Ausgabe

Zwischen Orient und Okzident

Content

Louise Hecht (Hg.): Ludwig August Frankl (1810 - 1894). Eine jüdische Biographie zwischen Okzident und Orient.

Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag 2016

430 Seiten, 26 s/w- und 24 farb. Abb. auf 32 Seiten Tafelteil, gebunden

Euro 57,00      

ISBN 978-3-412-50374-1

  

Der Journalist, Sekretär und Archivar der Wiener jüdischen Gemeinde Ludwig August Frankl hat mit dem vorliegenden Sammelband eine längst fällige historische Würdigung erfahren. Die Beiträge basieren auf Vorträgen, die auf einer Konferenz des Kurt und Ursula Schubert Lehrstuhls an der Universität Olmütz gehalten wurden. Die 15 internationalen Autoren und Autorinnen können sich auf eine breite Quellenbasis beziehen; Frankls Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek und im Wiener Jüdischen Museum. Frankl stammte aus dem böhmischen Städtchen Chrast, wo seine Eltern und Grosseltern Tabakhändler waren. 1837 promovierte er in Padua zum Dr.med., aber bereits 1838 wurde er zum Sekretär der Wiener Judenschaft ernannt. Von 1842 bis 1848 gab er auch die Sonntagsblätter heraus. Er war Wiener Gemeinderat, Vorstandsmitglied der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, Ehrenbürger der Stadt Wien und wurde als Ritter von Hochwart geadelt. 1856 reiste Frankl nach Jerusalem, um die von Elise Herz gestiftete Kinderbewahranstalt zu eröffnen. Das nach Simon Edlen von Lämel genannte Gebäude steht bis heute in Jerusalem. Frankl brachte aus Jerusalem zwei Schlusssteine für den Leopoldstädter Tempel und für die Votivkirche nach Wien mit und publizierte eine Reisebeschreibung über das Heilige Land. Ab 1868 engagierte er sich mit zahlreichen anderen Autoren für ein Schillerdenkmal in Wien, das 1876 enthüllt werden konnte. 1872 gründete er mithilfe von Jonas von Königswarter das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte. Im Foyer des von Wilhelm Stiassny errichteten Gebäudes, in dem heute eine Polizeistation untergebracht ist, befindet sich eine Büste von Frankl. Das Buch beschreibt Frankls vielfältiges Engagement; weiters werden seine Genealogie, seine Rolle in der Revolution von 1848, Vertonungen seiner Gedichte und die Frauen in seiner Familie thematisiert.