Wer wissen wollte, ob an der Behauptung vom linken  Antisemitismus etwas dran ist, konnte seit Jahren auf eine immer umfangreicher  werdende Literatur zurückgreifen. Zum Antisemitismus bei den Frühsozialisten, in  der europäischen Arbeiterbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts und zum  Verhältnis der marxistischen Klassiker zum Judentum liegen mittlerweile  zahlreiche Studien vor. Zum Antisemitismus in den Staaten des Realsozialismus  ist ebenso geforscht worden wie zum antisemitisch aufgeladenen Antizionismus der  Neuen Linken in den meisten westeuropäischen Ländern. Mittlerweile liegen auch  erste Studien zum Antisemitismus in der österreichischen Linken nach 1945 vor. Auch wenn viele Linke zu den konsequenten Gegnern des  Antisemitismus gehörten, läßt sich eine Tradition des linken Antisemitismus bis  zum Frühsozialismus zurückverfolgen. Von Blanqui bis Fourrier, von Saint-Simon  über Proudhon bis Bakunin kann von der Verharmlosung antisemitischer  Ressentiments bis zu offen rassistisch-antisemitischen Argumentationen alles  nachgeweisen werden. Marx und Engels waren zwar keineswegs wüste Antisemiten,  wie manchmal behauptet wird, aber sowohl in den Marxschen Frühschriften als auch  in zahlreichen Briefen von Marx und Engels finden sich Formulierungen und  Argumentationen, die ein verzerrtes Bild vom Judentum zeichnen und auf  antisemitische Klischees zurückgreifen. Die Interpretation des von Marx 1844  veröffentlichten Textes „Zur Judenfrage" als ein Aufruf zum Judenmord beruht  zwar auf einem Mißverständnis der Marxschen Argumentation. Der Text lädt zu  solchen Mißverständnissen aber geradezu ein. Die frühe Kapitalismuskritik von  Marx hat noch nicht jene Begriffsschärfe entwickelt, wie wir sie aus der  Marxschen Werttheorie kennen, und die nötig ist, um das Umschlagen einer  Ökonomiekritik in ein verfolgendes Ressentiment zu verunmöglichen oder  entscheidend zu erschweren. In der europäischen Arbeiterbewegung ist Antisemitismus immer  wieder geleugnet, verharmlost oder entschuldigt worden. In den schlimmsten  Fällen wurde er — legitimiert als konsequenter Antikapitalismus — offen  propagiert. Als radikalste Form eines linken Antisemitismus können die  stalinistischen Kampagnen gegen Zionismus und Kosmopolitismus gelten. Die von  Lenin geführte Oktoberrevolution hatte den russischen Juden zunächst zahlreiche  Vorteile im Vergleich zur Zarenzeit gebracht. Mit Stalin kam jedoch ein Mann an  die Macht, der bereits im Kampf um Lenins Nachfolge Antisemitismus als Mittel  einsetzte. Für die spätere Entwicklung ist anzunehmen, daß Stalin sich von einem  taktischen zu einem überzeugten Antisemiten gewandelt hat, der am Ende seines  Lebens eine gewaltsame Umsiedlung der sowjetischen Juden in Erwägung zog. Nach  dem Zweiten Weltkrieg unterstützte die Sowjetunion für kurze Zeit das Projekt  der israelischen Staatsgründung. Spätestens Ende der vierziger Jahre wurde der  Antizionismus jedoch zur offiziellen Staatsdoktrin — und zu einem Element  staatlicher Ideologie und Praxis, bei dem die Regierungen der SU, Polens oder  auch der DDR auf die Gefolgschaft ihres Staatsvolks rechnen konnten, wie sonst  bei kaum einem anderen Thema. Während es bei Lenins Antizionismus hauptsächlich um  organisationspolitische Fragen ging und der Zionismus als ein Nationalismus  neben vielen anderen abgelehnt wurde, bekämpfte der Antizionismus nach dem  Zweiten Weltkrieg den Zionismus als eine besondere Form des Nationalismus, die  prinzipiell illegitim sei und alle anderen Nationen bedrohe. In Osteuropa wurde  diese Transformation durch die stalinistischen Führungen vollzogen und auch nach  der Entstalinisierung beibehalten. In Westeuropa war der Antizionismus nach 1945  lange eine Domäne der äußeren Rechten. Mit Ausnahme der dogmatischen, an der SU  orientierten kommunistischen Parteien war die Linke Westeuropas bis 1967  ausgesprochen positiv gegenüber Israel eingestellt. Nach dem Sechs-Tage-Krieg  änderte sich das schlagartig. Zum einen setzte eine linke Kritik an der  israelischen Regierungspolitk ein, die sich zu recht gegen den von konservativer  Seite sofort erhobenen pauschalisierenden Antisemitismus-Vorwurf zur Wehr  setzte. Zum anderen beginnt in dieser Zeit eine antizionistische Agitation, die  eindeutige Affinitäten zum Antisemitismus aufweist, und die bald fast in der  gesamten Linken hegemonial werden sollte. Am deutlichsten zeigte und zeigt sich  das in der BRD. In der westdeutschen Linken lassen sich von der linken  Sozialdemokratie, den Grünen und Alternativen, feministischen Gruppierungen,  K-Gruppen, Autonomen und Antiimperialisten bis zu den bewaffneten Gruppen  Äußerungen und Aktionen finden, die jede Differenzierung zwischen Antizionismus  und Antisemitismus überflüssig erscheinen lassen. Klassische Beispiele dafür  sind der Anschlag der „Tupamaros Westberlin", einer Vorläufergruppe der  „Bewegung 2. Juni", auf das jüdische Gemeindehaus in Westberlin 1969, die  Lobeshymnen der RAF und anderer linker Gruppen anläßlich der Ermordung  israelischer Sportler 1972 in München, die vor Synagogen durchgeführten  Demonstrationen gegen den Krieg Israels im Libanon in den achtziger Jahren, die  Wandparole aus der Hamburger Hafenstraße „Boykottiert ,Israel‘! Waren, Kibbuzim  und Strände/ Palästina — das Volk wird dich befreien/ Revolution bis zum Sieg",  in der zentrale Elemente des linken Antizionismus von der Delegitimierung  Israels über die Ignoranz gegenüber der nationalsozialistischen Judenverfolgung  bis zur Begeisterung für Volk und Lebensraum enthalten sind, oder jener  legendäre „Grüne Kalender", in dem gleich Klartext gesprochen wurde, und die  Herausgeber des Kalenders die Leser aufforderten, nicht bei Juden zu kaufen. In  Österreich findet sich Ähnliches, wenn auch in abgeschwächter Form. In der österreichischen Arbeiterbewegung der Ersten Republik  war man stets bemüht, den Antisemitismus der Massen zu bedienen, was sich unter  anderem darin äußerte, daß die Personifikationen des Kapitals auf den Plakaten  der Wiener Sozialdemokratie nicht selten eine Physiognomie aufwiesen, die  Antisemiten für Juden reserviert haben. Daß die Rothschilds im Zentrum der  Kritik der Sozialdemokraten standen hatte nicht nur mit dem realen Einfluß der  Bankiersfamilie zu tun, sondern paßte auch hervorragend zu den strukturell  antisemitischen Prämissen der grundsätzlichen Kapitalismuskritik in der  Arbeiterbewegung. Nicht ganz zufällig konnte sich der radikale Antisemit Georg  von Schönerer, der sich über Jahre mit demagogischen Angriffen gegen die  Rothschilds hervortat, gewisser Sympathien bei Teilen der Sozialdemokratie  erfreuen. Die Agitation der Sozialdemokraten beschränkte sich aber  keineswegs darauf, gegen die „jüdischen Kapitalisten" zu wettern. Es gab ebenso  massive Angriffe gegen das orthodoxe Judentum und gegen die mehrheitlich zu den  unterprivilegiertesten Schichten gehörenden Juden aus Osteuropa. Die KPÖ war eine der wichtigsten antifaschistischen Kräfte in  Österreich. Die Annahme, daß sie dadurch automatisch frei war von  Antisemitismus, stimmt jedoch keineswegs. Auch wenn der Antisemitismus in allen  anderen österreichischen Parteien bedeutend stärker verbreitet war, agierten  bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch KPÖ-Funktionäre in einer Art  und Weise, die Antisemitismus ignorierte, antisemitische Ressentiments in der  österreichischen Bevölkerung forcierte und zum Teil selbst als antisemitisch  bezeichnet werden muß. 1947 kam es in Bad Ischl wegen einer Streichung der  Milchration für Kinder zu einer Demonstration, die sich nicht in erster Linie  gegen die für diese Maßnahme Verantwortlichen richtete, sondern gegen die in der  Stadt untergebrachten „Displaced Persons". Im Verlauf der Demonstration zog eine  unter anderem von KP-Funktionären aufgepeitschte Menge zur Unterbringung  jüdischer DPs und skandierte dort nach Augenzeugenberichten Parolen wie „Schlagt  die Juden tot!" Wenige Tage danach wurden sechs Personen verhaftet und im darauf  folgenden Prozeß zu extrem hohen Strafen verurteilt, die später deutlich  herabgesetzt wurden. Während der Unterstützungskampagne für die Verhafteten  bestärkte die KPÖ das ohnehin in der Bevölkerung vorhandene Bild von den DPs —  allen voran den jüdischen — als „Schleichhändler", deren Vergehen nicht  geahndet, sondern im Gegenteil mit zusätzlichen Privilegien belohnt würden.  Obwohl die jüdischen DPs nicht mit österreichischen Steuergeldern finanziert  wurden, stellte die „Volksstimme" Berechnungen an, die den Österreichern aus der  Nazi-Zeit durchaus bekannt vorgekommen sein müssen: „600.000 DP kosten uns über  100 Millionen Schilling", „460 Tageskalorien des Arbeiters essen die DP." Auf Grund ihres engen Verhältnisses zur KPdSU begriff es die  KPÖ in den fünfziger Jahren offenbar als ihre Pflicht, der antizionistischen  Propaganda in der Sowjetunion und in den anderen Ostblockstaaten zu  bescheinigen, daß sie absolut nichts mit Antisemitismus zu tun habe. Das ging  soweit, daß selbst noch die antisemitischen Schauprozesse in den fünfziger  Jahren legitimiert wurden. In dern KPÖ-Zeitschriften wurde das Vorgehen im  Slansky-Prozeß in der Tschechoslowakei verteidigt, bei dem elf der vierzehn  Angeklagten, denen vom deklarierten Antisemiten Major Smola eine  „trotzkistisch-zionistisch-titoistische Verschwörung" vorgeworfen wurde, Juden  waren. Auch der sogenannte Ärztekomplott-Prozeß in der Sowjetunion, in dem sechs  Juden und drei weitere Angeklagte als „Agenten des Zionismus" wegen angeblicher  Morde an hohen Staats- und Parteifunktionären und wegen unterstellter Mordpläne  gegen Stalin vor Gericht standen, wurde gerechtfertigt. Die „Volksstimme" konnte  damals in den Angeklagten keine Opfer einer antisemitischen Kampagne erkennen,  sondern erblickte in den Ärzten die Inkarnation des Bösen: „Bestien in  Menschengestalt" Als 1968 die massiven Aktionen gegen Juden in Polen begannen,  gab es innerhalb der KPÖ heftige Diskussionen über eine angemessene Reaktion.  Mit über einem Jahr Verspätung führten diese dann auch zu einer offiziellen  Erklärung, in der die Besorgnis über die Ereignisse in Polen zum Ausdruck  gebracht und der Antisemitismus in der eigenen Partei thematisiert wurde.  Zusätzlich wurde der Nationalismus Israels und jener der Araber verurteilt.  Bevor es zu dieser durchaus bemerkenswerten Resolution kam, veröffentlichte die  „Volksstimme" allerdings die Rechtfertigungsversuche der polnischen KP-Führung  für ihr Vorgehen gegen Juden. Daß KPler heute gerne darauf hinweisen, daß es in  der Partei immer schon kritische Stimmen gegen den Antisemitismus in Osteuropa  und in der eigenen Partei gegeben hat, ist insofern bemerkenswert, als es sich  bei diesen kritischen Stimmen fast ausschließlich um Kommunisten handelte, die  später aus der KPÖ ausgetreten sind oder ausgeschlossen wurden. Später sah die KPÖ nicht nur die Staaten des Realsozialismus  Angriffen durch die scheinbar weltumspannende zionistische Lobby ausgesetzt,  sondern erblickte, passend zu ihrer nationalen Orientierung, auch in Österreich  das „Opfer einer zionistischen Kampagne". Den Anlaß dafür bot die internationale  Kritik an der Entscheidung der damaligen österreichischen Bundesregierung, das  Durchgangslager für sowjetische Juden in Schönau zu schließen. Österreich hatte  damals der Jewish Agency Transitlager zur Verfügung gestellt, über die seit  Beginn der siebziger Jahre zehntausende Juden aus der Sowjetunion nach Israel  ausreisen konnten. 1973 nahmen zwei Mitglieder der pro-syrischen Gruppe „Adler  der palästinensischen Revolution" drei jüdische Emigranten und einen Zöllner in  Österreich als Geiseln und forderten die Beendigung der Einwanderung  osteuropäischer Juden nach Israel. Nach Verhandlungen mit der  Kreisky-Administration kamen die Geiseln frei. Die Gegenleistung der  österreichischen Regierung bestand in der Schließung des Durchgangslagers  Schönau. Stößt ein Nachgeben gegenüber bewaffneten linken Gruppen in der Regel  auf scharfe Kritik, war die Begeisterung über die Schließung dieses Lagers in  Österreich nahezu einhellig. Auch die KPÖ begrüßte das Ende der „zionistischen  Menschenschmugglerzentrale". Seit 1968 forcierte die KPÖ ihre Kritik an Israel. Zunehmend  wichtig wurde seit dieser Zeit der Antizionismus der Neuen Linken. Seit Beginn  der siebziger Jahre wird von linken österreichischen und arabischen Gruppen vor  allem an der Wiener Universität Propaganda gegen Israel betrieben, die sich in  einigen Punkten nur mehr marginal von den zeitgleich verbreiteten Schriften  rechter Gruppierungen unterscheidet. Der Kommunistische Bund Wien betrieb eine  spezifische Form linker Vergangenheitsbewältigung. Die Maoisten schrieben, daß  durch die israelische Repression „die gleichen Praktiken von den zionistischen  Machthabern gegen das palästinensische Volk" angewendet würden, wie sie die  Nazis gegen die Juden angewendet haben. Den Beweis für die Existenz von  israelischen Lagern, in denen eine bürokratisch organisierte und industriell  betriebene Massenvernichtung von Menschen stattfindet, blieben sie  verständlicherweise schuldig. In den achtziger Jahren führen die Aktivitäten von Linken und  Grün-Alternativen mehrfach zu Protesten in jüdischen Zeitschriften. Nachdem 1982  auf einer Demonstration die Parole „Begin ist ein Nazi-Faschist!" gerufen wurde  und 1983 in einem Demonstrationsaufruf der Alternativen Liste Wien und der  Gewerkschaftlichen Einheit vom „vorsätzlichen Genozid" an den Palästinensern die  Rede war, wurde die Linke von der „Gemeinde", dem offiziellen Organ der  Israelitischen Kultusgemeinde, mit dem Vorwurf der Geschichtsentsorgung  konfrontiert. Seit den neunziger Jahren wird ein antisemitisch aufgeladener  Antizionismus in Österreich vor allem im antiimperialistischen Milieu  verbreitet. In diesem Milieu wird immer wieder darauf verwiesen, daß Israel  „seit Beginn seines Bestehens seine Existenz auf Gewalt gegründet" hat. Dabei  wird so getan, als wäre das eine Besonderheit des israelischen Staates. Dieser  massiven Kritik an Israel entspricht die völlige Abwesenheit einer  grundsätzlichen Staatskritik in antizionistischen Kreisen. Was man an Israel  kritisiert — seine Staatsgewalt und seine Nationswerdung inklusive der  nationalen Mythen — wünscht man sich für die palästinensischen Brüder und  Schwestern. Staat und Nation sind im Bewußtsein der Antizionisten  Erfüllungsgehilfen auf dem Weg zur Emanzipation — es sei denn, sie werden von  Juden in Anspruch genommen. Während es für die meisten Antizionisten feststeht, daß Juden  weder ein Volk noch eine Nation sind, können sie von Palästinensern kaum mehr  anders reden als in der kollektivierenden Form des „palästinensischen Volkes".  Derartiges ist typisch für eine Linke, die ihre Solidarität mit Menschen nur  dann in Gang setzen kann, wenn sie die Objekte ihrer Solidarität zuvor zu  Völkern kollektiviert oder deren Selbstkollektivierung übernommen hat. Daß die  Palästinenser ein Volk sind, steht für den Antizionismus außer Zweifel.  Schließlich haben sie, angeblich anders als die Juden, einen Boden, der ihnen  rechtmäßig zustehe. Nimmt man die antizionistische Propaganda beim Wort, so sind  es nicht die Menschen, sondern der Boden, der befreit werden muß. Versprach man  in der eingangs erwähnten Parole aus der Hamburger Hafenstraße diesem auf den  Namen „Palästina" getauften Stück Erde: „Das Volk wird dich befreien", so  versichert man ihm in Wien: „Dein Volk wird siegen!" Menschen können sich von  Ausbeutung und Herrschaft befreien. Ein Stück Erde hingegen kann nicht von  Unterdrückung, sondern nur von auf ihm lebenden Menschen „befreit", also  gesäubert werden. Diese Menschen sind in diesem Fall die in Israel lebenden  Juden. Die Existenz von Antisemitismus in der Linken ist evident. Im  Antizionismus tritt er als eine spezifische Form des Antisemitismus nach  Auschwitz auf, der sich aus Mangel an konkreten Haßobjekten gegen den  kollektiven Juden, den Staat Israel, richtet. Daß die im Antizionismus durchaus  angelegten Vernichtungsphantasien nicht Realität geworden sind, verdankt sich  der israelischen Staatsgewalt. Antisemitismus in der Linken manifestiert sich aber nicht nur  im Antizionismus. Heute wäre eine Diskussion über strukturellen Antisemitismus  wünschenswert. Ein zentrales Moment des modernen Antisemitismus ist der Haß auf  die abstrakte Seite der kapitalistischen Warenproduktion, die in den Juden  biologisiert wird. Am deutlichsten wurde das bei der im Nationalsozialismus  vorgenommenen Trennung in deutsches „schaffendes Kapital" und jüdisches  „raffendes Kapital". Die Grundlage dieser Trennung ist aber keineswegs eine  Erfindung der nationalsozialistischen Ideologie, sondern die tendenziell allen  Menschen in der heutigen Gesellschaft geläufige Unterscheidung in Arbeitsplätze  schaffende Industriekapitalisten einerseits und das scheinbar unproduktive  Kapital der Zirkulationssphäre andererseits. Gerade in den heutigen Debatten  über die Globalisierung finden sich auch in der Linken zahlreiche  Argumentationen, die zwar nicht unbedingt inhaltliche Affinitäten, aber eben  strukturelle Ähnlichkeiten zum Antisemitismus aufweisen.
Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien, gehört zu der Gruppe Café Critique (www.cafecritique.priv.at) und arbeitet als freier Autor in Tel Aviv. Er ist Herausgeber von „Transformation des Postnazismus. Der deutsch-österreichische Weg zum demokratischen Faschismus" (ça ira 2003) und „Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus" (ça ira 2006).n