Ausgabe

Die letzen Tage des Kriegs.

Monika KACZEK

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Am 16. April 2015 eröffneten Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Bundesminister Dr. Josef Ostermayer die Ausstellung „41 Tage. Kriegsende 1945 - Verdichtung der Gewalt" am Wiener Heldenplatz und im Äusseren Burgtor. Thema sind die Verbrechen des NS-Regimes in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Österreich.

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Der Todesmarsch ungarisch-jüdischerZwangsarbeiterInnen über die Steiermark und den Präbichl. Im Bild Hieflau. Foto: Walter Dall-Asen. Mit freundlicher Genehmigung G. Hoffmann.

Die 41 Tage vom 29. März 1945, als die Rote Armee erstmals die Grenzen des heutigen Österreich überschritt, bis hin zum Kriegsende am 8. Mai, waren von furchtbaren Gewaltakten geprägt. Bereits im März kam es im Burgenland zu Massakern an ungarisch-jüdischen ZwangsarbeiterInnen und die Todesmärsche vom „Südostwall" in Richtung Mauthausen setzten ein.1 Dieser Wall stellte ein System von Panzergräben und Befestigungsanlagen entlang der Grenze zur Slowakei, Ungarn und Jugoslawien dar, welches das Eindringen der Roten Armee hätte verhindern sollen. Seit Oktober 1944 mussten ZivilistInnen, FremdarbeiterInnen und Kriegsgefangene diese Anlagen errichten. Ab Dezember wurden verstärkt ungarische Jüdinnen und Juden als so genannte „Leihjuden" für den Bau eingesetzt. Die jüdischen Arbeitskräfte wurden beim ungarischen Arbeitsministerium in Szombathely angefordert und gruppenweise in den „Gau Steiermark" verschickt. Mit dem Nahen der sowjetischen Truppen wurden die ZwangsarbeiterInnen evakuiert und in Todesmärschen abkommandiert. Am 9. April 1945 wurde zum Beispiel ein kleinerer Transport vom Präbichl durch Eisenerz geschleust, wo ein Mann umgebracht wurde. Beim Weitermarsch nach Hieflau kam es zu weiteren Morden.

So wie die ungarisch-jüdischen ZwangsarbeiterInnen wurden in den letzten Tagen des Krieges auch KZ-InsassInnen, politische Häftlinge und Kriegsgefangene gezielt ermordet. Fliegende Standgerichte verurteilten Hunderte Deserteure zum Tode.

Aus solchen Tatorten wählten die AusstellungsgestalterInnen zwölf Plätze aus, die vom Künstler Stefan Oláh aus heutiger Perspektive fotografiert wurden.2 Die Bilder, die am Heldenplatz gezeigt werden, sind mit Informationen zu den Ereignissen im Frühjahr 1945 versehen.

In der Krypta des Heldendenkmals im Äusseren Burgtor befindet sich der zweite Teil der Ausstellung. „Wien 1945 - Grossstadt im Krieg", der die Bombenangriffe der Alliierten, die Strassenkämpfe zwischen deutschen Truppen und Roter Armee und die Lage der Zivilbevölkerung thematisiert. Erfahrungen in dieser Phase des Kriegsendes werden durch 41 Erinnerungen von Persönlichkeiten und ZeitzeugInnen aus ganz Österreich veranschaulicht.

„41 Tage. Kriegsende 1945 - Verdichtung der Gewalt" ist das Ergebnis einer Forschungskooperation des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit der Universität Graz sowie dem Verteidigungsministerium (BM:LVS). Im begleitenden öffentlichen Diskussionsprogramm liefern HistorikerInnen einem interessierten Publikum Einblick in den aktuellen Forschungsstand zur Nachkriegsgeschichte. Zum wissenschaftlich-kuratorischen Team gehören Dieter A. Binder, Georg Hoffmann, Monika Sommer und Heidemarie Uhl. Auf der Homepage www.erinnern.at (BM:BF) wird Schulklassen ein umfangreiches Vermittlungsprogramm angeboten.

Weitere Informationen: Die Ausstellung ist von 16. April

bis 3. Juli 2015 bei freiem Zutritt am Wiener Heldenplatz zu besichtigen. Vom 12. Oktober bis 6. November 2015 wird sie in Graz gezeigt.

http://www.oeaw.ac.at/veranstaltungen-kommunikation/

veranstaltungen/websites/2015/41tage/41-tage/

http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/

aktivitaten/rundgang-wien/rundgang-wien-leben-undvertreibung-der-juedischen-bevoelkerung-in-wien

1 Weiterführende Literatur: Eleonore Lappin-Eppel: Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Niederösterreich 1944/45 (= Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde Band 45, herausgegeben von Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart), gem. mit Susanne Uslu-Pauer und Manfred Wieninger, St. Pölten 2006; Eleonore Lappin-Eppel: Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter/innen in Österreich 1944/45. Arbeitseinsatz, Todesmärsche, Folgen, Berlin-Münster-Wien-Zürich-London: LIT Verlag 2010

2 http://olah.at/41-tage-kriegsende-1945-verdichtung-der-gewalt/