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150 Jahre „An der schönen blauen Donau“

Tina WALZER

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Vor einhundertfünfzig Jahren, 1867, wurde eines der meistgespielten Musikstücke uraufgeführt: der Walzer „An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss („Sohn"). Im Wiener Diana-Bad fand am 15. Februar die denkwürdige erste Veranstaltung statt, vorgetragen wurde die spätere „heimliche Hymne" der Stadt vom Wiener Männergesangsverein. Eine Orchesterfassung erklang erstmals am 10. März im k.k. Volksgarten. Keine Ballveranstaltung kommt seither ohne die einprägsame Melodie aus, Millionen Seher und Hörer rund um die Welt beginnen das neue Jahr mit den beliebten Klängen zum gleichnamigen Konzert.

Der Donauwalzer, mit vollem Titel „An der schönen blauen Donau" benannt, wurde in der Praterstrasse 54, im heutigen zweiten Wiener Gemeindebezirk, komponiert. Dort wohnte Johann Strauss („Sohn", 1825 - 1899)  mit seiner ersten Frau, der Opernsängerin Jetty Treffz. Seit den 1970er Jahren betreibt das Historische Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum) in einem Teil der Wohnräume eine Gedenkeinrichtung. 

Diana-Bad und Diana-Saal

Das Diana-Bad nahm seinen Betrieb 1810 als Badehaus mit Wannenbädern auf; der spätere Ringstrassenarchitekt Ludwig Förster erweiterte es 1841-43 um die erste überdachte Schwimmhalle Kontinentaleuropas. Der Badebetrieb wurde in den Wintermonaten ausgesetzt und die Halle in  einen Veranstaltungsraum umfunktioniert. Josef Strauss eröffnete den sogenannten Diana-Saal 1860 mit einer eigens komponierten Diana-Polka, seine Brüder Eduard und Johann Strauss Sohn hatten hier ihre heftig akklamierten Auftritte. Nach einem Besitzerwechsel wurde die alte Anlage durch einen Neubau, das Zweite Dianabad, ersetzt, der 1917 eröffnet werden konnte. Einer der Aktionäre dieses Dianabad AG Hotel- und Kurbetriebs war der Chemiker Ernst Fürth (1845 Schüttenhofen, Böhmen/ heute Sušice, Tschechische Republik - 1943 Paris) aus der berühmten SOLO-Zündholzdynastie - sein Bruder Julius (1859 Schüttenhofen, Böhmen - 1923 Wien) betrieb das noble Geburtensanatorium in der Wiener Schmidgasse 8, das 1938 im Eigentum seines Sohnes Lothar (1897 Wien - 3.4.1938 Wien, Selbstmord) stand und enteignet wurde.1 Die Dianabad AG wurde in der NS-Zeit zugunsten der Deutschen Arbeitsfront enteignet. Das Gebäude wurde zu Ende des 2. Weltkriegs schwer beschädigt und in den 1960er Jahren abgerissen. Der heutige Neubau befindet sich auf einem Teil des ursprünglichen Grundstückes, in der Lilienbrunngasse, den die Stadt Wien in der Nachkriegszeit erworben hatte.

Die Musikerdynastie

Die Familie Strauss entwickelte sich zu einer Musikerdynastie. Bereits der Vater, mit Namen ebenfalls Johann Strauss („Vater", 1804 - 1849), war ein erfolgreicher Komponist und vor allem für seinen 1848 komponierten Radetzkymarsch bekannt. Seine Söhne traten in seine Fussstapfen: Johann, Josef (1827 - 1870) und Eduard (1835 - 1916). Der Grossvater von Johann Strauss senior, Johann Michael Strauss, war zum Christentum konvertiert. Andere Teile des Familienverbandes blieben beim jüdischen Glauben und wurden am jüdischen Friedhof Währing bestattet. In der NS-Zeit wurde ein Eintrag in den Matriken der Pfarre St. Stephan entsprechend geschönt, um auf die Musik der populären Künstlerfamilie nicht verzichten zu müssen. Bereits 1913 war ein Stummfilm mit dem Titel „An der schönen blauen Donau" produziert worden, unzählige Darstellungen, auch während der NS-Zeit, für Kino und später fürs Fernsehen sollten folgen.

Alice Meyszner-Strauss, eine Tochter aus erster Ehe der dritten Frau, Adele, von Johann Strauss Sohn, war ebenso Erbin nach der Musikerdynastie wie ihre Tante Louise Simon. Adeles Schwester Louise hatte Josef Simon geheiratet, der eine Strauss-Sammlung angelegt hatte. Zu Beginn des NS-Regimes waren nur mehr die beiden Frauen am Leben. Wüste Karikaturen und Verunglimpfungen der Erbinnen im nationalsozialistischen Propagandablatt Der Stürmer  trugen in den Augen ihrer Zeitgenossen dazu bei, der erzwungenen Überlassung bzw. Enteignung ihrer Sammlungen an die Stadt Wien den Anstrich einer Rechtfertigung zu verleihen. Beide Sammlungen waren zu dem Zeitpunkt bereits durch die Denkmalbehörde unter dem Vorwand des „Verdachts der Verbringung ins Ausland sichergestellt" und ihrer Verfügungsgewalt entzogen worden. Rückgabeverhandlungen in der Nachkriegszeit scheiterten.

Kulturelles Erbe der Familie Strauss

Das österreichische Kunstrestitutionsgesetz 1998 hatte zur Folge, dass sich auch die Stadt Wien den dort niedergelegten Grundsätzen anschloss. Es kam zu Restitutionsverfahren bezüglich der beiden Sammlungen Strauss, eine Rückgabe der Sammlung Strauss-Simon wurde abgelehnt. Nach zähem Tauziehen um den Verbleib der Sammlung seiner Grosstante Alice Strauss-Meyszner mit den wertvollen Autographen verstarb der Schweizer Architekt Giorgio Crespo de la Serna 2001, unmittelbar nach Abschluss der Verhandlungen: Die Sammlung wurde im Juli 2001 restituiert; während der anschliessenden Verkaufsgespräche befanden sich die Gegenstände nach wie vor in Verwahrung der Stadt Wien, die die Sammlung ankaufen wollte. Kurz nachdem sich Kulturstadtrat und Restituent schliesslich auf die Details geeinigt hatten, erlag dieser ganz plötzlich einer Herzattacke. Die Gegenstände verblieben, nach Bezahlung eines Kaufpreises von rund 5,3 Millionen Euro, an die Erben, letztlich bei der Stadt Wien.

Seit 2015 widmet sich in der Müllnergasse ein privater Kulturverein Wiener Blut seinem Museum der Johann Strauss-Dynastie, das sich mit der Familiengeschichte ebenso auseinandersetzt wie mit dem Fortwirken des künstlerischen Schaffens der berühmten Musikerdynastie.

1  Vgl. dazu den Beitrag Tina Walzer, Vom Böhmerwald aus in die Welt: Einblicke in die Geschichte der Familie Fürth. In: DAVID 67, Dezember 2005, link: http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/66-70/67-Walzer.htm