Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages der Vereinten Nationen hielten die Österreichischen Freunde von Yad Vashem gemeinsam mit der Stadt Linz am Abend des 27. Januar eine Gedenkstunde im Alten Linzer Rathaus ab. Trotz tief winterlicher Verhältnisse fanden sich 120 Menschen aus mehreren Bundesländern ein. Höhepunkt der Veranstaltung war eine Lesung aus Ruth Klügers Werk weiter leben. Eine Jugend, vorgetragen von der Wiener Schauspielerin Vera Qualtinger-Borek. Der Vorsitzende der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, Günther Schuster, betonte in seiner Eröffnungsrede die Verantwortung Österreichs, gegen antisemitische Strömungen aufzutreten. Das sei ein Gebot der Stunde. Gerade am diesjährigen Holocaust- Gedenktag habe die ÖMV eine Konferenz zur Anbahnung von Gasgeschäften mit dem Iran begonnen. Und das, obwohl das Mullah-Regime mehrfach die Vernichtung Israels forderte und provokativ den Holocaust leugnet. Auch Stimmen, die das Vorgehen Israels gegen die Hamas-Terroristen der Shoah gleichsetzen, seien aufs Entschiedenste zurückzuweisen, so Schuster. Der Linzer Planungsstadtrat Klaus Luger nahm Bezug auf aktuelle politische Ereignisse. Er warnte vor der zunehmenden Banalisierung des Holocaust in der politischen Auseinandersetzung, wie sie sich in unbedachten Äußerungen immer wieder zeige. Luger lobte aber auch das entschiedene Auftreten der Linzer Polizei, die einen Aufmarsch von Neonazis unter dem Deckmantel von Arbeiteranliegen am kommenden 1. Mai verboten habe. Der Linzer Planungsstadtrat erntete für seine verbindlichen Worte mehrmals spontanen Applaus.
Vera Qualtinger-Borek liest Ruth Klüger. Foto: Mit freundl. Genehmigung Österr. Freunde von Yad Vashem
Discipuli Cantates - Chor aus Oberösterreich. Foto: Mit freundl. Genehmigung Österr. Freunde von Yad Vashem
Die Wiener Schauspielerin Vera Qualtinger-Borek las in berührender Weise aus dem Buch weiter leben. Eine Jugend und verlieh mit ihrer markanten Stimme den autobiographischen Zeilen Ruth Klügers eine berührende Lebendigkeit, die ihre Zuhörer in den Bann zog. Die feierliche musikalische Umrahmung schuf der 30-köpfige Kinderchor Discipuli cantates unter der Leitung von Manfred Payrhuber. Die Schüler im Alter von 10 bis 14 Jahren trugen Werke aus den Songs of Terezin und der Kinderoper Brundibár vor. Auch die einfühlsamen Klänge einer Eigenkomposition des jungen Pianisten Simon Raab waren ein würdiger Beitrag zur Gedenkstunde. Als besondere Gäste konnten Altbischof Maximilian Aichern, Rudolfine Steindling sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bildung begrüßt werden. Zuletzt wurde die Ausstellung No Child’s Play – Kein Kinderspiel eröffnet. Sie widmet sich den Schicksalen der jüdischen Kinder während des Dritten Reiches und wird zwei Wochen lang im Alten Rathaus zu sehen sein, bevor sie an verschiedene Schulen in Oberösterreich weiter wandert.