Gila Lustiger, Herr Grinberg. Berlin; Berlin Verlag 2008. 178 Seiten, Euro 15,40.- ISBN: 978-3-8270-5299-5 Dieses neue Buch von Gila Lustiger gibt es in zwei Versionen. Eine für Erwachsene in grün-beigem Einband und eine in rotem Einband für Kinder. Auf dem ersten sieht man Herrn Grinberg hinter seiner Zeitung sitzen, und auf dem zweiten Buchumschlag ist Mathilde abgebildet mit Holstein, Herrn Grinbergs Hund. So ist es möglich, die Geschichte von Mathilde, Paul und Herrn Grinberg aus verschiedenen Perspektiven zu lesen. Doch die Geschichte ist die gleiche. Sie erzählt von dem Mädchen Mathilda, die Herrn Grinberg begegnet, einem alten, immerzu nörgelnden Herrn, der als Privatgelehrter mal Philosoph, mal Germanist ist. Am liebsten sitzt er auf der Parkbank hinter seiner Zeitung oder in seiner Studierstube hinter einem seiner vielen Bücher. Aus diesen beiden Sichtweisen sieht er die Welt, ein durch und durch vergeistigter Mensch. In einer Fülle von Geschichten, in denen es vornehmlich um Trauerarbeit geht, baut Gila Lustiger ein kluges und witziges, nachdenkliches und tiefsinniges Universum auf, indem es um das Fragen geht, darum, dass jeder Mensch seine eigene Frage finden muss, um zu seinem Glück zu gelangen. Wie kann eine Geschichte, in der es so sehr um Tod und Trauer geht, eine Gesichte vom Glück sein, so fragt man sich vielleicht. Man versteht es, wenn man Gila Lustigers Buch So sind wir gelesen hat, in dem sie sich mit ihrer eigenen jüdischen Familiengeschichte auseinandergesetzt hat, um das Schweigen der ersten Generation der Holocaust-Überlebenden, zu denen auch ihr noch lebender Vater, der Frankfurter Professor Arno Lustiger gehörte, zu brechen. Nur das Aussprechen des Verlustes, die Formulierung seiner schmerzlichen Erfahrung und der Versuch, all das zu verstehen kann durch einen veränderten Blick auf die Welt die Menschen in die Lage versetzen, wirklich Glück zu erfahren. Einfühlsam und dennoch mit viel Humor erzählt, ist das Buch eine ausgesprochene Empfehlung für Groß und Klein.
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