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Die "unsichtbaren" Synagogen Wiens

Bob MARTENS

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Das wohl prägnanteste Beispiel aus dem Wiener Umfeld stellte zweifelsohne der „Währinger Tempel" in der Schopenhauerstrasse 39 (1888/89; Architekt Jakob Modern) dar. Der Hofraum zwischen Vorhaus und Synagoge ist kompakt gehalten und schränkt die Sicht auf die Hauptfassade erheblich ein.

Ebenso könnte der „Schmalzhoftempel" in der Schmalzhofgasse 3 (1883/84; Architekt Max Fleischer) als Beispiel einer erheblich eingeschränkten strassenseitigen Präsenz angeführt werden. Die Synagoge war allerdings vom Loquaiplatz aus sichtbar.

Generell ist anzumerken, dass die Orientierung der Synagogenbauten im Wiener Umfeld auf den jeweiligen Grundstücken eine Herausforderung darstellte. Da die freistehende Synagoge so gut wie nicht vorkommt, ist für gewöhnlich das Sakralgebäude in eine Baulücke „gepfercht". So zum Beispiel der „Müllnertempel" in der Müllnergasse 21 (1888/89; Architekt Max Fleischer), wo die rückwärtige (westliche) Hoffassade letztlich zur faktischen Eingangsfassade mutierte. Der Toraschrein befand sich hingegen unmittelbar an der Grundstücksseite zur Müllnergasse. Aus diesem Grund erfolgte die Erschliessung über den an die Grünentorgasse angrenzenden Hinterhof.

Drei Wiener Beispiele

Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Stadtführers „Die zerstörten Synagogen Wiens - Virtuelle Stadtspaziergänge"1 war die Forschungsarbeit noch nicht gänzlich vollendet und aus diesem Grund waren drei interessante Standorte nicht enthalten, welche den Hauptpunkt dieses Beitrags darstellen: 

* Vereinssynagoge Untere Viaduktgasse 13 (Wien, III)

* Vereinssynagoge Malzgasse 16 (Wien, II) 

* Vereinssynagoge Stumpergasse 42 (Wien, VI)

Im Jahre 2013 konnte diese Wissenslücke vorerst im Wege der Diplomarbeit von Dimitri Inci2 geschlossen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass trotz entsprechender Anstrengungen bislang keine einzige Fotografie - weder vom Aussen- noch vom Innenraum - aufgestöbert werden konnte.3

Vereinssynagoge - Untere Viaduktgasse 13 

Die Vereinssynagoge - Untere Viaduktgasse 13 wurde 1870 von einem unbekannten Architekt erbaut und bot ein Fassungsvermögen von 120 Sitzplätzen. Diese Synagoge ist als bauliche Hülle noch vorhanden und wird von einem namhaften österreichischen Maler als Atelier genutzt. Der Baubestand ist teilweise noch im Original erhalten; Türen und Fenster wurden inzwischen jedoch ausgetauscht. Von der Inneneinrichtung ist kaum etwas erhalten geblieben, wenngleich die räumliche Konfiguration als Jüdischer Sakralbau durchwegs ablesbar ist.

Vereinssynagoge - Malzgasse 16

Die Vereinssynagoge in der Malzgasse 16 wurde 1906 ebenfalls von einem unbekannten Architekten errichtet und fasste 100 Sitzplätze. Im Hinterhof der Talmud-Thora-Schul befand sich diese Vereinssynagoge. Die ehemaligen Räumlichkeiten sind Teil des Gebäudekomplexes und dienen heutzutage als Turnsaal. Die Eingangsfassade ist intakt. Allerdings sind Hinweise hinsichtlich der sakralen Nutzung im Innenraum selbst nicht mehr vorhanden und somit kann über die Erscheinungsform nur noch anhand archivierter Planunterlagen spekuliert werden.

„Stumper-Schul" - Stumpergasse 42

Die Stumper-Schul wurde 1864 von einem nicht näher bekannten Architekten erbaut. Sie hatte rund 200 Sitzplätze. Das Wohnhaus, welches den Hinterhof umschlossen hatte, wurde, ebenso wie die 1938 zerstörte Synagoge, in der Nachkriegszeit abgetragen. In den Jahren 1976-78 wurde ein Wohnbau der Gemeinde Wien errichtet. Von grosser Bedeutung waren archivierte Planunterlagen, welche nicht nur Grundrissdarstellungen umfassten, sondern auch einen Schnitt - mitsamt Konstruktionsdetails - durch die synagogale Baulichkeit enthielten.

Fazit

Mit Hilfe dieses Beitrags ist nun die Übersicht über Wiener Synagogen vervollständigt. Am Deutlichsten ist die ehemalige Nutzung beim Standort in der Unteren Viaduktgasse auch heute noch ablesbar, auch wenn so manches bauliche Detail verloren gegangen ist. Hingegen ist in der Malzgasse letztlich nur noch die Eingangsfassade als bauliches Zeugnis erhalten geblieben; in der Stumpergasse wurde eine Gedenktafel angebracht. Hier ist aufgrund des neu errichteten Wohnbaues das Vorstellungsvermögen wohl am meisten strapaziert.

1  Martens, Bob; Herbert, Peter: „Die zerstörten Synagogen Wiens - Virtuelle Stadtspaziergänge". Wien: Mandelbaum Verlag, 2009.

2  Inci, Dimitro: Virtuelle Rekonstruktion dreier „Hinterhof-Synagogen" in Wien [Diplomarbeit TU Wien, 2013].

3  Martens  Bob; Herbert Peter; Danielle Spera; Werner Hanak-Lettner: "Wiener Synagogen. Ein Memory" [Ausstellungskatalog]. Wien: Metroverlag, 2016.

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Beide Abbildungen: Visualisierung der Vereinssynagoge in der Unteren Viaduktgasse 13.

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Rekonstruktion der Fassade Malzgasse.

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Visualisierung der Vereinssynagoge in der Malzgasse 16.

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Beide Abbildungen:  Visualisierung der „Stumper-Schul“ in der Stumpergasse 42.