Ausgabe

Moses Mendelssohn

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Regina Scheer: Mausche mi-Dessau. Moses Mendelssohn - sein Weg nach Berlin. (= Jüdische Miniaturen, h. g. v. Centrum Judaicum, Bd. 29)

Berlin: Heintrich & Heintrich 2006.

64 Seiten, Euro 9,00.-

ISBN 3-933471-87-7

  

Moses Mendelssohn, einer der bedeutendsten Protagonisten der deutschen Aufklärung, war ein Mann der Tat - der guten Tat. Angefeindet gleichermassen von der christlichen Umgebung und vom etablierten Judentum, war er dennoch schon in jungen Jahren eine Persönlichkeit von europäischem Rang. Als erster Jude wurde er in die Preussische Akademie der Wissenschaften gewählt. Seine Ausnahmestellung  und hohe Akzeptanz bei den Mächtigen Europas - die er sich ohne opportunistisches Lavieren, sondern ausschliesslich mit Hilfe seiner intellektuellen Fähigkeiten und seiner von Freunden und Gegnern anerkannten persönlichen Integrität erarbeitet hatte - nutzte er, um den Bedrängten und Bedrohten zu helfen. Sein Freund Gotthold Ephraim Lessing setze ihm in der Titelfigur seines Nathan ein bleibendes Denkmal. Moses Mendelssohn ist aktuell: seine Zielstrebigkeit, seine tätige Liebe zu den Menschen, seine Toleranz, die nichts mit der heutigen Bedeutung dieses Begriffes - Gleichgültigkeit aus Bequemlichkeit - zu tun hat, sein geradliniges, höchst kreatives und diplomatisches Verhandlungsgeschick, seine Fähigkeit, Kompromisse zu finden, die für alle Beteiligten einen Mehrwert bringen, seine Unfähigkeit, über Bedeutendes nicht nachzudenken sind auch in unserer Zeit zum Vorbild prädestiniert.

Das knappe, im Format den Reclamheften ähnliche, aber interessant bebilderte Buch der an der Berliner Humboldt-Universität forschenden und lehrenden Kulturwissenschaftlerin  Regina Scheer versteht es, Interesse an der Persönlichkeit Moses Mendelssohns zu wecken. Es bezieht sich primär auf Mendelssohns Kindheits- und Jugendjahre und beschreibt detailliert Mendelssohns Reise aus seiner Geburtsstadt Dessau nach Berlin und die Schikanen, welchen er beim Betreten der Stadt und während seines Aufenthaltes ausgesetzt war. Diese waren für ihn prägend und schärften seinen untrüglichen Sinn für Gerechtigkeit. Empfehlenswert sind auch die weiteren Bände aus der Reihe Jüdische Miniaturen.

Stephen Tree: Moses Mendelssohn.

Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2007.

160 Seiten, Euro 14,00.-

ISBN 978 3 499 50671 0

Der Schweizer Stephen Tree ist Regisseur und arbeitet an der Schaubühne Berlin. Er arbeitet auch als Übersetzer und verfasste eine Biographie des jiddischen Autors und Nobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer. Das Buch über Moses Mendelssohn folgt dem bewährten Schema der Biographien des Rowohlt Verlages. Zahlreiche farbige Abbildungen in sehr guter Qualität ergänzen die einzelnen Kapitel und machen Moses Mendelssohn und seine Zeit im wahrsten Sinne des Wortes „anschaulich". Besonders wertvoll sind die Bibliographie und die zahlreichen Hinweise zur Internetrecherche.

Shmuel Feiner: Moses Mendelssohn. Ein jüdischer Denker in der Zeit der Aufklärung

Aus dem Hebräischen von Inge Yassur.

230 Seiten, Euro 24,00.-

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009.

ISBN 978-3-525-35097-3

Wer einmal sein Interesse für den Menschen und Philosophen Mendelssohn entdeckt hat, für den ist dieses Werk Pflichtlektüre. Shmuel Feiner ist einer der bedeutendsten Historiker der deutsch-jüdischen Geschichte. Er lehrt an der Bar-Ilan-Universität in Israel. Das Buch leuchtet den historischen Hintergrund, vor dem Mendelssohn lebte und wirkte, auf plastische Weise aus, und schildert in insgesamt acht aufeinander rekurrierenden  Kapiteln das buchstäbliche „4-Schritte-Vor-3-Schritte-Zurück-Prinzip" in Mendelssohns unermüdlichem Ringen um Emanzipation und Akzeptanz der Juden, um Toleranz, um Freiheit und Gerechtigkeit für alle. Ausführlich dargestellt wird Mendelssohns Beziehung zu den wichtigen Protagonisten der Aufklärung, wie etwa zu Gotthold Ephraim Lessing, der nicht zuletzt wegen massiver Anfeindungen aus dem christlichen Lager knapp eineinhalb Jahre nach der Uraufführung seines bedeutendsten Bühnenwerkes, Nathan der Weise, starb. Etwas problematisch ist die Schilderung des Bi'ur, der Übersetzung der 5 Bücher Moses durch Mendelssohn ins Hochdeutsche: es wird verschwiegen, dass der deutsche Text in hebräischen Lettern geschrieben ist, was angesichts der zeitgenössischen Lesegewohnheiten von zentraler Bedeutung für das Bildungsprojekt Bi'ur auf Deutsch ist. Bibliographie, Zeittafel, Glossar und Personen- und Ortsregister sichern, dass kaum eine Frage unbeantwortet bleibt.