Wie in vielen anderen Orten, hatte die Geschichte der Juden  in Innsbruck ihre Licht- und Schattenseiten. Die Tage des 9. und 10. November 1938 standen unter dem  Einfluß der Pogrome, die an diesen Tagen in Deutschland und Österreich  stattfanden. In seiner Veröffentlichung „Die Juden Tirols" beschreibt Gad Hugo  Sella die schrecklichen Ereignisse, die sich zu dieser Zeit in Innsbruck  abspielten. Die kleine jüdische Bevölkerung dieser Stadt war damals einem  schrecklichen Pogrom ausgesetzt, das im Verhältnis zur Größe dieser Gemeinde in  Deutschland und den besetzten Gebieten einzigartig war. Bereits im 13. Jahrhundert wird ein Jude genannt, der  Münzmeister des Herzogs von Tirol war. In späteren Jahren kamen jüdische Händler  und Geldverleiher aus Italien und Kärnten nach Innsbruck. Im Jahre 1342 wird ein  Jude namens Salmen genannt, der unter dem Schutz des Herzogs von Tirol stand.  1348 im Jahr des Schwarzen Todes (der Pest), fanden auch in Innsbruck  Verfolgungen der wenigen Juden, die damals dort wohnten, statt, aber die kleine  Gemeinde überlebte diese.1 Im 16. Jahrhundert werden Juden in  Innsbruck als Bankiers und Agenten ausländischer Handelsunternehmer erwähnt.  Speziell wird Samuel May genannt, der 1578 von Herzog Ferdinand von Tirol einen  Schutzbrief erhielt, der ihm gestattete, sich in Innsbruck niederzulassen. Seine  Familie folgte ihm später und er erwarb dort ein Haus. Nachdem weitere jüdische  Familien dorthin gezogen waren und in derselben Straße wohnten, nannte man diese  Judengasse. Während der Regierungszeit Ferdinand II von Tirol konnten sich  weitere jüdische Familien dort aufhalten, und einige von ihnen bekleideten sogar  Positionen am herzoglichen Hof. Während der kurzen Zeitspanne 1618 bis 1623 wurde den Juden  sogar gestattet, in einem ihrer Häuser einen Betraum einzurichten. Nach dem Tode  des Herzogs verboten die städtischen Behörden, die wie auch die Gilden den Juden  gegenüber feindselig eingestellt waren den weiteren Zuzug jüdischer Familien.  Mit Ausnahme zweier einflußreicher jüdischer Familien wurde der Rest der Juden  im Jahre 1674 aus Innsbruck vertrieben. Zwei Jahre später jedoch, im Jahre 1676, ließen sich einzelne  jüdisch Familien, die aus Hohenems vertrieben wurden, in Innsbruck nieder.  Rabbiner Aron Tänzer nennt speziell die Familien Dannhauser und Bernheim. Kurz  vor und nach 1700 zogen weitere jüdische Familien nach Innsbruck. Auf Betreiben der Innsbrucker Stadtverwaltung wies die  Provinzialregierung 1714 die Juden aus Innsbruck aus, weil sie „den christlichen  Charakter der Stadt bedrohten". Nur die Gebrüder Lazar und Gabriel Uffenheimer  konnten bleiben, weil sie substantielle Summen für das städtische Krankenhaus  gestiftet hatten. Im Jahre 1748 bestätigte Maria Theresa den Status der Stadt  Innsbruck als „judenfreie Stadt". Die zwei „tolerierten" Familien (die  Uffenheimers) konnten bleiben; nur acht jüdische Personen verblieben damals im  ganzen Land Tirol. Im Jahre 1785 lebten vier bis fünf jüdische Familien in  Innsbruck, bis 1867 waren es nicht viel mehr. Im Jahre 1809 kam es zu einem Aufstand in Tirol, angeführt  von Andreas Hofer, der sich gegen die Französisch-Bayerische Herrschaft  richtete. Die jüdische Bevölkerung in Innsbruck war zu dieser Zeit recht klein.  Dennoch war dies eine Gelegenheit für den antijüdischen Pöbel, sich an den Juden  zu vergreifen und ihr Eigentum zu plündern. Rabbiner Tänzer erwähnt in diesem  Zusammenhang die Zerstörung fünf jüdischer Wohnungen und dreier Geschäfte, und  er führt diese Ausschreitungen auf religiösen Fanatismus zurück. Zwischen 1806 und 1812, während der Napoleonischen Kriege,  wurden den Juden von den bayerischen Behörden gewisse Rechte zugestanden. Nach  dem Kongress in Wien im Jahre 1815 wurden ihnen diese Rechte wieder entzogen. Keinen zusätzlichen Juden wurde die Erlaubnis gegeben, sich  in Innsbruck anzusiedeln und Personen, die dort übernachteten, mußten eine  polizeiliche Genehmigung dafür haben. Die Situation besserte sich erst nach  1840, als verschiedene Juden von Hohenems nach Innsbruck zogen und dort Fabriken  bauten. Die österreichische Verfassung von 1867 gewährte den Juden  gleiche Rechte. Diese Tatsache führte zu einem Zuwachs jüdischer Familien aus  den Provinzen der Monarchie und hinderte die städtischen Behörden in Innsbruck  daran, dies zu unterminieren. Trotz der neuen Zuwanderung gab es im Jahre 1869 nur 27  jüdische Personen im Ort und 1880 nur zwanzig jüdische Familien. Diese Familien  hatten die Namen Dannhauser, Schwarz, Bauer und Steiner. Ferner gab es sieben  jüdische Einwohner in Landeck, westlich von Innsbruck.2 Ab 1890  gehörten die Juden in Innsbruck zur jüdischen Gemeinde in Hohenems und  unterstanden dem dortigen Rabbinat. 1898 wurde Innsbruck eine Zweiggemeinde von  Hohenems und für das ganze Land Tirol.3 Durch Zuwanderung jüdischer Familien aus Böhmen, Mähren und  der Slowakei – vor und nach 1900 – erhielt die Innsbrucker jüdische Gemeinde  erheblichen Zuwachs. Währenddessen verzogen viele jüdische Familien aus Hohenems  in andere Orte und die dortige Gemeinde wurde immer kleiner. Im Jahre 1914  konstituierte sich in Innsbruck eine unabhängige jüdische Gemeinde und der  Hohenemser Rabbiner, Dr. Link, verlegte seinen Wohnsitz nach Innsbruck. Um 1914  gab es im Lande Tirol 55 jüdische Familien, und für das Jahr 1920 wurde die  jüdische Seelenzahl Tirols mit über 200 Personen angegeben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Innsbruck zum Zentrum einer  nationalistischen Bewegung, und nach 1920 blühte dort der Nationalsozialismus;  antisemitische Strömungen waren fühlbar. Dr. Link, der letzte Rabbiner in Hohenems und der erste in  Innsbruck, starb dort im Jahre 1932. Sein Nachfolger wurde Dr. Elimelech Rimalt,  der aus Bochnia, dem polnischen Galizien, stammte.4 Nach Angaben des Jüdischen Jahrbuchs für Österreich aus dem  Jahre 1932/33 (5693) bestand die jüdische Bevölkerung Tirols zu dieser Zeit aus  etwa 400 Personen, von denen 120 die jüdische Gemeindesteuer zahlten. Die große  Mehrheit wohnte in Innsbruck. Die dortige jüdische Gemeinde hatte 317 Mitglieder  (0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung). Zu den Gemeindeeinrichtungen gehörte die  Chevra Kadischah (Beerdigungsverein), der jüdische Frauenverein und der Verein  der Jüdischen Kaufmannschaft. Gemeindevorsitzender (Präsident) war Julius Pasch  und dessen Stellvertreter (Vice-Präsident) Richard Berger. Vorstandsmitglieder  waren Salomon Baum, Julius Meisel, Adolf Neumann, Josef Adler, Dr. Eduard Fuchs,  Josef Schulhof, Richard Schwarz, Karl Bauer und Simon Graubart. Damals amtierte  Dr. Josef Link noch als Rabbiner und Religionslehrer. Julius Pasch, der später  noch in die Vereinigten Staaten entkommen konnte, blieb bis Juni 1938  Gemeindevorsitzender. Sein Nachfolger wurde Richard Berger. Schechita  (Schächten) wurde behördlicherseits verboten. Infolge der antijüdischen Gesetze  in Deutschland wuchs die zionistische Bewegung wie überall in Europa auch in  Innsbruck. Nach 1933 verschlechterte sich die politische Lage in  Österreich zusehends. Am 11. März 1938 trat Bundeskanzler Schuschnigg von seinem  Amt zurück. Am folgenden Tag besetzten deutsche Truppen Österreich. Jüdische  Bürger waren sofort zahlreichen Repressalien und Schikanen ausgesetzt, sodaß  sich viele zu Emigration entschlossen. Für ältere Menschen war dies oft  unmöglich. Aus Innsbruck wurden schließlich die verbliebenen zwangsweise nach  Wien verbracht, so auch der letzte Oberrabbiner Dr. Elimelech Rimalt, dem 1939  die Flucht gelang. Nach dem Attentat auf den Botschaftsrat vom Rath in Paris kam  es landesweit zu pogromartigen Ausschreitungen. Was nun geschah, war lange in  Vorbereitung, nur sollte ein günstiger Anlaß dafür gefunden werden. Die Ereignisse in Innsbruck beschreibt Sella wie folgt: „In früher Morgenstunde, gegen 1 Uhr nachts am 10. November  1938, wurden vom Gauleiter Hofer die Spitzen der Nazi-Partei, der Polizei und  der Gestapo zu sich ins Büro gerufen. Aktionen gegen die Juden hätten sofort zu  beginnen und müßten um 6 Uhr früh zu beenden sein. Der Polizei wurde mitgeteilt,  daß sie keinerlei Maßnahmen gegen die Täter zu nehmen hätte."
Während dieser Nacht wurden die meisten jüdischen Wohnungen geplündert und beschädigt und die Synagoge zerstört. Drei jüdische Männer wurden umgebracht, einer schwer verletzt und 18 jüdische Männer wurden verhaftet, die meisten von ihnen waren verletzt. Ein verheiratetes Paar wurde in den Inn geworfen, konnte sich aber retten. Der Ehemann gehörte zu jenen, die verhaftet wurden .
Einem Bericht zufolge erschienen in dem Gebäude, in dem Dr. Wilhelm Bauer wohnte, sieben S.A.-Leute in Zivil. Als Dr. Bauer seine Wohnung öffnete, wurde er durch mehrere Messerstiche schwer verwundet und starb in einem Krankenhaus. Richard Graubart, der einen Stock höher wohnte wurde ebenfalls von derselben Gruppe angegriffen und durch Messerstiche tödlich verletzt. Richard Berger, ein Ingenieur, war Leiter der zionistischen Ortsgruppe und wurde am 23. Juni 1938 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde (offiziell: Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde). Eine Bande von Nazis unter Führung von Lausegger und Hopfgartner holte Berger in einem Auto ab und fuhr ihn ans Ufer des Inns. Als Berger gesagt wurde, er solle das Auto verlassen, erkannte er seine Situation und leistete Widerstand. Daraufhin wurde ihm der Schädel eingeschlagen und er starb dort an den tödlichen Verletzungen.
Als Todesursache registrierte die Israelitische Kultusgemeinde in den Fällen von Dr. Bauer und Graubart „Brustverletzung", im Falle von Richard Berger „Kopfverletzung". Schwer verletzt wurde Karl Bauer, der aber überlebte. Er war im Ersten Weltkrieg Offizier in der österreichischen Armee gewesen. Er erhielt Messerstiche in den Kopf, an dessen Folgen er bis an sein Lebensende zu leiden hatte.
Der oben genannte Hopfgartner wurde 1951 durch ein österreichisches Gericht zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Lausegger gestand, daß er den Befehl von dem SS Führer Feil erhalten hatte, Berger zu „beseitigen". Doch sollte kein Gebrauch von der Schußwaffe gemacht werden. Auf dem Weg in das Gefängnis in Innsbruck entfloh er seinen Wachen auf dem Bahnhof in Villach und wurde nie wieder gesehen.
Einem Bericht der Gestapo vom 17. November 1938 an den Landeshauptmann von Tirol zufolge, sollen damals noch 30 Juden in Tirol gewohnt haben. Die Liste umfaßte sieben Personen, die nichtjüdische Ehepartner hatten, vierzehn, die angaben, einer anderen Religion anzugehören und neun ältere und kranke jüdische Menschen, die wahrscheinlich bald danach Innsbruck zu verlassen hatten.
Im Herbst 1943 führte der Gestapochef Werner Hilliger weitere Aktionen gegen die verbliebenen jüdischen Menschen durch. In den meisten Fällen waren es jüdische Frauen, die mit nichtjüdischen Männern verheiratet waren. Diese Frauen wurden verhaftet und in das Lager Reichenau gebracht. Von dort aus wurden vier nach Auschwitz verschleppt. Egon Dubsky, ein früherer Likörfabrikant, verheiratet und später von seiner nichtjüdischen Frau geschieden, wurde ebenfalls in das Lager Reichenau eingeliefert. Dort wurde er von Gestapochef Hilliger persönlich erschossen. Egon Dubskys Eltern – der Vater war jüdisch, aber nicht die Mutter – wählten zu Beginn von Hilligers Aktion den Freitod. Da Hilliger aber eigenmächtig gehandelt hatte, wurde er von Berlin aus an weiteren Übergriffen gehindert.
Mit der Emigration von etwa 250 Juden und der Deportierung von etwa 150 anderen hörte die jüdische Gemeinde in Innsbruck auf zu existieren.
Erst in späteren Jahren ist der Antisemitismus, der dort im Lande herrschte, verurteilt worden. Die antijüdische Einstellung in Tirol hat es seit Jahrhunderten gegeben, sie wurde von der Katholischen Kirche geschürt. Zu erwähnen ist die Ritualmordlegende über den „Anderle von Rinn", dessen Leiden später als Kult verewigt wurden. Erst im Jahre 1985 wurde dieser Legende endlich ein Ende bereitet, und zwar durch das mutige Einschreiten des Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher. Das diskriminierende Deckenfresco wurde übermalt.
Nur langsam ließen sich nach 1945 wieder Juden in Innsbruck nieder. Wie in anderen Städten Österreichs, kam es auch hier später zur Bildung einer Kultusgemeinde. Eine Synagoge gab es allerdings noch nicht. Das Innere der alten Synagoge, im unteren Stock der Sillgasse 15 gelegen, war von den Nazis völlig zerstört worden. Das Gebäude selbst wurde 1943 bei Bombenangriffen demoliert und später abgerissen.
Als sich 1961 die Israelitische Kultusgemeinde rekonstituierte, war sie die kleinste in ganz Österreich.5 Ihr Vorsitzender wurde Oscar von Lubomirski, ein polnischer Adliger, der zum Judentum übergetreten war. Damals benutzte die kleine Gemeinde gemietete Räume für alle Funktionen.
Im Mai 1977 soll die Gemeinde 21 Mitglieder gehabt haben, von denen elf Männer und zehn Frauen waren. Nur sechs dieser Personen waren Mitglieder der Vorkriegsgemeinde gewesen.
Eine neue Entwicklung begann im Jahre 1993. Auf Veranlassung der Stadt wurde das Gebäude in der Sillgasse 15 wieder aufgebaut. Es sollte verschiedenen Zwecken dienen. Die Kultusgemeinde erhielt ihre Räumlichkeiten im unteren Geschoß zurück. Der Betraum ist einfach eingerichtet und hat Platz für 50 Personen. Während der Einweihungsfeierlichkeiten überreichte der Innsbrucker Bischof Dr. Reinhold Stecher, der den Anderle - Kult 1985 abgeschafft hatte und dafür eingetreten war, daß die jüdische Gemeinde ihre alten Räumlichkeiten zurückbekam, der Gemeindevorsitzenden, Frau Dr. Esther Fritsch, einen schönen Chanukka-Leuchter.
Die Stadt Innsbruck errichtete im Zentrum der Stadt zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der Verfolgungen ein imposantes Denkmal. Der jüdische Friedhof befindet sich heute in guter Ordnung.
																				 Referenzen Sella, Gad Hugo, Die Juden Tirols, Tel-Aviv, 1979 Anmerkungen 1 Der „Schwarze Tod", eine Pestepidemie, ergriff weite  Teile Europas, besonders während der Jahre 1348 – 1350. Speziell in diesen  Jahren schob man die Verbreitung der Epidemie den Juden zu (z.B.  „Brunnenvergiftung") und machte sie dafür haftbar. Dies führte vielerorts zu  Pogromen und viele Juden wurden zu dieser Zeit getötet oder verletzt. 2 Nach 1930 wohnte nur noch eine jüdische Familie, die  aus zwei Personen bestand, in Landeck. 3 Zu jener Zeit umfaßte Tirol auch Süd-Tirol (Bozen,  Meran), Gebiete, die nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien kamen. 4 Dr. Rimalt besuchte die Jeschiva und höhere Schule in  Krakau. Später absolvierte er die Universität in Wien (Doktor der Philosophie)  und beendete sein Studium am Jüdisch-Theologischen Seminar in Wien 1933. Von  1933 bis 1938 übernahm er das Rabbinat in Innsbruck und wanderte 1939 nach  Palästina aus. In Israel lehrte er Jüdische Geschichte in Ramat Gan und war 26  Jahre lang Mitglied des Parlaments (Knesseth). Er starb dort im Jahre 1987 im  Alter von 80 Jahren.
 Encyclopedia Judaica, Vol. 8, S. 1348/1379.
 Tänzer, Aron, Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg, 1905, S. 31, 46,  177.
 Geier, Wolfgang, Artikel im Aufbau, Oktober 11, 1996.
 Geier, Wolfgang, Artikel im Aufbau, März 26, 1993.
 Jüdisches Jahrbuch für Österreich 5693 (1932/33).