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Ines Sonder (Hg.): Lotte Cohn. Eine schreibende Architektin in Israel. Ausgewählte Schriften (1934 - 1982), Band 1
Berlin: Neofelis Verlag 2017
188 Seiten, Softcover
Euro 24,00
ISBN 978-3-95808-118-5
Die spätere israelische Architekturpionierin Lotte Cohn (1893 - 1983) wuchs als jüngstes von sieben Kindern des Arztes und frühen Zionisten Bernhard Cohn in Berlin auf. Ihr Bruder war Rabbiner Emil Cohn, der unter dem Namen Emil Bernhard Cohn als Dramatiker hervortrat. Er wurde 1907 als Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Berlin wegen seiner zionistischen Gesinnung suspendiert, was damals grosses Aufsehen erregte. Nach dem Abschluss ihres Architekturstudiums an der Technischen Hochschule in Charlottenburg arbeitete Lotte Cohn als Architektin in Ostpreussen. 1921 übersiedelte sie nach Palästina, wo sie in den ersten Jahren als Assistentin des Stadtplaners Richard Kauffmann tätig war. Cohn plante zahlreiche öffentliche und private Bauten in allen Landesteilen Israels, darunter auch das Anita-Müller-Cohen-Elternheim in Ramat Gan. Die Berliner Architekturhistorikerin Ines Sonder publizierte 2010 eine Biographie über Lotte Cohn; im Anhang enthält das Buch die Erinnerungen der Architektin an die zwanziger Jahre in Palästina. Nun gab sie den ersten Band der ausgewählten Schriften Cohns heraus, eingeteilt in Erinnerungen, Aufsätze über Architektur und Städtebau und Artikel über Freunde sowie Weggefährten. Die Herausgeberin hat die Abschnitte eingeleitet und kompetent annotiert. Die hebräischen Artikel wurden von Alice Meroz übersetzt. In Mein Weg zum Zionismus beschrieb Cohn ihr Gefühl nach dem Besuch zionistischer Versammlungen in Berlin: „Die Zeit der heimlichen und schwer bekämpften Scham, Jüdin zu sein, war endgültig vorbei." Die Erinnerungen an ihre Freunde rücken auch weniger bekannte Persönlichkeiten der deutschsprachigen Einwanderer in den Mittelpunkt. Als Beispiel sei ein Satz über Trude Krolnik zitiert: „Der Mensch Trude, grundehrlich und zuverlässig, in sich ruhend und Wärme ausstrahlend, sauber im Tun und Denken, hat nie aufgehört, nach Einheit und Ganzheit zu streben." Der letzte Artikel ist Gershom Scholem gewidmet, mit dem Lotte und ihre Schwester Helene Cohn von 1924 bis 1934 in der Abessynian Road in Jerusalem ein Haus teilten und auch später befreundet blieben.