Evelyn Adunka, Dieter Hecht, Sabine Mayr: Brücken, Beziehungen, Blockaden. Initiativen und Organisationen in Österreich und Israel seit 1945
Wien: Edition INW 2007
301 Seiten, Euro 24, 90.-
ISBN: 3-9500356-5-6
Seit 1945 bestehen Kontakte zwischen Österreich und dem damaligen britischen Mandat Palästina bzw. seit 1948 mit dem Staat Israel. Trotzt dieser Tradition und Kontinuität waren und sind diese Beziehungen starken Schwankungen ausgesetzt. Dies ist eine Folge des eigenen Selbstverständnisses und des Umganges mit der eigenen Vergangenheit. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind nicht einfach, sondern eher schwierig. Maßgeblichen Einfluss auf die vorherrschende Einstellung dem anderen Staat und seiner Bevölkerung gegenüber haben die jeweilige Regierungspolitik und die Medienberichterstattung. Eine differenzierte Meinungsbildung findet sich zumeist nur bei wenigen Personen bzw. Personengruppen, die selbst aktiv in die bilateralen Kontakte involviert sind, statt.
Eben diese Beziehungen sind der Ausgangspunkt der von Evelyn Adunka, Dieter Hecht und Sabine Mayr verfassten, in der Edition Neue Welt erschienenen Dokumentation und Analyse. Mit einer sehr umfassenden Darstellung wird ein Einblick in die bisher eher vernachlässigte zwischenstaatliche Organisations- und Vereinsgeschichte der bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Israel für den Zeitraum 1945 bis 2003 gegeben. Ausgehend von einem Überblick über Brüche und Kontinuitäten der österreichisch-israelischen Beziehungen werden Entwicklung, Tätigkeiten und die Wirkung von Initiativen, Vereinen und Freundschaftsgesellschaften in der österreichischen Öffentlichkeit dokumentiert, die sich Pflege und Ausbau der Beziehungen zwischen den beiden Staaten zum Ziel gesetzt haben. In Österreich gibt es, in der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekannt, eine erstaunlich große Anzahl einzelner, lokal begrenzter oder auch größerer Initiativen und Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind. Die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und akademischen Beziehungen werden anhand von 70 Beispielen beschrieben und analysiert, wodurch ein interessanter Einblick in die verschiedenen Kooperationen in beiden Ländern gegeben wird. Als Quellen wurden Bestände öffentlicher Archive sowie zumeist bislang noch nicht veröffentlichte Dokumente privater und halböffentlicher Organisationen herangezogen, die durch Interviews mit verantwortlichen AkteurInnen ergänzt wurden. Hierdurch können auch die Unterschiede zwischen staatlicher und persönlicher Interessenssphäre aufgezeigt, und außerdem kann belegt werden, wie nachhaltig engagierte und kreative Beziehungsarbeit sein kann. Zur gleichen Zeit muss aber auch betont werden, dass diese Initiativen fast immer von jüdischer Seite angeregt und ausgeführt wurden und werden, wenn auch in vielen Fällen mit nichtjüdischem persönlichem Engagement und finanzieller Unterstützung.
Eine bemerkenswerte Dokumentation, die dem von den Autoren gesteckten Anspruch, einen Beitrag zur Erforschung der bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Israel zu leisten, gerecht wird.