Ausgabe

Die Pfefferfälscher. Geschichte einer Familie.

Monika Kaczek

Inhalt

Der Tropfen, in dem man das ganze Meer sehen kann

Monika Sznajderman:
Die Pfefferfälscher. Geschichte
einer Familie.

Aus dem Polnischen und mit einem Nachwort von Martin Pollack
Berlin: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2018
280 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 28,80 Euro
ISBN: 978-3-633-54290-1
Auch als EBook erhältlich

Zur Autorin

Monika Sznajderman wurde 1959 in Warschau geboren. Sie studierte Kulturanthropologie und promovierte am Institut der Künste der Polnischen Akademie. Seit 1996 leitet sie mit ihrem Ehemann, dem Autor und Journalisten Andrzej Stasiuk, den Verlag Czarne in Wolowiec (Südpolen). In ihrem Buch Die Pfefferfälscher. Geschichte einer Familie (Originaltitel: Falszerze pieprzu. Historia rodzinna)1 beschäftigt sie sich nicht nur mit der Shoah, sondern auch mit der gesellschaftlichen Situation im Polen der Kriegs- und Nachkriegszeit. Gerhard Zeilinger im Standard: „In Radom, wo die jüdischen Vorfahren der Autorin herstammen, werden 1945 die Juden auf Flugblättern aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Wer nicht gleich verschwindet, wird umgebracht. Je tiefer Sznajderman in der Wunde der Familiengeschichte gräbt, umso aktueller wird ihr Buch, denn es rührt an ein Thema, das in Polen zu einem umstrittenen Gesetz geführt hat. Seither ist es strafbar, eine polnische Mitwirkung am Holocaust zu behaupten. Sznajderman durchbricht dieses Diskursverbot und formuliert eine schreckliche Wahrheit: dass Polen indirekt Nutzniesser des Holocaust war “2

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Zum Buch

Während des Zweiten Weltkriegs überlebt Monika Sznajdermans Vater Marek mehrere Konzentrations- und Vernichtungslager und kehrt anschliessend nach Warschau zurück. Jahrzehntelang schweigt er über die Erlebnisse und spricht nicht einmal mit seiner Familie darüber. Doch eines Tages taucht ein Kuvert aus den USA auf, das von Verwandten, von deren Existenz bisher niemand wusste und die in der 1920-er Jahren nach Amerika emigriert waren, geschickt wurde. Anhand von zahlreichen Fotos, die dem Brief beiliegen, beginnt Monika Sznajderman im Stadtarchiv von Radom und in Berichten ihres Grossonkels Eliasz Sznajderman zu recherchieren. Doch sie findet nur wenige Zeugnisse über die einst grosse jüdische Familie. Im Gegensatz zum Vater stammen die Vorfahren ihrer Mutter Małgorzata aus der polnischen Oberschicht und sind national sowie antisemitisch eingestellt. Die polnischen und die jüdischen Grosseltern lernen einander nie kennen.

In seinem Nachwort schreibt Martin Pollack, der Die Pfefferfälscher grossartig übersetzt hat, über Monika Sznajdermans Verdienst: „Der Bericht über ihre jüdische und polnische Familie ist ein literarisches Werk und ist zugleich ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument. Es ist wie mit dem Tropfen, in dem man das ganze Meer sehen kann: Es ist Monika Sznajderman gelungen, in einem kleinen, engen Ausschnitt die tragische Geschichte Polens im 20. Jahrhundert zu zeigen, mit ihren dunklen und düsteren Seiten, aber auch mit vielen grossen Momenten.“ (S. 270)

 

1 Der Titel bezieht sich auf falsche Nachrichten über Vertreiber von gefälschtem Pfeffer; diese „Berichte mussten“ in den Zeitungen der Ghettos erscheinen.

 

2 Gerhard Zeiinger: Monika Sznajderman hat ein Buch über den Umgang Polens
mit dem Holocaust geschrieben. Rezesnion, 20. April 2019,
https://www.derstandard.at/story/2000101724809/monika-sznajderman-hat-ein-buch-ueber-den-umgang-polens-mit (aufgerufen:05.08.2019)