Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Österreich Dr. Detlev Rünger überreichte am 16. Oktober 2013 in feierlichem Rahmen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Frau Helga Kinsky. Über 50 Gäste, darunter viele Familienangehörige und Freunde von Frau Kinsky, und als Ehrengast der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Herr Oskar Deutsch, nahmen an der Veranstaltung teil.
Frau Kinsky wurde als jüdisches Mädchen im Alter von 12 Jahren in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Dort führte sie ein Tagebuch, das zur Grundlage des Buches „Die Mädchen von Zimmer 28: Freundschaft, Hoffnung und Überleben in Theresienstadt" der deutschen Autorin Hannelore Brenner-Wonschick wurde. Später entstand hieraus eine Ausstellung, die an vielen Orten in Deutschland, aber auch in Frankreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Israel und Österreich gezeigt wurde. Bei zahlreichen Lesungen aus ihrem Tagebuch im gesamten deutschen Bundesgebiet, die oft von der Ausstellung des Projekts „Zimmer 28""und von Theateraufführungen begleitet werden, vermittelt Frau Kinsky einen bewegenden Eindruck der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Von den rund 60 Mädchen im „Zimmer 28" überlebten nur 15 den Krieg.
Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Österreich Dr. Detlev Rünger mit Frau Kinsky bei der Ordensverleihung in Wien, 2013. Foto: Mit freundlicher Genehmigung Deutsche Botschaft Wien.
Botschafter Rünger würdigte die Leistungen der Geehrten in seiner Ansprache: Frau Kinsky gibt in ihren Lesungen den Opfern des NS-Regimes bis heute ein Gesicht. Oft spricht sie vor einem jüngeren Publikum, das sie durch die persönlichen Schilderungen ihrer Erlebnisse als junges Mädchen tief bewegt. Bis zu ihrem 80. Geburtstag im Jahr 2010 reiste sie 36 Mal von Österreich nach Deutschland, um dazu beizutragen, dass das begangene Unrecht nicht in Vergessenheit gerät. Sie hat damit zur Aufklärung und Herzensbildung vieler Menschen in Deutschland beigetragen. Frau Kinsky überlebte die Lager und vermittelt noch heute nachkommenden Generationen persönlich ein Verständnis und Gefühl für das alltägliche Grauen, aber auch den Zusammenhalt und die Hoffnung unter den Zimmergenossinnen.
Laudatorinnen waren Frau Hannelore Brenner-Wonschik und Frau Uta Jungcurt. Das musikalische Rahmenprogramm des Abends gestaltete Frau Ulrike Fendel am Klavier.