Ausgabe

Jüdisches Leben in Oberösterreich

Thomas STELZER, Landeshauptmann von OÖ

Inhalt

Jüdinnen und Juden verbindet mit unserem Land eine mehr als 1000-jährige Geschichte, deren Wurzeln bis in die Jahre zwischen 904 und 906 zurückreichen. Damals wurde im kleinen Ort Raffelstetten bei Linz eine „Zollordnung“ verfasst, die die Handelsströme zwischen dem Mittelmeer und dem slawisch geprägten Nordosten Europas regeln sollte. In dieser Ordnung ist von „Juden und sonstigen Händlern“ ausdrücklich die Rede. 

Die folgenden Jahrhunderte des Lebens der Jüdinnen und Juden in Oberösterreich sind geprägt von einem ständigen Auf und Ab zwischen Zuwanderung und Vertreibung, lebendiger Kultur und schrecklichen Anfeindungen, von friedlichem Zusammenleben und grausamem Antisemitismus. Es würde den Rahmen dieses Textes sprengen, all diese oft tragischen und grausamen Entwicklungen im Detail anzuführen und nachzuzeichnen. Entwicklungen, die auch vor dem 20. Jahrhundert nicht halt gemacht haben. 

1923 zählte man 931 Juden in Linz, 1938 noch rund 800. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich begannen im nunmehr nationalsozialistischen Gau Oberdonau die Übergriffe auf jüdische Vermögen. Jüdinnen und Juden mussten Unmenschliches ertragen, wurden in Konzentrationslager deportiert, ermordet.

Als 1946 einige wenige überlebende Mitglieder der ehemaligen jüdischen Gemeinde Linz zurückkehrten, bemühten sie sich mit Unterstützung des Landes Oberösterreich und der Stadt Linz um die Wiedererrichtung der Israelitischen Kultusgemeinde Linz.  Simon Wiesenthal hat in Linz das Jüdische Dokumentationszentrum zur Aufklärung der Verbrechen der NS-Zeit begründet. 1968 schliesslich konnte am Ort der 1938 zerstörten Synagoge die neue Linzer Synagoge begründet werden, 2015 wurde sie mit Unterstützung des Landes Oberösterreich und der Stadt Linz restauriert.

Heute ist die Linzer Synagoge ein lebendiges Zentrum des jüdischen Glaubens in unserem Land, aber auch ein wichtiger interkonfessioneller Treffpunkt. Die Linzer Synagoge wird so auch zum Symbol der Hoffnung, dass das Gedenken an die Vergangenheit festhält, aber zugleich Brücken in die Zukunft baut.