Ein Kriegsgericht hatte Dreyfus 1894 nach einem Prozess, der jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn sprach, zu lebenslanger Verbannung auf die Teufelsinsel (Französisch-Guayana) verurteilt. Die Dreyfus-Affäre spaltete Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit Frankreichs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert für mehr als ein Jahrzehnt: Auf der einen Seite standen Nationalisten, Antisemiten und Kritiker der Republik und ihrer demokratischer Einrichtungen („Antidreyfusards"), auf der anderen die Freunde und Anhänger Dreyfus’, die sich für die Demokratie, die Republik und die Gleichberechtigung der Juden einsetzten („Dreyfusards"). Die Konsequenzen dieser Polarisierung strahlten bald weit über Frankreich hinaus. Die langfristig wohl folgenschwerste Auswirkung war, dass der Pariser Korrespondent der Wiener „Neuen Freien Presse", Theodor Herzl, unter dem Eindruck des Prozesses gegen Dreyfus und den aggressiven antisemitischen Manifestationen seiner Gegner aktiv die Idee einer organisierten Emigration der Juden nach Palästina zu propagieren begann; 1896 publizierte Herzl den „Judenstaat". Dieser Aspekt kommt in der Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt möglicherweise zu kurz. Dokumentiert wird aber natürlich Émile Zolas berühmter offener Brief „J‘accuse" („Ich klage an") an Staatspräsident Félix Faure (1898), der zur Wiederaufnahme des Verfahrens und schließlich zu Haftentlassung und Rahabilitierung von Dreyfus führte. Die Ausstellung, deren Exponate hauptsächlich von Erben der Familie Dreyfus stammen, wird noch bis 15. April 2007 gezeigt.
Ansichten der Ausstellung unter: http://www.juedischesmuseum.de/wechselausstellungen/dreyfus2.htmln