Carsten Ramm (Hg.): Es wird schon nicht so schlimm!
Mit einem Nachwort von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen.
Berlin: Verbrecher Verlag 2014
120 Seiten, 4 s/w-Abbildungen
Euro 12,00 [D]
ISBN 978-3-95732-063-6
Carsten Ramm, der Herausgeber dieses schmalen Bandes, ist ganz zufällig auf das Schicksal des deutschen Schauspielers Joachim Gottschalk und seiner jüdischen Frau Meta gestossen, nämlich als er zu Klaus Manns Roman Mephisto und seiner Dramatisierung durch Ariane Mnouchkine im Jahr 1979 recherchierte. Einer dieser Künstler, denen Mnouchkine ein Denkmal setzen wollte, ist eben Joachim Gottschalk. Ramm stösst schliesslich auf den DEFA-Film Ehe im Schatten, den Kurt Maetzig 1947 nach einer Novelle von Hans Schweikart gedreht hat. Die Novelle Es wird schon nicht so schlimm! blieb unveröffentlicht. Ramms Engagement ist es zu danken, dass der Text nun doch erscheinen konnte. 1933: Sie sind jung, verweilen in einem kleinen Hotel in den Bergen in der Nähe von München, gehen spazieren und unterhalten sich über das Theater: die drei Schauspieler Gregor Maurer, Kurt Bechstein und Lilli Hollmann. In der letzten Woche des Aufenthalts schliesst sich ihnen Dr. Heinz Bluhm an, fröhlicher Rheinländer und Jurist. Lilli verliebt sich in ihn. Dennoch heiratet sie später Gregor. Die beiden haben einen Sohn.Vor Beginn der neuen Saison wird das künstlerische Personal auf die neue politische Lage eingestimmt: Für „Nichtarier" wie Kurt und Lilli ist kein Platz mehr im Ensemble. Kurt geht aus diesem Grund nach Wien. Gregor dagegen steigt zum gefragten Schauspieler auf. Man legt ihm nahe, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Gregor folgt dem Rat nicht. Als der Krieg beginnt, wird Gregor eingezogen. Kurt ist flüchtig und findet Unterschlupf bei Lilli. Knapp entgeht er der Gestapo. Gregor wird aus dem Militär entlassen, gilt aber als „arbeitsverwendungsfähig". Er darf beim Theater arbeiten. Heinz Bluhm, inzwischen Regierungsrat in der Kulturkammer, bestellt ihn zu sich. Der Druck auf ihn wird schliesslich so gross, dass er Selbstmord begeht, Frau und Kind nimmt er mit ins Grab. Der Autor Hans Schweikart war mit dem Schauspieler Joachim Gottschalk und dessen jüdischer Frau Meta befreundet. 1941 beging das Ehepaar gemeinsam mit ihrem Sohn Michael Selbstmord. Die Mutter von Regisseur Maetzig war ebenfalls Jüdin, auch sie beging Selbstmord. Angesichts der immer zahlreicher werdenden Bücher und Filme, in denen Täter zu Opfern stilisiert werden, sei diesem Band grosse Beachtung gewünscht.