wo sich das Josefsgrab befindet. Ein Besuch der Ausgrabungen in Shilo rundete den Tag ab.
Auf der Fahrt nach Jerusalem besuchten wir in Maale Adumim eine äthiopische Frau, die mit ihrer Familie in der „Operation Salomon" 1991 auf mühsamen Wegen nach Israel gebracht worden war. Eindrucksvoll schilderte sie uns die Sehnsucht des jüdischen Volkes in Äthiopien nach Zion und ihre Dankbarkeit dafür, heute gut integriert in Israel leben zu können.
Rabbi David Brodman, Gründer des Center for Jewish Studies in Savyon.
Ein weiteres, beeindruckendes Projekt, das wir besuchten, war das Beit Shemesh Educational Centre, eine Schule mit Schülerheim für Buben aus sozial schwierigen Verhältnissen im Alter von 12 bis 18 Jahren, das zum Jaffa Institut gehört. Leiter des 1982 gegründeten Werkes ist Rabbiner Dr. David Portowicz, dem es ein Herzensanliegen ist, den betroffenen jungen Menschen zu einem geordneten Leben zu verhelfen.
Krönenden Abschluss der Reise bildete ein Synagogenbesuch und ein traditionelles Shabbatessen im CJCUC (Center for Jewish-Christian Understanding & Cooperation) zu Erev Shabbat in Efrat.
Marie-Louise Weissenböck ist die Vorsitzende von „Christen an der Seite Israels - Österreich".
Weitere Infos zu Projekten und Aktivitäten auf
www.israelaktuell.at,
Sämtliche Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Christen an der Seite Israels