Bei der 57. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin  setzte sich der israelische Regisseur Joseph Cedar mit seinem Spielfilm  „Beaufort" gegen namhafte Konkurrenten wie Robert De Niro, Steven Soderbergh,  Bille August und François Ozon durch und gewann den begehrten Silbernen Bären  für die beste Regie. Die Weltpremiere von „Beaufort" wurde vom Berlinale-Publikum  mit starkem Beifall bedacht. Der Film handelt von den letzten Tagen einer  israelischen Militäreinheit auf der für Israel legendären Festung im Südlibanon,  die im Jahr 2000 geräumt wurde. Ein Feind ist im Film nie zu sehen, die  einschlagenden Raketen der Hisbollah sind unpersönlich wie eine Naturgewalt. So  konzentriert sich der Film auf die jungen Soldaten in den düsteren, engen  Bunkern. Eindringlich werden sie mit ihren Ängsten und Sehnsüchten porträtiert. Im Mittelpunkt steht der anmutige, 22-jährige Kommandant  Liraz, dem das Bewachen eines historischen Ortes große Selbstsicherheit  verleiht. Aus den Dialogen der Soldaten, die draußen Wache halten, erfahren auch  uneingeweihte Zuschauer, dass die Festung Beaufort, die über Jahrhunderte von  Tempelrittern und Sultanen stets heiß umkämpft worden war, 1982 von der  israelischen Armee eingenommen wurde. Die heroischen Kampfschilderungen von 1982  haben manchen Soldaten dazu bewegt, seinen Militärdienst dort zu leisten. Im  Lauf des Filmes werden sich die jungen Männer aber zunehmend wünschen, dass der  Militärposten verschwindet und sie nur noch als Touristen in die grünen Höhen  steigen. Liraz muss mit ansehen, wie ein Freund nach dem anderen von Raketen  getroffen wird, die von einer apathischen Radarstimme angekündigt werden. Wenn Liraz die Räumung der Festung nicht wünscht, dann ist es  aus jugendlichem Ehrgeiz: Er will nicht in die Geschichte als derjenige  Kommandant eingehen, der die Festung verließ. Doch als am Ende der  Räumungsbefehl kommt und er die Freude und Erleichterung seiner Soldaten erlebt,  wird auch er weich. Ein letzter Alptraum bleibt ihm nicht erspart: Nachdem er  die sechs Tonnen Sprengkörper in der Festung verteilt hat, verspätet sich der  endgültige Räumungsbefehl. „Beaufort" ist der dritte Film des orthodoxen Juden Cedar.  Für seine ersten beiden Filme „Time of Favor" (2001) und „Campfire" (2004), die  vom israelisch-palästinensischen Konflikt handeln, erhielt er zahlreiche Preise.  „Campfire" wurde für den Oscar nominiert. „Beaufort" ist der teuerste israelische Film aller Zeiten,  der Regisseur musste nicht nur Kunstfertigkeit beweisen, sondern auch  logistisches Planen. Er heuerte einen Militärveteranen an, der eine exakte  Replik der Beaufort-Festung baute. Dafür wurden fünfzig Lastwagen und tausend  Tonnen Zement aufgebracht. Das filmische Beaufort entstand unweit des  historischen, auf der israelischen Seite. Seine Sprengung fand nach vier Jahren  intensiver Drehzeit statt. Glaubt man den Schauspielern, war ihre Katharsis am  Ende des Films nicht gespielt. Auf der Berlinale-Pressekonferenz wurden die Hauptdarsteller  gefragt, ob sie während ihrer Militärzeit ähnliche seelische Unruhen erfahren  hätten, wie die Soldaten, die sie im Film verkörpern. Oshri Cohen (Liraz) und  Eli Eltonyo bejahten und erzählten, dass sie als Soldaten eine Hass-Liebe zum  bewachten Ort entwickelt hätten. Itay Tiran („Israeli Promising Actor Award  2003") sagte, er habe keinen Militärdienst geleistet, würde aber dem im Film  dargestellten Berg sehr nahe stehen, weil er in der Nähe für seine Hamlet-Rolle  geübt und dabei dort seine Geister platziert habe. Der Film „Beaufort" beruht auf dem Roman des jungen  Journalisten Ron Leshem „Im Yesh Gan Eden" („Wenn es ein Paradies gibt"), der  seit fast einem Jahr auf den israelischen Bestsellerlisten steht. Den Roman hat  Ron Leshem aus seinem Libanon-Artikel entwickelt, den er 2001 in Yedioth  Acharonot publiziert hat. Auf diesen Artikel hin hat ihn Joseph Cedar  kontaktiert. Cedar erinnerte sich an seine eigenen Militärerfahrungen als  junger Mann im ersten Libanonkrieg. Damals soll er die ganze Tragödie geistig  abwesend erlebt haben, gestand er in der kleinen Filmbroschüre, welche die  Berlinale-Presseabteilung vorlegte. „Soldaten starben, Teenager mit Freundinnen,  ein Leben noch vor sich, und ich sah abwesend hindurch, stellte mir vor, dass  ich traurig war oder wütend, in Wahrheit spürte ich aber überhaupt nichts. (...)  Erst Ron Leshems Artikel konfrontierte mich mit meiner Geschichte."
Dem Film ist es gelungen, die Zuschauer subtil mit der Geschichte junger Soldaten zu konfrontieren. Eine Geschichte, die vielleicht die Soldaten im Dienst selbst nicht wahrnehmen.