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Reise in das Herz des Feindes

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Najem Wali: Reise in das Herz des Feindes. Ein Iraker in Israel. Aus dem Arabischen von Imke Ahlf-Wien.

München: Carl Hanser Verlag 2008.

239 Seiten, Euro 18,40.-

ISBN 978-3-446-23302-7

Gleich nach seinem Erscheinen wurde dieses Buch von vielen als erstaunlich angesehen, denn ein Iraker, der nach Israel fährt und dann noch um eine objektive Darstellung des Landes bemüht ist, war neu.

Es besteht wenig Hoffnung, dass Ähnliches in nächster Zukunft selbstverständlich sein wird - das zeigt der von Najem Wali gegebene Einblick in die arabische Welt. Dort, aber auch in jenen Ländern, die einen Friedensvertrag mit Israel abgeschlossen haben, kann ein Vorhaben wie seines nur auf Ablehnung stossen, denn Israel wird von der überwiegenden Mehrheit, auch der Intellektuellen, als „der" Erzfeind schlechthin angesehen und jeder, der nicht so denkt, gilt weiterhin als Verräter.

Anscheinend wurde das Buch bis heute nicht in der Originalsprache Arabisch veröffentlicht, obwohl Najem Wali, nach seiner Flucht 1980 heute in Deutschland lebend, als Autor und Journalist im arabischen Raum durchaus erfolgreich ist. Najem Wali  wurde erstmals 2007 zu einer Konferenz über den Irak nach Israel eingeladen, es folgte eine zweite Reise einige Monate später. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Israel und Irak hoffte er Ansätze zur Lösung für die zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen schwelenden Konflikte im Irak zu finden. Haifa bietet dabei in seinen Augen ein relatives gelungenes Beispiel für ein friedliches Nebeneinander. Interessiert an Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen, waren ihm jene mit aus dem Irak stammenden Juden besonders wichtig, die er als Repräsentanten einer untergegangen irakischen Kultur sieht. 

Gewidmet ist dieses Buch Dawud Gabbay, einem jüdischen Arzt, der Najem Wali als Fünfjährigem das Leben gerettet hat.