Ach, die Venus ist perdü - Klickeradoms! - von „Medici"! So die Verse von Wilhelm Busch über eine zerbrochene Gipsstatuette aus der Frommen Helene. Wie auch immer man die Verse interpretieren mag, sie sind eine köstliche Anspielung auf ein weit verbreitetes Phänomen der Gründerzeit. Damals standen häufig in Wohnzimmern, Salons und Bibliotheksräumen des Bürgertums Repliken, d. h. Abgüsse von berühmten Skulpturen, zumeist der Antike, aber auch der damals sehr geschätzten Renaissance-Künstler wie Michelangelo. Ob es nun die Venus von Medici, der Apoll vom Belvedere, der Zeus von Otricoli, eine Skulptur des Michelangelo oder etwa der Denker von Rodin, ob die Nachbildung nun aus Gips, Bronze oder einem anderen Material war, das Bildungsbürgertum liebte es, sich solche Paradestücke auf das Kaminsims oder in die Vitrine zu stellen und damit zu beweisen, dass man ästhetische Bildung besass und wusste, was wertvoll ist. Dass das Stück zumeist nur eine verkleinerte Nachbildung und in industrieller Fertigung hergestellt war, tat nichts zur Sache.
Die Moses-Statue, wie sie heute im Depot des Grazer Joanneums in Schloss Eggenberg steht. Foto: Chr. Rabensteiner, UMJ Graz. Mit freundlicher Genehmigung W. Pietsch.
In unserem Fall geht es um einen Moses, genauer gesagt um die Nachbildung des berühmten Moses von Michelangelo. Das Marmor-Original schuf der Meister um 1515. Heute steht die über zwei Meter hohe Skulptur in Rom, in der Kirche S. Pietro in Vincoli. Sie ist die bedeutendste Touristenattraktion dieser Basilika. Die etwa einen Meter hohe Replik, von der nun berichtet wird, ist allerdings nicht „perdü", ist nicht verloren und auch nicht kaputt. Sie steht vielmehr unbeschädigt und unbehelligt nach wie vor in der Restaurierwerkstatt des Universalmuseums Joanneum in Graz. Wie sie dort hinkam? Das ist nun freilich eine andere Geschichte, die mit dem bärbeissigen Humor eines Wilhelm Busch nichts zu tun hat. Sie gehört nur in den grösseren Kontext des gründerzeitlichen Bürgertums, sofern die Kopie nicht überhaupt aus religiösen Gründen einstmals angekauft und in einer Wiener Wohnung aufgestellt wurde.
Die Geschichte dieser Moses-Statue führt uns in das Wien der Judenverfolgung im 2. Weltkrieg. In den Jahren 1941 und 1942 erreichte die Entrechtung, Enteignung, Deportation und Ermordung der Juden ihren traurigen Höhepunkt. Auch die Familie Bauer war davon betroffen, d. h. eigentlich nur der Vater, Herr Adolf Bauer, geb. 1861 in Nikolsburg, aber in Wien lebend und damals schon längst in Pension. Die rigiden, menschenverachtenden Vorschriften der NS-Machthaber verlangten nun die Aufgabe der Wiener Wohnung, denn Bauer war Jude. Die Familie musste sich daher nach einer neuen Bleibe umsehen: Adolf Bauer, seine Frau Ella (1884 - 1965) und die Tochter aus der ersten Ehe der Mutter, Edeltrude Bauer-Pelikan (1910 - 1997). Von letzterer sind kürzlich die maschinschriftlich festgehaltenen Erinnerungen an die Zeit von 1938 - 1945 im Original wieder aufgetaucht. Daraus lässt sich nicht nur das Schicksal der Moses-Statue rekonstruieren, sondern vor allem das schlimme Los ihres ehemaligen Eigentümers, des Juden Adolf Bauer. Seine Adoptivtochter - sie hatte inzwischen eine Anstellung als Lehrerin in Kalwang bekommen - erzählt, dass ihre Eltern damals (1939) nach dem Verlust der Wiener Wohnung von Wien nach Graz gezogen waren und in Wetzelsdorf den südlichen Trakt eines kleinen Schlösschens bewohnten, dessen Besitzer ihnen sehr zugetan war. Doch da kam von der Grazer Behörde der Kündigungsbrief, der auch den Vermieter „sichtlich erschütterte": „Sie haben dem Juden Adolf Bauer die luxuriöse Wohnung in Ihrem Hause zu kündigen." Und weiter erzählt Frau Pelikan in ihren Erinnerungen, wie aufgeregt und hilflos sie in diesen Tagen waren, wie sie wiederholte Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen mussten und alle ihre Wertpapiere beschlagnahmt wurden. In ständiger Angst, von der Gestapo überrascht zu werden, verbrannten sie schliesslich jene Papiere und Bücher, die verdächtig erscheinen konnten.
Der Kampf um die Wohnung
Und weiter schreibt sie wörtlich:
„Nun begannen wir mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln um die Wohnung zu kämpfen. Erstens versuchten wir die Kündigung rückgängig zu machen, was natürlich ergebnislos blieb. Zweitens schrieb und überreichte Mama Gesuche um Zuweisung einer Ersatzwohnung, wobei sie (späteren Verhältnissen entsprechend!) knapp dem KZ entging. Es blieb bei einem scharfen Verweis, den man ihr wegen ihres Ausspruches erteilte, es liege bestimmt nicht in den Intentionen Hitlers, einen alten Mann an seinem Lebensabend zu entwurzeln. Über die wahren Intentionen Hitlers in ihren grausamsten Auswirkungen wurden wir alle später in der erschütterndsten Weise belehrt. Damals hiess es nur, Mama dürfe sich kein Recht anmassen, über die Intentionen Hitlers zu urteilen. Also waren auch diese Bemühungen fruchtlos geblieben. Nun versuchten wir ein Drittes: Wir gingen auf eigene Faust auf Wohnungssuche. War das ein trauriges Beginnen! Nicht nur wegen seiner Ergebnislosigkeit infolge des einseitigen arischen Verhältnisses, sondern wegen des vielen Elends, das sich da offenbarte. Wurden doch damals sehr viele Juden ausgewiesen oder sie bereiteten sich zur Flucht vor."
So wurde die Familie schliesslich wegen der erfolglosen Wohnungssuche auseinandergerissen.
Für den Vater
„schien es am günstigsten, nach Wien zu gehen, wo er seit seiner Studienzeit bis nach der Pensionierung gelebt hatte, wo er viele Freunde, Gesinnungs- und Glaubensgenossen hatte, wo er ein Menschenalter hindurch gemeinnützig gewirkt hatte, sowohl als Gründer der Krankenkasse für Advokaturs- und Notariatsangestellte wie auch als langjähriger Bezirksrat des XVII. Wiener Gemeindebezirkes, der für jeden Hilfesuchenden Trost fand, wo er also, wie wir hofften, einerseits gekannt und geehrt, andererseits untertauchend in der Masse, einigermassen in Ruhe diese Zeit abwarten könnte."
Schwierig war die Situation auch für die Mutter. Gemeinsam mit ihrem Mann wohnen konnte sie nicht, weil die Tochter sonst nicht einmal auf Besuch hätte kommen dürfen, bei der Tochter wohnen konnte sie nicht, weil der Vater sie nicht besuchen durfte. Immer stand ja die Lehrerstelle der Tochter, das bis dahin noch einzig Sichere, auf dem Spiel.
Pelikan weiter:
„So fanden wir für Papa eine Unterkunft in einer Pension in Wien. Ein, zwei Wochen vor dem endgültigen Auszug übersiedelte Papa dorthin. Wir zogen innerhalb von sieben Jahren das vierte Mal um! Eine treue Bedienerin hatten wir, die handwagerlweise „Schätze von Haus- und Küchengerät" nach Hause führte. Unsere Bekannten hatten freie Wahl unter einem Grossteil unserer Bücher, weil wir nicht alle mitnehmen konnten, ein Abgesandter des Gefangenenhauses fuhr dreimal mit dem Motorrad hin und her und holte jedes Mal einen grossen Rucksack für die Gefangenenbücherei. Die meisten Schwierigkeiten aber hatten wir mit unserem Moses, einer fast lebensgrossen Kopie des Moses von Michelangelo, der immer unser Bibliothekszimmer geziert hatte, bei allen unseren Übersiedlungen aber eine furchtbare Belastung bedeutete. Einen Tag lang stand Mama mit dem Klerus der Stadt Graz in telefonischer Verbindung, von dem sich wohl alle dafür interessierten, aber doch kein-er den Mut aufbrachte, ein derart „semitisches Werk" gerade jetzt anzukaufen. Zum Schluss stellte ihn Mama dem Landesmuseum Joanneum zur Verfügung, das eine Kommission zur Begutachtung entsandte und ihn abholen liess. Wir mussten froh sein, unseren alten Freund herschenken zu dürfen."
So landete die Moses-Statue im Depot des Grazer Joanneums, wo sie noch heute steht, offenbar ohne Vermerk der Herkunft. Schliesslich schreibt Pelikan von einer weiteren Aufregung: dass ihre Mutter von der Gendarmerie angerufen wurde, um sie in die Wachstube zu bestellen. Dort wurde ihr mitgeteilt,
„dass aller Schmuck und alle Wertpapiere, die sie während ihrer 22-jährigen Ehe von ihrem Mann erhalten habe, beschlagnahmt und verfallen sei."
Wie ging es nun weiter? Die Eltern wohnten getrennt in Wien, die Tochter wurde in die eben vom Deutschen Reich besetzte und angegliederte Untersteiermark strafversetzt. Bevor dann Pelikan auf die weiteren Ereignisse im Zusammenhang mit ihrem Stiefvater zu sprechen kommt, erzählt sie von antisemitischen Erlebnissen, die ihre Familie schon in den 1920er, 30er Jahren zu verkraften hatte. Dann setzt sie fort:
„All diese gehässigen Verfolgungen wirkten sich in der Provinz immer viel mehr aus, dachten wir uns und hofften daher für Papa, als wir unsere Wohnung verloren, in Wien auf ein ruhigeres Leben. Zuerst wohnte er in einer Pension, dann in möblierten Zimmern, musste aber sehr oft wechseln, weil ja auch die jüdischen Hauptmieter immer wieder gekündigt wurden und immer mehr in einem Stadtteil zusammen getrieben wurden. Der Wohnraum des Einzelnen wurde immer kleiner bemessen. Zum Schluss wohnte Papa mit zwei ihm Fremden in einem kleinen Kabinett. Jede Wohnungstür war mit dem Judenstern versehen. Die Stunden, in denen die Juden (nur mit Stern natürlich!) ausgehen durften, waren ebenso vorgeschrieben wie die Postschalterstunden und die Einkaufszeiten, wie die Bänke in den Parkanlagen, die Tische in den Gast- und Kaffeehäusern und der Stehplatz in der Strassenbahn. Später hörte sich auch das auf; man verbot einfach überhaupt den Besuch von Gaststätten und die Benützung der Strassenbahn. Starb ein Glaubensgenosse, so konnten nicht einmal seine nächsten Angehörigen zum Leichenbegräbnis gehen, weil sie nicht imstande gewesen wären, bei den für sie besonders gekürzten Lebensmittelrationen den drei Stunden weiten Weg zum Zentralfriedhof hin und zurück zu gehen.
Die geplante Deportation
Als dann 1942 der erhöhte Abtransport der Wiener Juden einsetzte, verständigte man sie zunächst per Postkarte und berief sie für einen bestimmten Termin in ein Sammellager (meistens eine dazu freigemachte Schule) mit dem Handgepäck ein. Da hatten sie doch noch Zeit, das Wichtigste einzupacken und über das andere frei zu verfügen. Später aber wurden sie einfach in der Nacht abgeholt, so dass alle jederzeit gerichtet sein und jede Nacht damit rechnen mussten. Wie taktlos und herzensroh sich da mancher noch am jüdischen Privateigentum bereicherte, bevor sie abgeholt wurden:
„Das gefällt mir, das können Sie mir geben; Sie kommen ohnehin weg und dann ist es für mich zu spät - dann kriegen es schon andere!" Papa wusste von all dem, hatte sich auch für alle Fälle gerichtet und oft mit Mama anlässlich ihrer oftmaligen Wiener Aufenthalte die Sache besprochen. Er war eher zuversichtlich. Er baute 1. auf sein hohes Alter und 2. auf seine „arische Versippung". Beides würde ihn, wenn er wirklich irrtümlich in ein Lager käme, innerhalb weniger Stunden wieder befreien, so hoffte er. Er gab Mama genaue Weisungen für diesen Fall und hatte auch schon mit Bekannten unsere sofortige telegrafische Verständigung vereinbart. In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai [1942] wurde sein Wohnhaus besetzt und um 3 Uhr früh wurde er in die Castellezschule gebracht. Wir bekamen am selben Abend noch das Telegramm, fuhren sofort nach Wien und setzten alle Hebel in Bewegung, um eine sofortige Entlassung zu erwirken."
Ella Bauer lief nun von einem zum anderen, von einer Institution zur anderen und überall
„bot sich ihr dieselbe trostlose, verzweiflungsvolle Stimmung, überall spielten sich erschütternde Dramen ab. Besonders bei Gildemeester ward sie Augenzeuge qualvoller Schicksale. Ein Name war es, der alle dort Anwesenden wenn auch mit Schrecken und Furcht, so doch mit der letzten Hoffnung erfüllte. Es war der Name Brunner II [Anton Brunner], der [als Untergebener von Alois Brunner, der als Nachfolger von Adolf Eichmann die Judenfrage in Wien zu lösen hatte], der aber den meisten dort Hilfesuchenden in seiner Brutalität bekannt war. Als Mama mit dem Beamten des Vereines, einem äusserst liebenswürdigen Menschen, ihre Angelegenheit besprach, gab er wohl zu, dass dies die letzte Möglichkeit wäre, riet aber Mama im Hinblick auf ihr Herzleiden und auf den Zustand ihrer Erregung unbedingt davon ab. Von den draussen Wartenden erfuhr Mama, dass Brunner mit arischen Frauen von Juden sehr aggressiv vorgehe, ja, dass er sie schon im Keller soll verprügeln haben lassen. Mama verstand nun die Rücksichtnahme des Beamten, bat ihn aber doch, einen Empfang bei Brunner zu erwirken, weil sie keinen Schritt unversucht lassen wollte. Nach acht Tagen wurde Mama unter den lächerlichsten Vorkehrungen in das Heiligtum dieses Bonzen eingelassen, der wie eine Majestät in einem herrlichen Palais thronte. Auch der Beamte von Gildemeester hatte sich eingefunden, bedrückte aber Mama womöglich noch mehr durch sein aufgeregtes Benehmen. Aber meine liebe Mama blieb stark. Sie brachte diesem Nazikönig ihr Anliegen vor, sprach zu ihm von der grossen Menschenfreundlichkeit Papas und wie er sein ganzes Leben in uneigennützigster Weise sowohl als Krankenkassadirektor wie auch Bezirksrat so lebte, dass er überall nur Freunde hatte, die seine übergrosse Bescheidenheit und Uneigennützigkeit rühmten. Als Brunner auf seine Fragen hin hörte, dass Papa 81 Jahre alt sei, meinte er, da habe er ohnehin lange genug gelebt. Im Übrigen könne Mama ihr Gewissen beruhigen: Dadurch, dass sie selbst bei ihm vorgesprochen habe, habe sie alles für Papa getan, was sie tun konnte. In 8 bis 10 Tagen werde sie das Weitere erfahren."
Stiefvaters Tod
Das Weitere bestand dann darin, dass bald darauf die Tochter an ihrem Dienstort in der Untersteiermark ein Telegramm bekam: „Tot. Komme sofort." Zurück in Wien, erfuhr Edeltrude Pelikan von ihrer Mutter die Gewissheit: Wie sie von einer Bekannten erfahren hatte, dass Papa in das Sammellager in der Malzgasse eingeliefert worden sei und ein Schulwart kurz darauf ihr erzählt habe, dass er ihren Papa schon vor zwei Tagen tot weggeschafft habe.
„So erfuhren wir von Papas Sterben. Wir bekamen den Leichnam heraus und konnten ihn noch am selben Nachmittag sehen. Es war wirklich Papa, ich hätte sonst auch das nicht geglaubt. Ich sah mit eigenen Augen, dass er in denselben Kleidern gestorben war, in denen er vor fast 14 Tagen eingeliefert worden war. Ich sah seinen verkrümmten und zusammengezogenen Körper, der auf einen Vergiftungstod schliessen liess, und ich sah sein verzerrtes Gesicht, das nicht von Stillem und Friedlichem wusste. Der Beamte bei der Kultusgemeinde hatte einen Akt, demzufolge 150 Leidensgenossen in dieser einen Nacht „gestorben" waren. Als uns später Papas Effekten ausgefolgt wurden, fand sich wohl in seiner Aktentasche ein Zettel mit der Aufstellung seines persönlichen Nachlasses (Uhr, geringer Barbetrag etc.), aber gerade diese Wertgegenstände fehlten ebenso wie der grössere Geldbetrag, den Papa in seinem Brillenfutteral zu verstecken beabsichtigte. Ausserdem trug dieser Zettel das Datum 11. Juni, während uns offiziell der 12. Juni als Todestag mitgeteilt wurde. Hat man am 11. schon gewusst, dass er am 12. tot sein wird? Wurden ihm diese Effekten vorher schon abgenommen? Niemals werden wir darüber etwas Näheres erfahren. Und doch dürfen wir Gott danken, dass wir so viel wissen. Von den 150 Toten dieser Nacht wurden nur zwei Leichen freigegeben. So konnten wir ihm wenigstens ein Leichenbegräbnis verschaffen. Papa ruht im Grabe seiner ersten Frau auf dem Zentralfriedhof in Wien."
Soweit der erschütternde, hier stark gekürzte Bericht der Frau Pelikan. Sie schrieb ihn Anfang 1946 nieder. Gedacht war er ursprünglich für die Veröffentlichung in einer Schweizer Lehrerinnenzeitschrift. Aber dazu scheint es nie gekommen zu sein. An ihrer Glaubwürdigkeit ist nicht zu zweifeln. Die von Pelikan genannten Fakten stimmen weitgehend mit dem überein, was in der heutigen Forschung darüber nachzulesen ist. Der von ihr erwähnte Brunner II, nämlich Anton Brunner, wurde nach dem Krieg unter anderem wegen Mitwirkung an der Deportation von 48.000 Wiener Juden zum Tod verurteilt. Von ihrem Stiefvater Adolf Bauer, der kurz vor der Deportation verstarb, liegt die Todfallsaufnahme in einem Wiener Archiv. Da heisst es unter „Adolf Israel Bauer" beim Sterbetag und Sterbeort: 12. 6. 1942, Abwanderungslager 2. Bez., Malzgasse 16.
Moses im Joanneum?
Kehren wir zum Michelangelo-Moses zurück, dem einstigen Eigentum Adolf Bauers. Nach all dem Gesagten müsste deutlich sein, dass die damalige Schenkung ans Joanneum unter Zwang erfolgte. Das heutige Universalmuseum sollte ihn daher an den Universalerben der Frau Pelikan restituieren, damit die Statue jenen Platz einnehmen kann, der ihr ursprünglich zugedacht war: eine Kirche oder vielleicht noch besser, das Diözesanmuseum in Graz. Jedenfalls sollte diese Replik öffentlich zugänglich sein. Diese Moses-Statue ist ja weit mehr als der blosse Abguss eines weltberühmten Originals. Sie steht symbolisch für die Entrechtung, Beraubung und Verfolgung der Juden zur Zeit des Holocaust, sie steht für das persönliche Schicksal ihres ursprünglichen Eigentümers Adolf Bauer und sie erinnert zugleich an das grosse Kunstwerk im Original und erinnert damit an Moses, die Rettungsgestalt des jüdischen Volkes, die auch für das Christentum Bedeutung hat. Das Universalmuseum Joanneum ist bisher mit seinen Restitutionsfällen grosszügig, fair und gründlich umgegangen, wie aus dem Restitutionsbericht von 2010 zu entnehmen ist. Wird es in diesem Fall auch so sein?
Ich danke Herrn Mag. Georg Gänser für die Besorgung der Urkunde im Wiener Stadtarchiv (Todfallsaufnahme von Adolf Bauer).
Bei Fragen, wenden Sie sich bitte an Dr. Wolfgang J. Pietsch wolfgang_j.pietsch@aon.at.