Erwin J. Hausensteiner: Die ehemalige jüdische Gemeinde Kobersdorf.
Eigenverlag, Rötzer-Druck 2008.
248 Seiten, Euro 25,00. -
ISBN 978-3-85374-396-X
Der langjährige Bürgermeister der Gemeinde Kobersdorf im Burgenland (heute 1.800 Einwohner) hat in gründlichen Recherchen in Archiven, in der Literatur und mit Zeitzeugen die Geschichte der jüdischen Gemeinde seines Heimatortes aufgeschrieben, und, soweit es die Quellen erlaubten, die einzelnen Biografien der Gemeindemitglieder rekonstruiert. Es ehrt ihn sehr, dass er am Anfang die Mythen, mit denen er aufwuchs und von denen er sich später löste, wonach die Juden alle reich und arbeitsscheu gewesen seien, erwähnt. In Kobersdorf sind Juden seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. 1843 erreichte die jüdische Gemeinde mit 760 Personen ihren demographischen Höhepunkt. 1938 waren es nur mehr rund 200 Personen, von denen 160 Opfer der Shoah wurden. Es gab eine Jeschiwa, einen Sportverein und kurzzeitig ein Salon-Orchester. Der letzte Rabbiner Simon Goldberger wurde 1938 über die Grüne Grenze nach Ungarn deportiert und schwer misshandelt. Sein weiteres Schicksal und das seiner Familie sind nicht bekannt. Über die „Arisierungen" in der NS-Zeit haben sich laut dem Verfasser keine Dokumente erhalten. Die imposante, 1860 erbaute Kobersdorfer Synagoge, die bis heute steht, wurde in der NS-Zeit im Inneren verwüstet, an die Gemeinde zwangsverkauft und zweckentfremdet. Ihr weiteres Schicksal ist ungeklärt; auch Hausensteiner schreibt darüber nichts.