Ausgabe

Aspekte des Judentums

Tirza Lemberger

 

Inhalt

Theodor Much: 

Faszination Judentum, Grundlagen – Vielfalt – Antijudaismus.                 

 

Religionswissenschaft -  Band 29

Wien: Lit Verlag, 2018.

308 Seiten           

Euro 35,90                                                                  

ISBN 978-3-643-50868 (br.)

ISBN 978-3-643-65868-5 (PDF)

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Theodor Much, Vorsitzender der jüdischen Reformgemeinde Or Chadasch in Wien, präsentiert sein jüngstes Buch. In diesem gibt Much dem Leser einen Überblick über alle Aspekte des Judentums, die Religiösen, die Historischen und die Politischen.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert: Grundwissen, Spezialwissen, Beziehung zum Christentum und „An Stelle eines Epilogs“. 

Unter „Grundwissen“ nimmt Much Stellung zu den Lebenszyklen, Speisegesetzen, Gebeten, der Synagoge u.v.m. Zu einem Thema, das oft missverstanden wird – die Auserwählung – sagt Much Folgendes: „Nur im Sinne eines moralischen Engagements, nämlich sich selber und die Welt durch gutes Beispiel zu verbessern, betrachten sich die Juden als »erwählt«. Kein halbwegs gebildeter und intelligenter Jude…. wird daher die »Auserwählung« mit persönlichen Privilegien und Rechten verknüpfen.“ (S.18) Der religiöse Aspekt ist in dieser Definition zwar nicht erwähnt, aber die Grundidee der Auserwählung ist klar umrissen.

Im zweiten Teil – Spezialwissen zum Judentum –  kommen mannigfaltige Themen zur Sprache. Eines davon bezieht sich auf den Ursprung der Bibel, oder, wie hier formuliert wird: „Wer schrieb die hebräische Bibel?“. Much erwähnt zwar die traditionelle Haltung zu diesem Thema, persönlich hält er sich aber an die Wissenschaft. Der rechtliche und religiöse Stand der Frau im Judentum unter „benachteiligt oder bevorzugt“  kommt zur Sprache, genauso die Problematik der Konversion. Antisemitismus im Allgemeinen und im Speziellen in Österreich sowie Gemeinsames und Trennendes im Verhältnis Judentum – Christentum. Much präsentiert einen ziemlich umfassenden Überblick über das Werden und die Entwicklung der Reformbewegung, die schon in ihren ersten Jahren nicht homogen war. Von den Gemässigten bis zu den Radikalen, von Zacharias Fränkel bis zu Samuel Holdheim, den Much mit Recht als den radikalsten Reformer bezeichnet, sie alle werden vorgestellt. Ein „Stück Geschichte“, das man kennen sollte.

Der dritte Teil ist dem Verhältnis Judentum-Christentum gewidmet. Der historische Hintergrund und die Wurzeln des christlichen Antisemitismus nehmen hier breiten Raum ein.

Der vierte Teil, betitelt als „An Stelle eines Epilogs“, nimmt Stellung zu eminenten Problemen unserer Tage, oder wie Much es formuliert: „Sündenbock Israel: die häufigsten Fragen und Fehlmeinungen zum Nahostkonflikt und ihre Beantwortung“.

Gleich die erste Frage, die Much aufwirft, ist die häufige Behauptung, dass Israelkritik gleich Antisemitismus sei. Weitere Fragen betreffen die Behauptungen Zionismus sei mit Rassismus gleichzusetzen, Israel hat keine Existenzberechtigung, das „ach so gute Verhältnis“ von Juden und Moslems bevor der Zionismus aufgekommen ist. Zur Behauptung, die Terroranschläge seien lediglich eine Reaktion auf die Besetzung von 1967, führt Much u.a. einige Terroranschläge vor 1948 sowie solche zwischen 1948 und 1967 an, alle vor dem Sechstagekrieg. Zum Problem Minderheitenrechte führt Much die Unabhängigkeitserklärung an, in der allen Bürgern des Staates volle Gleichberechtigung gewährt wird, ebenso die Freiheit der Religion, Kultur etc. garantiert werden.

Wie die letzten zwei Beispiele zeigen, klärt Much häufig gestellte Fragen und widerlegt in klaren Worten Behauptungen, die schlicht und einfach falsch sind.

Das Buch präsentiert das Judentum aus dem Standpunkt der Reformbewegung. Es ist klar, dass nicht jeder diese Sichtweise akzeptiert. Der Epilog zeigt aber, dass über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg es auch Gemeinsamkeiten gibt.