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Ausstellungen in der Secession

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 David Maljkovic - Attila Csörgö -
Lecia Dole-Recio

2. Dezember 2011 - 5. Februar 2012

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Bis ins kommende Jahr hinein sind in der Wiener Secession drei Ausstellungen internationaler KünstlerInnen zu sehen, deren Arbeiten von Skulpturen und Objekten über Zeichnungen bis hin zu Malerei reichen.

Die Frage nach der Bedeutung der Moderne für die Gegenwart und Zukunft verbindet der kroatische Künstler David Maljkovic (geb. 1973) in seinem Werk vielfach mit konkreten Untersuchungen zur Geschichte des eigenen Landes, insbesondere zu den skulpturalen und architektonischen Symbolen, die während des jugoslawischen Sozialismus für Aufbruch und Veränderung standen. In seiner Ausstellung in der Secession schlägt er jedoch einen anderen Weg ein, reflektiert bisher entwickelte Ideen und unterwirft zahlreiche seiner Arbeiten einer radikalen Neuinszenierung: Er exponiert die für andere Kontexte und Inhalte als Präsentationsstrukturen entwickelten Objekte ausgeräumt und entleert.

Exhibitions for Secession widersetzt sich dadurch bewusst dem Ausstellungstypus der klassischen Retrospektive, die eine repräsentative Werkauswahl zusammenträgt und aneinanderreiht, und geht auch über die Adaption prototypischer Arbeiten für die vorgegebenen Räumlichkeiten weit hinaus. Stattdessen rückt David Maljkovic in der Konzentration auf verschiedene Formen des Zeigens seine eigenen künstlerischen Strategien und Erfahrungen sowie das Nachdenken über den Akt des Ausstellens selbst in den Fokus. Zu den Topoi, die er spannungsreich und mit überraschenden Wendungen verhandelt, zählen die Unterscheidung von freier und angewandter Kunst ebenso wie die Ortsspezifik des Ausstellungsraums, narrative räumliche Strukturen und die historischen Referenzen der Displays.
Die fotografische, skulpturale und zeichnerische Arbeit des aus Ungarn stammenden Künstlers Attila Csörg� (geb. 1965) führt BetrachterInnen mit Humor und Ironie an naturwissenschaftliche und technologische Fragestellungen heran - mit oft unerwarteten, kurzweiligen und poetischen Ergebnissen. Wissenszweige wie Kinetik, Optik oder Geometrie erkundet der Künstler in kontinuierlichen Versuchsanordnungen, lotet damit Fragen der Wahrnehmung aus und entwickelt Gedanken über die Konstruktion der Realität.

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 Attila Csörgö

Title: Occurence Graphs III
Year: 1998
Photo: József Rosta

Bei der Arbeit, die Attila Csörg� für die Ausstellung in der Secession entwickelt hat, handelt es sich um ein experimentelles Uhrwerk, das eine Fortsetzung seiner Recherchen über die Kombination von Licht und Bewegung darstellt. An der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Naturwissenschaft rückt er die Lemniskate - die für die Unendlichkeit stehende Schleife, gleichermassen konkretes mathematisches Symbol wie poetische Form - ins Zentrum seiner Auseinandersetzungen mit Phänomenen der Wahrnehmung. Er hat eine „Zeitmaschine" gebaut, die sowohl als Skulptur wie auch als räumliche Zeichnung, als bewegtes Bild oder einfach als wissenschaftliches Experiment gedeutet werden kann. In seiner Arbeit geht es um Zeit, um Bewegung, um die Konstruktion und die Entstehung von Bildern in einer durch und durch mediatisierten Welt, aber auch um die Apparatur selbst. Der Sekundenzeiger und die Endlosschleife markieren als stets wiederkehrende Symbole das Thema der gesamten Ausstellung.

Die Bedingungen des Mediums der Malerei sowie die Geschichte der Abstraktion sind wichtige Referenzpunkte für die künstlerische Praxis Lecia Dole-Recios (geb. 1971). In ihren Arbeiten lotet die US-amerikanische Künstlerin die Möglichkeiten einer formalen Sprache und Materialität aus, die die Öffnung der Malerei zu anderen Medien wie der Architektur und Installation thematisieren, oder zu modernen Kompositionsmethoden. Ihre Bildkompositionen sind durch komplexe Schichtungen unterschiedlicher Materialien wie Leinen, Karton, Papier und Farbe gekennzeichnet. In das auf diese Art entstandene Volumen setzt die Künstlerin präzise Schnitte und arbeitet so aus dem Bildträger heraus. Geometrische Formen ordnet sie zu organisch wirkenden Konstellationen und Mustern an, die über den Bildgrund hinaus in den sie umgebenden Raum wirken.

In ihrer ersten Ausstellung in Österreich zeigt Lecia Dole-Recio in der Secession eine Auswahl aus ihrer neuen Werkserie. Die Thematisierung einer räumlichen Wahrnehmung von Malerei, die in ihren älteren Arbeiten manifest ist, wird in ihren jüngsten Arbeiten um eine zeitliche Komponente erweitert. Die Künstlerin verwendet hier Reste und Abfallprodukte früherer Arbeitsprozesse - quasi Negativbilder bereits existierender Arbeiten -, die sie in bewährter Manier collagiert und bearbeitet.

Sie hebt so nicht nur die Unterscheidung von „wertvollem" Material und Abfall auf, sondern unterstreicht auch die Vielschichtigkeit und Prozesshaftigkeit ihrer Kunst.

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