„Museum unter der Lupe“ ist eine Spezialveranstaltung des Jüdischen Museums Wien, die im Herbst 2000 ins Leben gerufen wurde. Nicht das Museum liegt dabei unter der Lupe, sondern ganz bestimmte Objekte, die von den KuratorInnen des Hauses ausgewählt werden. Es kann sich bei den ausgewählten Stücken um dreidimensionale Objekte, Judaica, Archivalien und auch Gemälde handeln. So unterschiedlich die präsentierten Objekte sind, so sehr unterscheiden sich die erzählten Geschichten: So kann es um jüdische Feiertage im Jahres- oder Lebenszyklus gehen, um bedeutende Persönlichkeiten des Wiener Judentums, um ganz einfache Leute von nebenan, um das Alte Jüdische Museum und seine Sammlung, um Verlust und Restitution und um das 1990 gegründete Jüdische Museum Wien.
„Museum unter der Lupe“ gibt BesucherInnen die Möglichkeit, bestimmten Objekten im Museum „einen Schritt“ oder besser gesagt „einen Blick“ näher zu kommen. Zumeist kann man in Museen Ausstellungsstücke nur hinter Glas betrachten, man kann sie nicht aus der Nähe anschauen und schon gar nicht darf man sie anfassen. Das darf man bei „Museum unter der Lupe“ zwar auch nicht, doch die Objekte stehen auf einem Tisch, man kann sie von verschiedenen Seiten anschauen, man kann um sie herum gehen und ihnen ziemlich nahe kommen. Die Objekte werden zu Hauptfiguren, die vorführen, was „Museum“ sein kann, ein Ort für Geschichte(n). Die jeweils halbstündige Präsentation macht deutlich, dass – wie Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek im Museums-Newsletter schreibt - „ (...)
ein historisches Objekt keine bloße Illustration eines Ereignisses oder einer Situation sein muss. Die Geschichte gibt dem Objekt einen eigenen „Charakter”, der erst nach der Hinterfragung seiner verschiedenen Dimensionen offenbar wird. Erst nach Erfassung dieser Vielschichtigkeit wird das Objekt zu einem annähernd Ganzen und damit zu einem musealen Stück im Sinne eines auch für die Zukunft zu bewahrenden, weil aussagekräftigen Objekts. Und unter aussagekräftigem Objekt ist dabei dasjenige Objekt zu verstehen, das im Museum nicht neutralisiert, sondern positioniert wird, eben durch die bewusste Offenlegung möglichst vieler ihm innewohnender Dimensionen. Einhundertprozentig erschließbar wird ein Objekt wohl kaum sein, denn sein „Sitz im Leben” ist in der Geschichte, in einer spezifischen, vergangenen Situation, die getragen war von spezifischen, vergangenen, individuellen Menschen. Sein Kontext ist daher nicht bis ins Letzte rekonstruierbar. Trotzdem muss ein Objekt nicht nur einfach ein Postillon aus der Vergangenheit sein, der seine Nachricht einem Empfänger überbringt und sich dann wieder in die Vergangenheit zurückzieht. Und die Nachricht muss sich nicht auf ihren vordergründigen Inhalt reduzieren, auch die Zwischenzeilen wollen gelesen und die Codes entschlüsselt werden. Und schließlich muss der Empfänger - und das ist nicht nur der museale Raum, das ist auch der öffentliche Raum, das ist das Museumspublikum - schließlich muss der Empfänger sich Rechenschaft darüber geben, ob er die Nachricht des Postillons überhaupt annehmen will, oder ob sie zurückgeschickt wird in das Vergessen – mit dem Vermerk „Adressat unbekannt“. Der gesamte Text ist unter
http://www.jmw.at/de/newsletter_27___28_-_ein_torav.html nachzulesen.
„Museum unter der Lupe“ findet einmal im Monat, immer an einem Donnerstag um 18.00 Uhr statt. Für diese Veranstaltung ist der Eintritt frei!
Die genauen Termine erfahren Sie auf der Museumswebsite www.jmw.at