Ausgabe

Die Peitav Synagoge in der Altstadt von Riga Ihr Gotteshaus überlebte die Menschen

Charles E. Ritterband

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Die lettische Hauptstadt Riga ist

berühmt für ihre Jugendstil-Bauwerke. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die einzige Synagoge von Riga, welche die Shoah überlebt hat die Peitav Synagoge ein Juwel dieses Architekturstils darstellt. Sie wurde 1903–1905 erbaut, nach einem Entwurf des

Architekten Wilhelm Neumann.

Inhalt

Beim Gang durch die stimmungsvolle Altstadt von Riga, fernab des weltberühmten Jugenstil-Viertels, stossen wir überraschend auf ein Juwel der Art-Nouveau-Epoche: die Peitav Synagoge oder Peitav-Shul (lettisch: Peitavas Ielas Sinagoga). Erbaut wurde dieses G’tteshaus, das als einziges die Zerstörung der vielen Synagogen und Bethäuser durch die deutsche Besatzungsmacht im Jahr 1941 überlebt hat, von Wilhelm Neumann (1849 Grevesmühlen – 1919 Riga).

 

Seine Erhaltung verdankt der wunderschöne Bau der Tatsache, dass er in der dicht verbauten Altstadt liegt und Brandstiftung diesen Teil der Altstadt gefährdet hätte. Nachdem das G’tteshaus von den Besatzern und ihren litauischen Komplizen entweiht worden war, diente es als Lagerhaus. Es ist hier wie auch andernorts erschütternd, dass zwar das Bauwerk überlebt hat, die Menschen aber, welche sich hier zum Gebet versammelt hatten, grösstenteils brutal ermordet wurden: eine edle, aber leere Hülle.

Im Kiefernwäldchen von Rumbula (deutsch: Rummel), heute im gleichnamigen Stadtteil von Riga gelegen, ermordeten SS-Angehörige Ende 1941 an lediglich zwei Tagen mehr als 27.000 lettische und 1.053 Berliner Juden. In den von den Nazis niedergebrannten anderen Synagogen der Stadt starben die dort eingeschlossenen Juden einen schrecklichen Verbrennungstod.

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Blick zum Thoraschrein der Rigaer Peitav Synagoge. Foto: Avi1111 dr. avishai teicher, Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Peitav_Synagogue.JPG

 

Die jüdische Gemeinde in Lettland beziehungsweise in Riga ist die grösste aller drei baltischen Staaten und dennoch nur ein Schatten ihrer einstigen Grösse: sie zählt insgesamt noch achttausend Personen.

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Die Peitav Synagoge in Riga, 2022. Foto: Charles E. Ritterband, mit freundlicher Genehmigung.