Michael Ley: Der Selbstmord des Abendlandes. Die Islamisierung Europas. Osnabrück: Hintergrund-Verlag 2015
252 Seiten, Euro 19,50
ISBN-978-3-00-049866-4
Das Buch von Michael Ley mit dem Bild von Francisco de Goya „Der Koloss" auf dem Umschlag wirkt betrübend, genauso wie der Titel selbst, und ist eine Darstellung der heutigen Realität Europas, die von der massiven Welle der Einwanderung betroffen ist. Angesichts der aktuellen Massenmigration nach Europa erhält das Buch eine grosse Wichtigkeit. Das Buch ist Dr. Amer Albayati gewidmet, der sich für einen liberalen und demokratischen Islam in Österreich einsetzt, und der seitens radikaler Kreise Todesdrohungen erhalten hat. Unter den vielen Menschen, die zu uns kommen, gibt es eine überwiegende Mehrheit an Muslimen. Viele hoffen auf politisches Asyl, und es gibt auch wirtschaftliche und soziale Flüchtlinge. Weltweit herrschen aber auch islamistischer Terrorismus, Verfolgung von Andersgläubigen und Verherrlichung des Dschihad sowie der Sharia-Gesetze. Nicht zu übersehen ist auch die demographische Komponente der rasch wachsenden muslimischen Bevölkerung in Europa im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Das Buch ist eine Einladung, sich mit der Entstehungsgeschichte des Islam und mit Phänomenen zu befassen, die ihren Niederschlag in der Gesellschaft gefunden haben (erster Teil: Über den Islam, Seite 33-105). Es ist angebracht, insbesondere die kritische Analyse der Zeit in Spanien von 711 bis 1491 mit ihren Ansätzen einer kulturellen, wirtschaftlichen und geistigen Blütezeit des Zusammenlebens der drei Kulturen - der christlichen, jüdischen und islamischen - zu erwähnen. Die Herrschaft der Almoroviden und Almohaden hat jede Form von Toleranz im Keim erstickt und die beiden bekanntesten Gelehrten dieser Zeit - der Jude Maimonides und der Araber Averroes, die ein fortschrittliches Denken bezüglich der Religionen vertraten - wurden mit Repressalien konfrontiert und mussten Spanien verlassen. Zwangskonversionen und Gewalt waren an der Tagesordnung. Der Autor unterstreicht im zweiten Teil (Seite 109 bis 173) die Wichtigkeit der Renaissance, der Reformation und der Aufklärung für Europa. Man darf nicht vergessen, dass unser Kontinent ein Schauplatz von vielen heftigen inneren Konflikten um Freiheit, menschliche Würde und Demokratie war, die wir heute geniessen und auch nicht verlieren wollen. Manche junge Leute finden Anerkennung in manchen extremistischen islamischen Verbänden, wo sie sich radikalisieren und auch gewalttätig werden können. Neben diesen Organisationen gibt es auch islamistische Organisationen, wie die Hamas, die Hizbollah, und die Moslembrüder, die immer mehr Einfluss auf dem europäischen Kontinent bekommen wollen. Ley behandelt auch die Situation in Russland, wo 20 Millionen Muslime leben. In Tschetschenien wurde bereits die Scharia in das Rechtssystem integriert, dies könnte auch ein Vorbild für die anderen muslimischen Kaukasus-Gebiete sein. Hinzu kommt das demographische Problem, dass der Anteil der Muslime an der russischen Bevölkerung ständig wächst. Für Ley spielt auch die aktuelle Politik der Türkei eine grosse Rolle bei der Islamisierung Europas. Die Türkei baue keine Brücken mehr, sie sei anti-westlich und neo-osmanisch. Ein separates Kapitel des Buches ist dem Reformjudentum gewidmet, weil Religion demokratische und rechtliche Werte und Normen vermitteln soll. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war die jüdische Aufklärung Haskalah im 19. Jahrhundert. Der Islam, der auf dem Judentum und dem Christentum aufgebaut ist, braucht eine historisch-kritische Hinterfragung. Durch die Akzeptanz dieses Faktums kann er sich neu gestalten und definieren. Dies könnte zum Frieden in Europa und in der ganzen Welt führen. Besonders beeindruckend sind für die LeserInnen die Zitate aus der Literatur, die eine Bereicherung darstellen.