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Ewigkeit trotz Vergänglichkeit:

Ernst WERBIK

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Der  jüdische Friedhof Dürnkrut wurde 1904 von der Chewra Kadischa Dürnkrut angekauft, ist 1.661 m2 gross und grenzt an den Ortsfriedhof an. Der Zugang ist über den Weg des alten Waldbades und ein Feld an der nördlichen Mauerseite möglich. Der Friedhof sollte eigentlich von der Gemeinde Dürnkrut gepflegt werden, macht aber trotz Hinweisen auf die Dringlichkeit einen verwahrlosten Eindruck. Das Mähen des Grases wurde in der Vergangenheit durch Eigeninitiative eines Dorfbewohners veranlasst und finanziert.

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Eingang zum Jüdischen Friedhof vom Feldweg. Fotos mit freundlicher Genehmigung: E. Werbik

Gemäss einem Auszug aus dem „Heimatbuche Dürnkrut" von 1968 von Dr. Gustav Holzmann gab es 1880 in der Gemeinde 18 Personen mosaischen Glaubens. 1910 zählte man in Dürnkrut 62 Menschen der israelitischen Konfessionsgruppe, 1934 waren nur noch 27 Juden in Dürnkrut.

1951 und 1961, vermutlich aus Anlass der Volkszählung, scheint nur eine Person auf, die der israelitischen Religion in Dürnkrut angehört.

Vertreibung und Ermordung nach 1938

Nach einer Reihe von persönlichen Demütigungen erfolgte schon  im Juli und August 1938 die Vertreibung der Juden aus Dürnkrut. Im Oktober 1938 mussten alle Personen, die damals als Mischling nach dem Reichs-Rassen-Gesetz eingestuft wurden, Dürnkrut verlassen.

Nach ihrer Vertreibung kam es zur Konfiskation des Eigentums an Liegenschaften, und als Schlussstrich unter die Geschichte des mosaischen  Bevölkerungsteiles von Dürnkrut betrachteten die damaligen Träger der örtlichen Macht das Einebnen des israelitischen Friedhofes. Im Jahr 1942 gab es  keinen einzigen mosaischen Gemeindeangehörigen mehr. Dürnkrut war - in der damaligen Ausdrucksweise - „judenrein" geworden.

Das weitere Schicksal der jüdischen Mitbürger ist erschütternd: Durch  Selbstmord endete 1942  die Kaufmannsehepaare Altbach und Lustig. In den Gaskammern des Dritten Reiches fanden im gleichen Jahr folgende Dürnkruter den Tod: das Glasermeisterehepaar Friedrich Blau,  die Witwe Cäcilie Krakauer,  das Viehhändlerehepaar Rosenberg, das Bahnbeamtenehepaar Fuchs und der Ökonom Samuel Krakauer. Bereits 1939 starb der Branntweinhändler Oskar Koppel in der Wiener Irrenanstalt „Am Steinhof", nur seiner Schwester Martha Koppel gelang die Flucht nach England.

Die besondere Tragik dieser Menschen israelitischer Konfession war jedoch, dass ihr gewaltsames Vertreiben bei einem Grossteil der übrigen Bevölkerung Dürnkruts keinen empörten Widerhall fand.

Aufruf

Um in Dürnkrut oder Waidendorf einen Gedenkstein aufstellen zu können, der die Namen von vormals in diesen Gemeinden wohnenden jüdischen Familien auflistet, bittet Herr Ernst Werbik um zweckdienliche Informationen. Generell ist Herr Werbik am Schicksal all jener Personen interessiert, die dem NS-Regime Widerstand leisteten und diesen entweder mit Flucht, Verschleppung, Ermordung oder Selbsttötung bezahlten.