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UNGARN: Antisemitismus und jüdisches Selbstbewusstsein

Silvia PERFLER

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Ungarn ist heute die Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden Osteuropas. In den letzten 150 Jahren durchlebten Juden in diesem Land eine wechselvolle Geschichte. Besonders seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts leistete die jüdische Bevölkerung einen enormen Beitrag zur Kultur und zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Im Zuge der Ausgleichsgesetzgebung von 1867 erreichten sie die rechtliche Gleichstellung, ein lang ersehntes Ziel. Budapest, die Geburtstadt der Väter des Zionismus, Theodor Herzl und Max Nordau, war zu dieser Zeit ein Zentrum jüdischer Kultur und Gelehrsamkeit. Ungarn war damit die Wiege der nationaljüdischen Bewegung, gleichzeitig aber auch ein Land, in dem der Großteil der Juden assimiliert lebte.

Es folgten auch hier schwere Zeiten, dominiert von antijüdischer Gesetzgebung, Verfolgung während der nationalsozialistischen Besetzung und Unterdrückung während der kommunistischen Ära. Seit der politischen Wende 1989 blicken die Juden wieder mit mehr Optimismus in die Zukunft. Das Bewusstsein für die jüdische Religion ist wieder erwacht. Gleichzeitig riskiert man als Jude auf den Straßen leider immer noch, angepöbelt zu werden. Antisemitismus ist in Ungarn eine aktuelle Problematik. Dieses Ergebnis bestätigte jüngst eine Studie, herausgegeben von der Anti-Defamation League. Ein großer Teil der befragten Personen zeigte antijüdische Ressentiments - ein höherer Prozentsatz als in den anderen Ländern der Vergleichsstudie.1

Um die Situation im heutigen Ungarn besser einschätzen und verstehen zu können, lohnt es sich, einen Blick auf die jüngere Vergangenheit des Landes zu werfen und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zu beleuchten.

Luftansicht des Holocaust Museums
© László Schäffer, Holocaust Memorial Center Budapest

Die Schoah, ein schwieriges Kapitel der ungarischen Geschichte

Im März 1944 besetzten die Nationalsozialisten das Land, um einen Separatfrieden Ungarns mit den Alliierten zu verhindern. Zur Durchführung ihrer Judenpolitik benötigten die deutschen Besatzer die Hilfe der ungarischen Behörden. Die Judendeportationen wurden von der ungarischen Regierung unter Admiral Miklós Horty bewilligt und unterstützt. Die Ungarn stellten sich teilweise als willige Helfer heraus und gingen in vielen Situationen mit großer Härte vor. Zwischen Mai und Juli 1944 wurden über 400.000 ungarische Juden ins Konzentrationslanger Auschwitz verschleppt. In weniger als drei Monaten wurde Ungarn, mit Ausnahme von Budapest, „judenfrei" gemacht.

Am 7. Juli stellte die Regierung nach Intervention von verschiedener Staaten wie den USA und des Vatikans die Deportationen vorübergehend ein. Nach dem Sturz von Admiral Horty im Oktober 1944 wurde die Judenverfolgung unter der faschistischen Bewegung der Pfeilkreuzler von Ferenc Szálasi allerdings wieder aufgenommen. Die jüdische Bevölkerung wurde in dieser Phase des Krieges vorwiegend als Zwangsarbeiter an der österreichisch-ungarischen Grenze eingesetzt. In den letzten Monaten vor dem Einmarsch der Roten Armee wurden 76.000 ungarische Juden auf die so genannten „Todesmärsche" geschickt. In Budapest kam es zu Erschießungen. Juden wurden an das Donauufer verschleppt, dort ermordet und in den Fluss geworfen.

Es zählt zu den Tragödien des Zweiten Weltkrieges, dass fast eine halbe Million Juden in Ungarn innerhalb weniger Monate, kurz vor dem Sieg der Alliierten, nach Auschwitz deportiert wurden. Schon vor dem Einmarsch Hitlers wurden der jüdischen Bevölkerung fundamentale Grundrechte entzogen, dennoch überlebte der größte Teil die ersten Kriegsjahre. Ungarn galt lange Zeit als relativ sicher für die jüdische Bevölkerung. Nicht umsonst wurde der ungarische Staat im Ausland als „Judeninsel" bezeichnet. Auch Hitler ortete, vor der Besetzung Ungarns aber auch am Höhepunkt der antisemitischen Maßnahmen, eine Resistenz innerhalb der Budapester Regierung. Schon im Sommer 1941 befürchtete Hitler, dass Ungarn der letzte Staat sein könnte, in dem sich Juden halten würden. Admiral Horty weigerte sich zunächst die deutsche Rassenpolitik uneingeschränkt auf Ungarn zu übertragen. Schließlich leistete auch die ungarische Bevölkerung einen wesentlichen Beitrag, indem sie jüdische Mitbürger versteckten. Rund 200.000 Juden überlebten so die Schoah in Ungarn.

 

Synagoge, Teil des Holocaust
Museums
© Holocaust Memorial Center Budapest

Wie in anderen Staaten Europas, speziell in den ehemaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion, wurden der Faschismus und die Verantwortung des ungarischen Staates aus der offiziellen Geschichtsschreibung ausgeklammert. Erst nach der politischen Wende wurde in den letzten Jahren langsam und zaghaft damit begonnen, bislang tabuisierte Bereiche der nationalen Geschichte aufzuarbeiten.

Bis vor ein paar Jahren beschränkte sich die Erinnerung an die Schoah auf jüdische Friedhöfe und auf von jüdischen Gemeinden gestifteten Gedächtnisstätten wie den Erinnerungsbaum vor der großen Synagoge in Budapest. Jetzt aber wurden von staatlicher Seite wichtige Impulse gesetzt. Im April 2005 wurde südlich des Parlaments in Budapest ein Mahnmal des Künstlers Gyula Pauer errichtet. Entlang des Donauufers stehen 60 Paar Schuhe aus Metall, die an die dortigen Erschießungen von Juden in den letzten Kriegswochen erinnern.

Das ehrgeizigste Projekt der letzten Jahre ist mit Sicherheit die Holocaust-Gedenkstätte. Das Museum ist das fünfte seiner Art weltweit und das erste Osteuropas. Die Eröffnung fand an einem besonderen Tag, dem 15. April 2004, statt, am 60. Jahrestag des Beginns der Ghettoisierung und der Deportationen der ungarischen Juden. Das Museum wurde von vielen Seiten begrüßt, die Umsetzung beinhaltete allerdings einige Kritikpunkte. Statt einen Standort beispielsweise auf dem Gebiet des ehemaligen jüdischen Ghettos zu wählen, wurde das Museum inmitten kleiner Straßen gebaut, ohne signifikanten geschichtlichen Bezug, versteckt und schwer mit dem Auto erreichbar. Kritisiert wurde ebenfalls, dass es zum Zeitpunkt der Eröffnung keine permanente Ausstellung gab, die die Verfolgung der Juden in Ungarn vollständig dokumentiert hätte. Gezeigt wurden ausschließlich Fotografien ungarischer Juden bei der Ankunft in Auschwitz.

 

Erinnerungswand mit den Namen
der ermordeten Juden
© Holocaust Memorial Center Budapest

Das Museum hat sich mittlerweile etabliert und versteht sich als ein Forum der Erinnerung und der Diskussion. Neben der permanenten Ausstellung über die Schoah kann man wechselnde Ausstellungen wie die aktuelle über das Leben der Anne Frank besuchen. Zu speziellen Gelegenheiten, wie dem Tag der Erinnerung am 16. April und dem internationalen Holocaustgedenktag, werden zusätzliche Programme, Vorträge und Diskussionsrunden angeboten.

Kommunistische Ära: Ungarn ein Sonderfall?

György Pick wurde in Ungarn geboren, erlebte die Schoah als Kind mit, überlebte, und beendete im kommunistischen Budapest seine Ausbildung, bevor er 1956 nach Amerika auswanderte – ein häufig zu findendes jüdisches Schicksal in Ungarn. György Pick maturierte an einer jüdischen Schule und war beim Eintritt in die Universität wie vor den Kopf gestoßen, als ihn andere Studenten wegen seines jüdischen Glaubens mieden oder sogar beschimpften.2

Wie in den anderen kommunistischen Staaten Europas gab es auch in Ungarn offiziell weder Nationalismus noch Antisemitismus. Judenfeindschaft existierte allerdings weiter und wurde in den meisten kommunistischen Staaten unter dem Deckmantel des Antikapitalismus offen zur Schau gestellt. Wie die Erfahrungen von György Pick zeigen, schwelten Ressentiments auch in Ungarn unter der Oberfläche weiter.

Bei den Geschehnissen in der kommunistischen Ära in Ungarn können viele Parallelen zu anderen Ländern unter sowjetischem Einfluss gezogen werden. Doch in gewisser Hinsicht stellt Ungarn eine positive Ausnahme unter diesen Staaten dar: Die jüdische Frage spielte innerparteilich eine viel geringere Rolle und Antisemitismus wurde nicht wie beispielsweise in Polen, als politisches Instrument von der Regierung eingesetzt.

In der kommunistischen Ära waren viele Juden in der politischen Elite zu finden. Ab 1947 gab es eine jüdische Führungsspitze in der kommunistischen Partei Ungarns, das so genannte Vierergespann. Mátyás Rákosi, Ernö Gerö, Milhály Farkas und Jozsef Révai dominierten die Politik, alle vier waren Juden. Für die ungarische Öffentlichkeit wurden die Jahre 1947 bis 1956 als eine Periode der jüdisch- politischen Dominanz empfunden. In dieser Beziehung war die Situation in Ungarn ähnlich wie in anderen realsozialistischen Staaten. Dort wurde von der Bevölkerung eine scheinbar enge Verbindung zwischen Juden und Kommunismus angenommen. Schließlich spielte der Antisemitismus auch in den Schauprozessen, die am Beginn der 50er Jahre in kommunistischen Ländern abgehalten wurden, eine wesentliche Rolle. 1949 fand der erste große Schauprozess Osteuropas auf ungarischem Boden statt. Unter den Anklagepunkten tauchte „Zionismus" auf, ebenso, wie ein „Kosmopolit" zu sein. Das Thema einer weltweiten jüdischen Verschwörung war in Ungarn im Gegensatz zu anderen Staaten allerdings von zweitrangiger Bedeutung.

Mátyás Rákosi, der an der Spitze des Staates und der Partei stand, führte innerparteiliche „Säuberungen" durch und schaltete so mögliche Rivalen aus. Nachdem der Partei viele Juden angehörten, war ihr Anteil sowohl auf der Seite der Verfolgten als auch der Verfolger hoch.

 

Holocaust-Mahnmal des Künstlers Gyula Pauer © Tomas Szabo

Während der kommunistischen Regierungszeit litten Juden unter religiösen Einschränkungen. Jüdische Institutionen wurden geschlossen. Handwerkliche Betriebe und Unternehmen wurden verstaatlicht, ebenso private Arztpraxen. Maßnahmen trafen die jüdische Bevölkerung sehr. Ab 1951 mussten viele als „unproduktive Elemente" aus Budapest und anderen Städten in abgelegene Dörfer abwandern.

Ab den späten 50er Jahren wurde das Klima günstiger für die jüdische Bevölkerung. Das kommunistische Regime gewährte ihnen im Land allerdings keinerlei Unterstützung. In Budapest existierte das Rabbinerseminar weiter, von den Machthabern geduldet. Es war das einzige in der kommunistischen Welt, eine Art Vorzeigeprojekt.

Die jüdische Gemeinde Ungarns

Nach Frankreich, Großbritannien und Deutschland ist die jüdische Gemeinde Ungarns die viertgrößte in Europa. Ein Großteil der etwa 80.000 - 100.000 Juden lebt in Budapest. Nach 1989 wurde es erstmals wieder möglich, sich offen zum Judentum zu bekennen. In der Zeit der kommunistischen Herrschaft behielt man seine jüdische Identität besser für sich. Einige junge Ungarn stellten in den letzten Jahren erstaunt fest, dass sie Juden sind. In ihren Familien wurde die eigene Religion nicht thematisiert. Das ist jetzt anders: Viele Eltern bringen ihren Kindern verstärkt die jüdische Religion näher, andere – auch ältere Menschen - besinnen sich auf die eigenen Wurzeln und setzen sich mit ihrem Glauben bewusst auseinander. Das jüdische Leben gedeiht wieder. In Budapest gibt es neben jüdischen Schächtern, Bäckern und Restaurants an die zwanzig Synagogen. Dazu zählt auch der Tabaktempel, das größte jüdische Gotteshaus Europas. Auch im restlichen Land konnten sich jüdische Gemeinden wieder offener entfalten. Seit der politischen Wende 1989 wurden eine Reihe von Synagogen und einige jüdische Friedhöfe des Landes renoviert.

 

Holocaust-Mahnmal des Künstlers Gyula Pauer
© Pál Tamás

Die Situation für jüdische Ungarn hat sich in den letzten Jahren mit Sicherheit wesentlich verbessert. Dennoch: Wer sich zum jüdischen Glauben bekennt, hat auch heute noch mit Vorurteilen in der Bevölkerung zu kämpfen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Initiativen von jüdischer wie auch von nicht-jüdischer Seite ergriffen, um gegen Vorurteile und Feindseligkeiten in der Bevölkerung vorzugehen. Eine Initiative geht von der Organisation „Haver" aus. Einige jüdische Jugendliche schlossen sich zusammen und gründeten mit Rabbiner Tamás Verö die Gruppe. Auf Festivals und in Schulen wenden sie sich nun vorwiegend an die junge Generation. Spielerisch aber doch direkt sollen diese mit ihren eigenen Vorteilen konfrontiert werden.

In einer Schulklasse werden Fotos verteilt. Jeder Schüler soll nun raten, welche Personen Juden sind. Die Verwunderung steht so manchem ins Gesicht geschrieben, als Vertreter der Gruppe Haver erklären, dass alle Personen auf den Fotos Juden seien. Viele wurden zum Nachdenken angeregt. Damit hat Haver ihr Ziel erreicht.3 Diese und ähnliche Projekte sind ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung von Vorurteilen gegenüber Juden.

Nationalismus: jüdische Ungarn oder ungarische Juden?

Sind Juden Ungarn? In der Zwischenkriegszeit wurde diese Frage mehrheitlich verneint und hatte eine ausgrenzende, antijüdische Gesetzgebung zur Folge. Auch heute gibt es Ungarn, die diese Frage mit Nein beantworten würden.

Nach der politischen Wende, dem Ende des Kalten Krieges und dem EU-Beitritt lebten in den ehemals kommunistischen Staaten, so auch in Ungarn, unterdrückte nationalistische und antisemitische Strömungen wieder auf und vermischten sich mit antieuropäischen und fremdenfeindlichen Vorurteilen. Die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen im Hintergrund der Globalisierung verunsicherten die Bevölkerung und mündeten in die Angst, die eigene nationale Identität verlieren zu können. In der Folge wurde von einigen Seiten das Bild einer homogenen ungarischen Kultur heraufbeschworen. In diesem Kampf um die eigene Kultur ist Antisemitismus ein wesentliches politisches Instrument.

Ein Element ist die These der so genannten „umgekehrten Assimilation". Sie besagt, dass die Ungarn in ihrem eigenen Land inzwischen in der Minderheit seien, nachdem der Versuch der Juden und Liberalen gelungen sei, die ungarische Nation ihrem Stil und Denken anzugleichen.

Charakteristisch ist diese Denkweise für die MIÉP, die Wahrheits- und Lebenspartei. Ihr politischer Führer, István Csurka, machte immer wieder mit antisemitischen und rassistischen Aussagen von sich reden. Auch vor westlichen Gesprächspartnern stellte er seine Ansichten unverblümt dar. Die MIÉP war zwischen 1998 und 2002 im ungarischen Parlament vertreten und hatte in dieser Zeit wesentlichen Einfluss auf das kulturelle Leben und die Medien Ungarns. Auch wenn die Partei bei den Wahlen 2002 an der 5% - Hürde scheiterte und István Csurka in der Folge zu einer politischen Randfigur wurde, sind seine Einstellungen in der ungarischen Gesellschaft weit verbreitet. Unter den rechten Gruppierungen ist die MIÉP immer noch die dominierende Kraft. Das Feindbild ist für István Csurka das „internationale Finanzkapital", das die Ursache für die Probleme in Ungarn sei.

Man findet diese und ähnliche Überzeugungen auch in rechten Kreisen anderer Länder wie beispielsweise Deutschland, Frankreich oder Polen. Neu und charakteristisch für Ungarn ist die Betonung des kulturellen Aspekts. Der gegenwärtige Antisemitismus in Ungarn ist eine kulturelle Haltung, die auf einem romantischen Ideal der Nation beruht und ihre Wurzeln in der Zwischenkriegszeit hat.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Machtübernahme der Faschisten gedachten zehntausende Menschen der Opfer dieser Zeit. Auch ungarische Neofaschisten wollten den Anlass für eine Kundgebung nutzen. Darunter war die ungarische Zukunftsbewegung (Jövö Csoport), geleitet von der 26-jährigen Studentin Diana Bacsi. Bacsi erregte mediales Aufsehen, indem sie, die Hand zum Hitlergruß erhoben, vor Journalisten posierte und Juden als „minderwertige Rasse" bezeichnete. Sie wurde verhaftet und wegen Volksverhetzung verurteilt. Nichtsdestotrotz zeigt der Fall Bacsi das Problem im Umgang mit Neonazis auf. Es gibt in Ungarn keine Gesetze, die Wiederbetätigung, wie etwa in Deutschland, untersagen.

Solche offenen Angriffe der rechten Szene bilden in Ungarn ebenso eine Ausnahme wie tätliche Übergriffe. Im Wesentlichen manifestiert sich Antisemitismus in verbalen Angriffen, Slogans an den Hauswänden und in zunehmendem Maße auf einschlägigen Internetseiten.

Dem Premierminister Ferenc Gyurcsány und der ungarischen Regierung ist das Problem eines verbreiteten Antisemitismus in der ungarischen Bevölkerung bewusst, und sie nimmt es ernst. Es ist ein Anliegen der Regierung, rechtsradikale Tendenzen und Antisemitismus zu bekämpfen. Im Parlament unterschrieben beispielsweise alle darin vertretenen Parteien eine Erklärung gegen Intoleranz und Antisemitismus.

Besondere Anstrengungen werden im Bereich der Bildung getroffen. Hier geht es vor allem auch um Geschichtsaufarbeitung. In der Yad Vashem’s International School for Holocaust Studies finden Kurse für Lehrer statt. Jedes Jahr besuchen viele interessierte ungarische Pädagogen die angebotenen Programme. Im Mittelpunkt stehen der Unterricht über den Holocaust und die Geschichte der Juden in Ungarn ebenso wie der Umgang mit Antisemitismus. Ähnliche Kurse werden mittlerweile auch in Ungarn selbst angeboten.

Mit dem Ziel, Antisemitismus in den Medien aufzudecken und zu bekämpfen, wurde vom Magazin „Szombat" die Internetseite www.antiszemitizmus.hu eingerichtet. Artikel mit antijüdischen Inhalten werden gesammelt und auf der Internetseite mit Analysen und Erklärungen ergänzt veröffentlicht.

Es zeigt sich also, dass beachtliche Anstrengungen unternommen werden, um Antisemitismus entgegenzuwirken und die Erinnerung an die Schoah wach zu halten. Die von verschiedenen Seiten gestarteten Initiativen sind auf jeden Fall ein Schritt zur Förderung von Toleranz. Allerdings müssen diese und ähnliche Maßnahme auch in Zukunft fortgesetzt werden, um langfristig etwas bewirken zu können.

Anmerkungen

1 Die Studie wurde durchgeführt in: Österreich, Belgien, Niederlande, Ungarn, Schweiz und Großbritannien. Detaillierte Ergebnisse sind im Internet abrufbar auf der Homepage der ADL: www.adl.org

2 György Pick arbeitet als Holocaustüberlebender freiwillig im United States Holocaust Memorial Center mit. Anlässlich des Symposiums „Holocaust in Hungary" im November 1999 sprach er über sein Leben in Ungarn.

3 Zur Gruppe „Haver" gibt es einen Filmbeitrag von Arte (Junge Ungarn gegen Antisemitismus). Das Video ist auch im Internet abrufbar unter: www.rbb-online.de/_/absolut/beitrag_jsp/key=3017760.html n