Niko Hofinger: Maneks Listen. Roman
Innsbruck: Limbus Verlag 2018
224 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, mit zahlreichen Abbildungen
Euro 20
ISBN 978-3-99039-120-4
Mit freundlicher Genehmigung: Limbus Verlag, Innsbruck
Wie so oft schreibt das Leben Geschichten, die man nicht erfinden könnte. Es begann im Winter 2012, als ein israelisches Filmteam über Ernst Beschinsky, den 1987 verstorbenen Präsidenten der Innsbrucker Israelitischen Kultusgemeinde, recherchieren wollte. Deshalb rief Yair Lev, der Regisseur des Films, bei der Ehrenpräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg Esther Fritsch an, die das Gespräch an den Historiker Niko Hofinger weiterleitete. Was beide Männer sehr verwundert, ist die Tatsache,dass Levs Grossvater 1902 am gleichen Tag wie Ernst Beschinsky in Wien geboren wurde – auch er heisst Ernst Beschinsky. Ein Mann dieses Namens starb zweimal – einmal 1969 in Israel und ein zweites Mal 1987 in Innsbruck.
Die siebenjährige Spurensuche nach den „zwei Beschinskys“ führte Lev und Hofinger nach Wien, Zagreb, Los Angeles, Paris, Prag, Brünn, Tel Aviv und Meran. Sie interviewten auch Familienmitglieder sowie Freunde und durchforsteten diverse Archive. Während der Reise wurden die Rechercheure immer wieder mit falschen Informationen und gefälschten Dokumenten konfrontiert. Allmählich offenbarten sich ihnen zwei Biographien. Der 1901 in Galizien geborene Emanuel „Manek“ Willner alias Ernst Beschinsky zog als junger Mann nach Wien. Dort lernte er die Studentin Ilse Pollack kennen und beide wurden ein unzertrennliches Paar. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh Manek nach Zagreb, wohin ihm Ilse, die keine Jüdin war, nachfolgte. Sie versteckte ihren Geliebten vier Jahre lang und rettete damit sein Leben. Danach legte sich Manek seine plausible Biografie zurecht. Wie es im Buch heisst: „Die Welt kann so einfach sein, wenn man den richtigen Namen trägt“. Bis zu seinem Tod lebte er mehr als fünfzig Jahre zurückgezogen unter falschem Namen. Nur Eingeweihte wussten von seiner wahren Identität, überraschenderweise auch der „echte“ Ernst Beschinsky. Dieser arbeitete in Palästina und deckte die Verwandlung seines Freundes während des Zweiten Weltkrieges.
In seinem Romandebüt spannt Niko Hofinger den roten Faden von einem fiktiven Historiker zu Beschinsky, der seine Biografie erzählt. Niko Hofinger: „Das Buch zum Film ist aus der Lust entsprungen, viele für den Film irrelevante aber unterhaltsame Geschichten auch noch festzuhalten. Ernst Beschinsky erzählt darin eine andere Sicht auf seine turbulente Biographie.“1
Das Buch endet mit folgendem Rat, den Beschinsky uns Leserinnen und Lesern mitgibt: „Glauben Sie nicht alles, was im Fernsehen kommt. Und wenn in Galizien ein Schlemihl den Stadtplatz von Linsk überquerte, liefen ihm alle Kinder nach, um den Spruch der Erwachsenen zu überprüfen, der behauptete: Schelme werfen keine Schatten.“
Zum Autor: Niko Hofinger, geboren 1969, ist Historiker und Ausstellungskurator. Seit Mitte der 1990er-Jahre publiziert er zu regionaler und jüdischer Zeitgeschichte. Hofinger lebt und arbeitet in Innsbruck; Maneks Listen ist sein erster Roman.
Zum Film: Yair Levs Film You Only Die Twice/Der Mann, der zweimal starb feierte am 6. März 2018 seine Weltpremiere im Innsbrucker Leokino und wurde auch in ORF 2 gezeigt. (https://www.geyrhalterfilm.com/jart/prj3/geyrhal- ter/main.jart?rel=de&reserve-mode=active&content- id=1497604516536& lm_id=1479125470173)
Ilan Beresin
1: http://www.ikg-innsbruck.at/events/buchpraesentation-maneks-listen-niko-hofinger-ueber-ernst-beschinsky-praesident-der-ikg-von-1976-1987/