Ausgabe

Zur Erteilung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich an Herrn Amtsdirektor i.R. Regierungsrat Ilan Beresin

Alfred GERSTL

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Laudatio gehalten von Alfred Gerstl am 27. April 2012 im Audienzsaal des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, Wien.

Exzellenzen,

sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Beresin, lieber Ilan,

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Die Ehrung im Audienzsaal des BMUKK

Als Redaktionsmitglied der Kulturzeitschrift DAVID ist es mir eine grosse Ehre, heute eine Lauda-tio auf Herrn Amtsdirektor in Ruhe Regierungsrat Ilan Beresin zu halten. Im Jahr 1989 hat Herr Beresin nicht nur den jüdischen Kulturverein DAVID gegründet, sondern auch die gleichnamige Vierteljahreszeitschrift konzipiert und ins Leben geru-fen. Seit der ersten Ausgabe steht er ihr ehrenamtlich als höchst ambitionierter und umsich-tiger Chef-redakteur vor. Davor, von 1984-1989, war Herr Beresin Chefredakteur von „Zentrum", der Zeitschrift der Allgemeinen Zionisten in Österreich. Er  hat sein publizistisches Engagement immer der Sache wegen und ehrenamtlich verfolgt, zusätzlich zu seiner mit ebenso grossem Einsatz geführten Tätigkeit im Bundesministerium für Landesverteidigung, für das er 1977 zu arbeiten begann und in dem er bereits ab 1981 als Referatsleiter amtierte.

Vergleicht man die ersten Ausgaben des DAVID optisch mit den aktuellen, so fallen sofort Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf: Nach wie vor ziert ein Synagogen-Bild die Titelseite, etliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der ersten Stunde sind immer noch dabei, und einige vor über 20 Jahren eingeführte Rubriken existieren weiterhin. Dank der neuen IT- und Drucktechniken ist DAVID jedoch heute optisch viel ansprechender. Unverändert geblieben ist die hohe Qualität.

Als Chefredakteur ist Herr Beresin die entscheidende Instanz bei der Auswahl der Schwerpunk-te sowie der Gewinnung neuer Redaktionsmitglieder und AutorInnen. Die DAVID-Redaktion wird von ihm kompetent und menschlich vorbildlich geleitet. Sie ist nicht nur inter-konfessionell, sondern ihr gehören auch Personen mit höchst unterschiedlichem beruflichem und wissenschaftlichem Hinter-grund an. DAVID gelingt es aufgrund dieser Zusammensetzung hervorragend, aktu-elle wissen-schaft-liche und kulturpolitische Debatten in qualitativ hochstehenden Beiträ-gen, Kommentaren und Re-zensionen vertiefend zu beleuchten.

Herr Beresin hat mit unermüdlichem Einsatz immer die unbeeinflusste Tätigkeit der Redaktion sichergestellt. Darüber hinaus greift er selbst gerne zur Feder (vor allem Rezen-sionen) oder interviewt Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

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Ministerialrat Oliver Henhapel und
Chefredakteur Ilan Beresin

Förderung des christlich-jüdischen Dialoges

Herrn Beresins wichtigstes Anliegen war es, mit DAVID eine kritische überparteiliche Plattform auf liberaler Grundlage ins Leben zu rufen. Sie sollte einen wichtigen und kontinuier-lichen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog in Österreich leisten und die gemischt konfessionelle Leserschaft über Themen der jüdischen Geschichte und Kultur informieren. Und zwar sowohl in Österreich wie auch international, wobei ein geografischer Schwerpunkt auf den mittelosteuro-päischen Nachbarstaaten liegt.

Inhaltlich besondere Anliegen sind die Aufarbeitung der jüngeren österreichischen Vergangenheit und die Analyse der österreichisch-israelischen Beziehungen. Sie erfolgt über fundierte, aber dennoch allgemein verständliche wissenschaftliche Beiträge, journalistische Artikel und Interviews, aber auch über neue Vermittlungs- und Dialogbemühungen, etwa an Schulen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die schriftliche und fotografische Dokumen-tation von noch existierenden und zerstörten Synagogen und jüdischen Friedhöfen in Österreich und im Gebiet der ehemaligen Donaumonarchie, um sie so dem Vergessen zu entreissen.

Da österreichische Emigranten und Emigrantinnen nach dem „Anschluss" 1938 auf alle Kontinente auswanderten, run-den Beiträge über deren Schicksal, etwa in Mexiko, Südafrika, China oder Australien und Neu-seeland, die Berichterstattung ab. DAVID leistete damit von Anfang an einen wichtigen Beitrag zur Förde-rung der noch jungen heimischen Emigrationsforschung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf aktuellen sicherheits-politischen Analysen, beispielsweise über die Situation im Nahen Osten, oder die Politik der Europäischen Union. Neben zeitgenössischen Themen behandelt DAVID aber auch die mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte vorwiegend Österreichs.

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Die von der Republik Österreich Ausgezeichneten: v.l.n.r. ADir i.R. RR Ilan Beresin, Chorepiskopos Prof.Dr. Emanuel Aydin und Prof. Erich Leitenberger, gemeinsam mit Ministerialrat Henhapel (2. v.l.) . Fotos mit fr. Genehmigung: BMUKK.

Neben führenden internationalen WissenschafterInnen, die regelmässig im DAVID publizieren, fördert Herr Beresin ganz bewusst junge österreichische ForscherInnen und PublizistInnen. Sie erhalten im DAVID oft erstmals eine wichtige Plattform, um ihre Arbeiten einer breiten Leserschaft zur Diskussion zu stellen.

Leserbriefe und Emails zeugen davon, dass DAVID auf grosses Echo stösst. Das Interesse der Leserschaft an DAVID ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, so dass die Auflage heute über 10.000 Exemplare beträgt. Der Grossteil der LeserInnen lebt in Öster-reich und Deutschland, doch wird DAVID auch in Israel, der Schweiz, Italien, Mittelost-europa, den USA und Australien gelesen. Dank des Internetportals (www.davidkultur.at), das die DAVID-Beiträge kostenlos anbietet, hat sich die Leserschaft noch weiter verbreitet. Der Ausbau dieses Portals und die Vernetzung mit anderen internationalen Plattformen war und ist Herrn Beresin ein grosses Anliegen, um so möglichst viele Menschen zu erreichen.

Für wie bedeutsam heimische politische wie künstlerische EntscheidungsträgerInnen DAVID erachten, spiegelt sich in deren Bereitschaft wider für Interviews zur Verfügung zu stehen, oder selbst Gastbeiträge zu verfassen. Landeshauptleute wie BürgermeisterInnen haben so Gelegen-heit, sich und ihre Ideen der Leserschaft näher zu bringen. Von der Möglichkeit, über kurze Botschaften in Inseraten den DAVID-LeserInnen Botschaften zu vermitteln, machen der Bundespräsident, der Bundeskanzler, zahlreiche MinisterInnen, Landeshauptleute, Bürgermeister-Innen und Wiener Bezirksvorsteher-Innen Gebrauch.

Abgesehen von der hohen wissenschaftlichen, künstlerischen und journalistischen Qualität der Beiträge besticht DAVID durch seine hohe Druckqualität, welche erst die Abbildung auch vom Alter angegriffener Archivbilder ermöglicht. In den letzten Jahren kam neu der Schwerpunkt Wiedergabe von computergestützten Nachbildungen zerstörter Synagogen hinzu.

DAVID ist finanziell selbsttragend

Eine weitere Leistung Herrn Beresins, die allergrösste Hochachtung verdient und die ich deshalb ganz bewusst hervorheben möchte, ist, dass es ihm gelungen ist, DAVID zu einer finanziell selbsttragenden Publikation zu machen. Dank Insertionen von öffentlichen Institutionen, vor allem aber von Privaten aus Österreich und Deutschland, kommt DAVID seit der Gründung ohne öffentliche Sub-ventionen aus. Dies ist eine Leistung, auf die Herr Beresin sehr, sehr stolz sein kann.

Abgesehen von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den Kulturverein und die Zeitschrift DAVID hat Herr Beresin seine Kompetenz und sein Engagement in seiner langjährigen Beschäf-tigung im Bundesministerium für Landesverteidigung unter Beweis gestellt. Seine Ernennung zum Regierungsrat 2006 war eine Anerkennung seiner Verdienste. Im BMLVS war Herr Beresin u.a. für Öffentlichkeitsarbeit für das Büro für Sicherheitspolitik unter Sektionschef DDr. Erich Reiter zuständig. Seine Aufgaben beinhalteten die öffentlich wirksame Präsentation der in wissen-schaftlichen Kreisen hochangesehen „Jahrbücher für Sicherheitspolitik".

Angesichts all dieser Verdienste von Herrn Regierungsrat Beresin um die Förderung des christlich-jüdischen Dialoges und die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Österreichs hat Herr Bundespräsident Dr. Fischer ihm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.
Lieber Ilan, ich möchte Dir im Namen der gesamten Redaktion zu dieser Auszeichnung ganz, ganz herzlich gratulieren.