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Howard Jacobson über Menschen, die oft wunderliche Tierchen sind.

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Howard Jacobson: Im Zoo. Roman

München: Deutsche Verlags-Anstalt 2014

Aus dem Englischen von Friedhelm Rathjen

448 Seiten, 25,70 Euro (A)/24,99 Euro (D), CHF 35,50

ISBN 978-3-421-04564-5

  

Irgendwie kennen wir sie gut: Männer, wie Philip Roths Romanfigur Nathan Zuckerman oder Howard Jacobsons Guy Ableman, die sich leicht bis schwer neurotisch zwischen ihrer Libido und schönen, verführerischen Frauen hin und her gerissen sehen. Ganz zu Schweigen von den dominanten Müttern. Wobei es sich im Fall des mässig erfolgreichen jüdischen Schriftstellers Guy Ableman genau genommen um dessen äusserst attraktive Schwiegermutter namens Poppy handelt, die Guy genau so wie seine Ehefrau begehrt. Doch beide Damen machen es ihm nicht leicht. Auch sonst läuft es nicht so prächtig. Nach dem Selbstmord seines Verlegers scheint Guys literarische Zukunft unsicher und Vampirschmonzetten machen sich als Bestseller in den Buchgeschäften breit. In diesem Dilemma überkommt den Autor ein interessanter Gedanke: Vielleicht könnte die Liaison mit der Schwiegermutter  den Stoff für ein neues, epochales Meisterwerk bieten. So viel darf verraten werden: aus der möglichen Liebschaft wird nichts.

In einem Interview charakterisierte Howard Jacobson seinen Guy Ableman folgendermassen: „Ich wusste sehr wohl um die Gefahren, die es mit sich bringt, einen Roman über einen Romanautor zu schreiben, und fragte mich, wie man das Problem lösen kann, und kam dann auf die Idee, es so witzig wie möglich zu machen. Mein Held ist ein unglaublich eitler und eingebildeter Typ, kein Wunder, dass niemand seine Bücher liest. Trotzdem wollte ich ihm auch einiges in den Mund legen, was der Wahrheit entspricht - was zum Beispiel das Lesen als solches anbelangt, welche Wichtigkeit es heutzutage hat, was das Internet verändert hat, wie die Konzentration nachgelassen hat. Ich wollte auch einige Dinge über unser Bildungssystem loswerden. Und dieser Typ ist eigentlich unmöglich, und doch sagt er Dinge, die sich lohnen. Diese Herausforderung habe ich, glaube ich, gesucht."

Die Dialoge des von Friedhelm Rathjen exzellent übersetzten Romans sprühen vor  Witz. Darüber hinaus wirft er nicht nur amüsante Blicke auf den menschlichen Zoo mit all seinen Facetten sondern steht vor allem auch als ein Verteidiger der Literatur. Die deutsche Redakteurin Andrea Gerk bringt es auf den Punkt: „(...) vor allem ist dieses Buch ein rasantes und sehr unterhaltsames Plädoyer für einen tiefen Humanismus und für jenen aufgeklärten Geist, der sich in wirklich guter Literatur ausdrückt."