Da die jüdische Gemeinde in Gmunden der Linzer Kultusgemeinde zugeordnet war und so auch deren Gemeindeeinrichtungen mitbenutzte, versuchte man in Gmunden Ende des 19. Jahrhunderts einen eigenen Tempel, Friedhof und Mikwe genehmigt zu bekommen. Die Ansuchen wurden aber immer wieder von der Stadt Gmunden abgelehnt. Noch 1895 kam in 14-tägigen Abständen Rabbiner Moriz Friedmann (1883-1923) von Linz in die Schulen nach Gmunden und Bad Ischl, um den Religionsunterricht in beiden Gemeinden abzuhalten. Als Bethaus wurde ein Raum im noch heute existierenden Gasthaus "Zum Hirschen" benützt. Die "Villa Adler" war von ungefähr 1918 bis 1938 (Besitz Josef Adler und Käthe Jocher, geb. Adler) der Standort des Gmundner Betsaals und zugleich Aufbewahrungsort für die Kultusgegenstände. Erst nach dem ersten Weltkrieg gelang es kleineren Gemeinden wie eben auch Gmunden, Bethäuser, rituelle Bäder oder Friedhöfe zu gründen. Bis 1923 diente als Beth Hachajjim ein kleiner Platz auf dem evangelischen Friedhof, da die Überführungen nach Linz zu teuer geworden waren. Als die russische Pianistin Lilia Kanevskaya unvorhergesehen im 23. Lebensjahr verstarb und der kleine Platz auf dem evangelischen Friedhof nicht mehr für ein weiteres Grab ausreichte, versuchte man auf den benachbarten katholischen Friedhof auszuweichen. Der zuständige Dechant Michael Gusenleitner soll jedoch, einer Überlieferung zufolge, zur Anfrage seiner jüdischen Mitbürger nur abfällig gesagt haben: "...Juden kommen auf meinem Friedhof höchstens auf den Selbstmörderwinkel...". Um den Streit zu schlichten, war die Stadt Gmunden bereit, ihren jüdischen Mitbürgern einen eigenen kleinen Pachtgrund zur Verfügung zu stellen. Aus alten Bürgerspitalsgründen bekam man eine Parzelle im Ausmaß von 350 m², außerhalb der katholischen Friedhofsmauer gelegen, als Pachtgrund zugewiesen. Nachdem auf dem Grund eine Aufbewahrungshalle gebaut und das neue "Haus des Lebens" mit einer Mauer umgeben wurde, ging man daran, die Gräber auf dem evangelischen Friedhof zu exhumieren und auf dem eigenen "Gmundner Israelitenfriedhof" zu bestatten. Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gekommen waren, fühlten sich auch in Österreich etliche katholische Laien, Priester und Mönche bemüßigt, über Juden öffentlich ihre Meinung kund zu tun. Als eines der bekanntesten Negativbeispiele, das in die Geschichte des katholischen Antisemitismus einging, gilt der "Hirtenbrief über wahren und falschen Nationalsozialismus" des Johannes Maria Gföllner, Bischof von Linz. In diesem Brief versuchte er zwar einerseits seine Diözese vor den Gefahren der NS-Ideologie zu warnen, andererseits glaubte er aber selbst an die Verschiedenheit der Rassen mit all ihren Stereotypen. Denn Gföllner schrieb, dass der schädliche Einfluss "... des Judentums zu bekämpfen und zu brechen ... nicht nur gutes Recht, sondern strenge Gewissenspflicht eines jeden überzeugten Christen.." sei. Die Folge solch einer "Christenpflicht" war, dass man begann, den jüdischen Einrichtungen wie eben auch den Friedhöfen nicht mehr den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Viele fühlten sich nun mit dem "Segen der katholischen Kirche versehen" und begannen auch Gräber zu schänden. Da man durch solche Grabschändungen während der NS-Zeit nicht mehr exakt die genaue Anzahl der Gräber auf dem Gmundner Friedhof nachvollziehen kann, nimmt man an, dass von 1923 bis 1938 die Chevra Kadischa (1860 gegründet) auf diesem Friedhof an die zwanzig Bestattungen durchgeführt hatte. Mit dem Einzug der Nationalsozialisten im Jahre 1938 wurde der Pachtvertrag aufgelöst und der Friedhof in einen Gemüsegarten umgewidmet. Gerüchten zufolge hatte man sogar vor, die Gräber der letztbegrabenen Toten zu öffnen, um die Särge anschließend öffentlich verbrennen zu lassen. Schließlich transportierte man die Grabsteine "nur" ab und brachte sie auf einen Privatgrund. Friedhofsmauer und Aufbewahrungshalle wurden abgerissen und die Gräber eingeebnet, wobei weitere Grabsteine auf "Nimmer Wiedersehen" verschwanden. Auf dem heute wiedererrichteten Friedhof kann man auf den noch vorhandenen Grabsteinen folgende Namen lesen: Rosa Alt, Sigmund Bauer, Anna Baumgartner, Markus Diamant, Familie Hilell Finkelstein, Ignaz Fischer, Samuel Kormany, Familie Perla, Familie Sigmund und Pauline Rujder, Ignaz und Anna Wlk und Ottilie Mandler (um nur einige zu nennen). Eines der jüngsten Gräber ist das des ehemaligen KZ-Häftlings Jechiel Gurmann (geb. in Markow), der auf dem Weg ins Land Israel in Gmunden am 15. Kislew 1945 verstorben ist. Der Friedhof wird von der Stadtverwaltung Gmunden gepflegt und befand sich im September 2002 beim Besuch der Autorin im Vergleich zu etlichen anderen jüdischen Friedhöfen in Niederösterreich in einem beispielhaft gut gepflegten Zustand.